Nachtleben: Bei Missachtung der Covid-19-Maßnahmen strenge Strafen – VIDEO

„Jetzt ist keine Zeit für die ‘Movida’, sonst steigen die Ansteckungen“

Freitag, 22. Mai 2020 | 07:53 Uhr

Von: ka

Rom – Nach zwei Monaten Lockdown genossen besonders die jungen Leute die Abende und Nächte des letzten Wochenendes. Allerdings schreckten die in den sozialen Netzwerken vielfach geteilten Bilder und Videos, die Jugendliche und Erwachsene eng zusammengedrängt und ohne Gesichtsmasken beim Feiern und Tanzen oder beim Essen und Trinken zeigen, die Virologen und Epidemiologen, die die verantwortlichen Politiker beraten, auf. In Italien ist die Angst groß, dass unverantwortliches Verhalten die Anstrengungen der letzten beiden Monate zunichtemacht. Angesichts dieser unhaltbaren Zustände beschloss die Regierung, hart durchzugreifen.

Am vergangenen Ausgehwochenende feierten und tanzten besonders die wochenlang „eingesperrten“ jungen Leute, als gäbe es kein Morgen. Die Bilder und Videos der tanzenden und feiernden Jugendlichen, die in den sozialen Netzwerken vielfach geteilt wurden, riefen schnell die Experten, die die Politiker beraten, auf den Plan. Deren Angst ist, dass die „Movida“ – dabei handelt es sich um einen ursprünglich spanischen Begriff, der das ausschweifende und laute Nachtleben junger Leute in den Ausgehvierteln beschreibt – die Anstrengungen der letzten Monate zunichtemacht und zu einem Anstieg der Ansteckungskurve führt.

„Jetzt ist es nicht Zeit für die „Movida“, sonst steigen die Ansteckungen wieder an“, so Ministerpräsident Giuseppe Conte. Italien, das sich in der Phase 2 befindet, ist gerade dabei, die eigene Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, und hofft, im nahenden Sommer auch ausländische Touristen wieder nach Italien locken zu können. Das Letzte, was das Land dabei brauchen kann, sind erneut ansteigende Ansteckungsraten. Damit sich ein solches Wochenende nicht wiederholt, beschloss die römische Regierung, hart durchzugreifen. Innerhalb kürzester Zeit wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, das für jene Personen und Lokale, die Covid-19-Verordnungen missachten, strenge Strafen vorsieht.

Um in Zukunft Menschenansammlungen und Verstöße gegen die soziale Distanzierung zu vermeiden, werden die Ordnungskräfte jene Straßen und Plätze der größeren Städte, die als Treffpunkte und Ausgehorte der jungen Leute gelten, bis spät in die Nacht hinein verstärkt patrouillieren. Dabei sollen die Ordnungskräfte vor allem darauf achten, dass keine Menschenaufläufe stattfinden, und dass in Situationen, wo im Freien die Einhaltung des Mindestabstandes von einem Meter nicht mehr möglich ist, die Gesichtsmasken getragen werden. Die Beamten der Carabinieri, der Polizei, der Finanzwache und der Lokalpolizei sind angewiesen, die Feiernden in erster Linie zu informieren und nicht sofort zu strafen.

Für Personen, die keine Einsicht zeigen, sieht das Maßnahmenpaket hingegen Geldstrafen von 400 bis 3.000 Euro vor. Die Inhaber von Lokalen, in denen die Covid-19-Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten werden, riskieren neben sehr hohen Geldstrafen sogar die zeitweilige Schließung ihres Betriebs und die damit einhergehende Suspendierung der Lizenz. Die Regierung kam in jüngster Vergangenheit den Inhabern der Lokale sehr entgegen und gestattete ihnen, ohne Steuern zu verlangen, zusätzlichen öffentlichen Grund zu besetzen und mehr Tische aufzustellen. Umso mehr erwarten sich die Behörden daher heute, dass von den Lokalinhabern alle Corona-Bestimmungen streng eingehalten werden.

Sollten alle Maßnahmen und Einzelstrafen für Personen oder Lokale keine Früchte tragen, erlaubt das vom Ministerpräsidenten unterschriebene Dekret den Bürgermeistern, einzelne öffentliche Straßen und Plätze für einen bestimmten Zeitraum zu schließen.

ANSA/FRANCESCO NUCCIO

Die bisher erfolgreich verlaufende Phase 2 – alle für die Coronaepidemie maßgeblichen Parameter bescheinigen Italien eine Eindämmung der Ansteckungen – darf laut den Virologen und Epidemiologen, die die Politik beraten, nicht darüber hinwegtäuschen, dass Italien noch immer mitten im Kampf gegen Sars-CoV-2 steckt. Bei allem Verständnis für die Ausgehwünsche der jungen Leute kann dieser Kampf gegen das Virus nur gewonnen werden, wenn sich alle an die Regeln halten.