Von: Ivd
Rom – „Selbst ein Stern ist noch zu viel“ – diese und andere missgünstige Kommentare könnten in Italien bald der Vergangenheit angehören. Die italienische Tourismusministerin Daniela Santanchè (Fratelli d’Italia) hat ein Gesetz vorgestellt, dass Online-Rezensionen auf Informationsplattformen wie Yelp und TripAdvisor an eine Ausweispflicht koppelt. Unternehmen haben dadurch mehr Möglichkeiten, gegen unliebsame Kommentare vorzugehen.
Ziel des Gesetzes ist es, Bewertungen für Konsumenten transparenter zu machen. Die betroffenen Unternehmen können demnach auf eine Löschung der Kommentare beim Seitenbetreiber bestehen, wenn die Nutzer innerhalb von zwei Wochen keinen Nachweis darüber erbringen, dass sie tatsächlich das Etablissement besucht haben. Wie ein solcher Beweis aussehen könnte, ist bislang nicht definiert. Voraussichtlich soll aber das Kartellamt die umfangreiche Überprüfung vornehmen.
Geschäft mit Bewertungen
Aktuell werden Bewertungen häufig verwendet, um das Ergebnis in die eine oder andere Richtung zu verfälschen. Unliebsame Gäste und Konkurrenten können bislang nur mit weniger Einschränkungen Negativbewertungen hinterlassen. Die Betreiber selbst können hingegen für positive Bewertungen bezahlen und das Ergebnis nach oben beeinflussen.
Auch älteren Kommentaren geht es an den Kragen: Die betroffenen Unternehmer können bei den Plattformen darauf bestehen, dass Kommentare gelöscht werden, wenn sie älter als zwei Jahre alt sind. Auch verschärft das Gesetz die Richtlinie für den Kauf von positiven Bewertungen. Sollte das Gesetz in der Form in Kraft treten, wäre es das erste dieser Art in Europa. CNN geht jedoch davon aus, dass das Gesetz ohne Gegenstimmen durch beide Kammern geht.
Folgen für Südtirol
Das Gesetz könnte insbesondere in Südtirol spürbare Auswirkungen haben, einer Region, die traditionell stark vom Tourismus lebt. Zwar schützt das Gesetz hiesige Tourismus-Unternehmer vor unlauteren Angriffen auf ihre Reputation, doch bietet es auch ein Einfallstor für Missbrauch. Besonders rigorose und einflussreiche Unternehmen oder Verbände könnten ihre Macht und ihr Budget dafür missbrauchen, gegen alle Negativbewertungen vorzugehen.
Die Initiative könnte auch Herausforderungen für kleine Betriebe mit sich bringen, die sich bisher auf Mundpropaganda und Onlinebewertungen verlassen haben. Die Unternehmer müssten die Kommentare immer noch einzeln bei den Seitenbetreibern melden und stehen damit gerade bei kleinen Belegschaften vor unproportional mehr bürokratischem Aufwand.
Signalwirkung für Europa
Italiens Vorstoß könnte eine Signalwirkung für andere europäische Länder haben. Fake-Bewertungen sind ein bekanntes Problem, das das Vertrauen von Verbrauchern in die Glaubwürdigkeit von Plattformen und Unternehmen beeinflusst. Sollte das Gesetz tatsächlich in Kraft treten, kommt es auf die Umsetzung an, ob es für mehr oder noch weniger Transparenz sorgt.
Aktuell sind 4 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen