Von: Ivd
Teheran/Rom – Die italienische Journalistin Cecilia Sala befindet sich seit dem 19. Dezember 2024 in iranischer Haft. Die Reporterin der Tageszeitung Il Foglio war mit einem offiziellen Arbeitsvisum im Land, um Interviews zu führen. Kurz vor ihrer geplanten Rückreise wurde sie von der iranischen Polizei festgenommen und in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gebracht. Dort sind vor allem politische Dissidenten und Aktivisten inhaftiert.
Die genauen Anschuldigungen gegen Sala bleiben bislang unklar. Das italienische Außenministerium bestätigte ihre Festnahme und erklärte, dass man “intensiv mit den iranischen Behörden zusammenarbeite, um die rechtliche Situation zu klären und ihre Haftbedingungen zu überprüfen.” Seit ihrer Verhaftung hatte die Journalistin zwei Telefonate – eines mit ihrer Mutter und eines mit ihrem Lebensgefährten, ebenfalls Journalist. Laut seinen Angaben versicherte Sala, es gehe ihr gut.
„Cecilia ist keine Abenteurerin“
Claudio Cerasa, Chefredakteur von Il Foglio, äußerte sich in einer Erklärung tief besorgt über die Inhaftierung: „Cecilia hatte ein reguläres Visum für den Iran. Sie war nicht undercover. Sie ist eine kompetente, gut vorbereitete und umsichtige Journalistin. Ihre Verhaftung ist unerklärlich und bösartig.“
Sala war am 12. Dezember in den Iran gereist und arbeitete dort an mehreren journalistischen Projekten, darunter einer Podcast-Folge mit Zeinab Musavi, einer iranischen Komikerin, die öffentlich die Hidschab-Pflicht kritisiert. Ihr letzter veröffentlichter Beitrag befasste sich mit einem Interview mit einem ehemaligen Kommandeur der Revolutionsgarde.
Politische Spannungen im Hintergrund
Die Festnahme Salas erfolgte nur einen Tag, nachdem in Italien ein iranischer Staatsbürger in Zusammenhang mit einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien verhaftet wurde. Es wird spekuliert, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen besteht.
Das Evin-Gefängnis, in dem Sala festgehalten wird, gilt als eines der berüchtigtsten Haftanstalten der Welt. Berichte über Folter, willkürliche Haft und schlechte Bedingungen prägen seinen Ruf.
Internationale Reaktionen
Die Europäische Union hat angekündigt, die Situation aufmerksam zu verfolgen. Auch der italienische Außenminister Antonio Tajani betonte, den Fall „mit größter Aufmerksamkeit“ zu behandeln. Am vergangenen Freitag besuchte die italienische Botschafterin in Teheran Sala im Gefängnis und berichtete, sie sei „physisch in Ordnung.“
Il Foglio ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Fall nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Es geht um das Leben einer Journalistin, die sich aus unerklärlichen Gründen in einem der dramatischsten Gefängnisse der Welt befindet,“ so Chefredakteur Cerasa.
Die Inhaftierung wirft ein Schlaglicht auf die anhaltend schwierige Situation der Pressefreiheit im Iran. Während Journalisten, Aktivisten und Dissidenten dort regelmäßig Repressionen ausgesetzt sind, wächst die Sorge um das Schicksal von Cecilia Sala.
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