Von: mk
Rom – Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Herstellung und den Verkauf synthetischer Lebensmittel verbietet. Wie die Regierung in Rom klarstellt, geht es um Lebensmittel, die aus einer Zellkultur stammen.
Verstöße sollen mit Geldstrafen zwischen 10.000 und 60.000 Euro geahndet werden. Die Waren werden beschlagnahmt. Synthetischen Lebensmitteln wird ein großes Potenzial für die Herstellung von Produkten zugeschrieben, die wie Fleisch aussehen und schmecken, ohne dass dafür ein Tier getötet werden muss.
In Rom ist unterdessen erst kürzlich das Restaurant “Impact food” eröffnet worden, das sich selbst als “das erste nachhaltige Steakhaus der Hauptstadt” bezeichnet. Mit falschen Chicken-Nuggets und Burgern aus Gemüse oder 3D-gedrucktem Fleisch zieht das Lokal im Nobelviertel Parioli experimentierfreudige Kunden an, die sich vor den hohen Preisen nicht scheuen. Immerhin kostet ein Fast-Food-Menü mit Sandwiches im mittleren Preissegment rund 15 Euro. “Impact food” ist bislang der einzige Importeur von Laborfleisch in Italien.
Ettore Prandini, der Präsident des Bauernverbands Coldiretti, unterstützte hingegen den Gesetzesentwurf der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni. Der Verband hat erst kürzlich eine Petition ins Leben gerufen, um ein Verbot synthetischer Lebensmittel zu erwirken. In nur kurzer Zeit konnten eine halbe Millionen Unterschriften gesammelt werden.
“Die Lügen über Lebensmittel aus dem Reagenzglas bestätigen die präzise Strategie der multinationalen Konzerne, die mit geschickten Marketingmaßnahmen versuchen, die natürlichen, auf Qualität und Tradition beruhenden Ernährungsgewohnheiten, zu verändern”, erklärt Pandini Medienberichten zufolge.
SVP-Senatorin Julia Unterberger kritisiert den Vorstoß der Regierung. Der Gesetzesentwurf verbiete den Verkauf von etwas, das es in Italien noch gar nicht gebe. Vor allem liegt die Genehmigung für den Verzehr aufgrund einer von Italien mitgetragenen Entscheidung nicht bei der Regierung, sondern bei der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit und der Europäischen Kommission“, so Unterberger.
Stattdessen sieht sie Potenzial in der Forschung. Viele kleine Unternehmen sollten unterstützt werden, um herauszufinden, ob Laborfleisch den Wasserverbrauch, die CO2-Emissionen, den Einsatz von Antibiotika und die Zahl der Massentierhaltungsbetriebe reduzieren könne. Außerdem könne man die Entwicklung sowieso nicht aufhalten.
Kritikern zufolge ist der Wasserverbrauch von synthetisch hergestellten Lebensmitteln nach wie vor hoch. Außerdem werde Tierleid nicht vermieden, weil fetales Kälberserum als Nährlösung verwendet wird.
Die Rechtsregierung in Rom will die traditionelle Lebensmittelproduktion in Italien verteidigen. Auf Vorschlag von Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat das Kabinett entschieden, die italienische Küche für die diesjährige Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO vorzuschlagen. Das Außenministerium leitet das Dossier nun an die UNESCO weiter. Eine Bewertung soll bis spätestens im Dezember 2025 vorliegen.