Von: mk
Rom – Experten in Italien ziehen die tägliche Veröffentlichung der Corona-Neuinfektionen zunehmend in Zweifel. Dazu zählt unter anderem Matteo Bassetti, Primar für Infektionskrankheiten am Krankenhaus San Martino in Genua.
In einem Radiointerview erklärte er, dass die abendlichen Berichte nichts aussagen und nur Angst erzeugen. Italien sei das einzige Land, das daran festhalte.
„Welchen Sinn macht es zu sagen, dass wir 250.000 Personen mit positivem Testergebnis haben? Man muss unterscheiden, ob es sich um symptomatische oder asymptomatische Fälle handelt, ob die Betroffenen sich zu Hause oder im Krankenhaus befinden“, erklärte Bassetti.
Wenn man in Italien so weiter mache, komme es zu einem psychologischen und sozialen Lockdown. „Fahren wir mit diesen unbegründeten Tests fort, kommen wir an einen Punkt mit so vielen positiven Testergebnissen und den entsprechenden Kontakten, dass das Land stillsteht“, betonte Bassetti.
In dieselbe Kerbe schlägt auch der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Pierpaolo Sileri. „In dieser neuen Phase der Pandemie sind die Daten in Zusammenhang mit der Hospitalisierung, der Intensivpatienten und der Todesfälle wichtiger als die schiere Anzahl der Neuinfektionen“, erklärt Sileri laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa. Mit der Omikron-Variante sei die Pandemie in eine neue Phase getreten. Die hohe Anzahl der Neuinfektionen schlage sich nicht in einem proportionalen Anstieg der Hospitalisierungen und der Intensivpatienten nieder.
„Es gilt weiterhin, wachsam zu bleiben. Doch es hat den Anschein, dass die klinischen Auswirkungen dieser Variante weniger schwerwiegend im Vergleich zur Delta-Variante sind“, betonte Sileri. Italienweit sind derzeit 26 Prozent der Krankenhausbetten mit Corona-Patienten belegt.