Stahlriese Danieli geht voran

Italiens Wirtschaft setzt auf Mini-Atomreaktoren

Dienstag, 11. März 2025 | 11:11 Uhr

Von: luk

Udine – Während die Politik noch über eine Rückkehr zur Kernenergie debattiert, treiben einige der größten italienischen Unternehmen bereits konkrete Projekte voran. Der Stahlriese Danieli hat eine strategische Partnerschaft mit Newcleo geschlossen, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung kleiner, schneller Reaktoren spezialisiert hat. Diese modularen, bleigekühlten Mini-Atomkraftwerke sollen helfen, Stahlproduktion umweltfreundlicher und energieeffizienter zu machen.

Industrie drängt auf schnelle Genehmigungen

Danieli – führend im Anlagenbau für die metallurgische Industrie – folgt damit dem Beispiel des Schiffbaukonzerns Fincantieri, der bereits mit Newcleo kooperiert, um künftig nuklear betriebene Schiffsantriebe zu entwickeln. Doch bevor diese Technologie in Italien Realität wird, braucht es neue gesetzliche Rahmenbedingungen. Seit dem Volksentscheid von 1987 ist Kernenergie im Land bekanntlich vom Tisch. Die Regierung Meloni hat nun aber mit einem Gesetzesentwurf erste Schritte unternommen, um den Weg für „nachhaltige“ Mini-Reaktoren zu ebnen.

Newcleo-CEO Stefano Buono setzt auf eine beschleunigte Genehmigung für Unternehmen, die ihre Reaktortechnologie bereits in anderen EU-Ländern registriert haben. Sein ehrgeiziger Zeitplan:

  • Ende 2025: Erste ausführungsreife Projekte für Italien
  • Ende 2026: Inbetriebnahme eines Demonstrationsreaktors
  • 2031: Fertigstellung des ersten voll betriebsfähigen Reaktors in Frankreich
  • 2033: Lieferung von vier weiteren Mini-Reaktoren in die Slowakei

Atomkraft als Schlüssel zur grünen Industrie?

Für Danieli ist die Partnerschaft mit Newcleo ein wichtiger Schritt in Richtung klimaneutrale Stahlproduktion. Unternehmenspräsident Alessandro Brussi sieht in der Atomenergie eine Möglichkeit, CO₂-intensive Prozesse ohne fossile Brennstoffe zu betreiben, berichtet der Corriere della Sera. Auch die Europäische Kommission unterstützt solche Entwicklungen mit Milliardeninvestitionen und will die Verbreitung modularer Reaktoren beschleunigen.

Allerdings bleibt das Thema Atomkraft in Italien umstritten. Während Wirtschaftsminister Adolfo Urso sich klar für Mini-Reaktoren ausspricht, trifft die Technologie in der Bevölkerung nach wie vor auf Widerstand.

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