Von: ka
Palma de Mallorca/Genua/Arezzo – Bruno und Franca Rossi, die Eltern von Martina Rossi, haben nie an den Unfalltod oder den Selbstmord ihrer Tochter geglaubt und an ihrem Grab geschworen, Licht in Martinas letzte Stunden zu bringen.
Es war der dritte August 2011. Martina Rossi – eine 20-jährige Architekturstudentin aus Genua – befand sich mit zwei Freundinnen in ihrem ersten Urlaub als Erwachsene auf der spanischen Ferieninsel Mallorca. An einem Abend lernten die drei Freundinnen vier junge Männer aus Arezzo kennen. Nachdem sie den Tag darauf ebenfalls mit den Männern am Strand verbracht hatten, trafen sie sie am Abend wieder. Diesmal war aber das Programm etwas anders. Die zwei Freundinnen Martinas nahmen zwei der Männer mit auf ihr Zimmer, und da die junge Architekturstudentin nicht als Spielverderberin gelten wollte, willigte die 20-Jährige der Einladung der beiden anderen, Alessandro Albertoni und Luca Vanneschi, ihnen auf deren Zimmer zu folgen, ein. Wenige Minuten später stürzte die nur mehr mit einem Slip und einem Hemd bekleidete Martina Rossi vom Balkon in den Tod.
Die spanische Polizei schloss den Fall in Rekordzeit ab und meinte, dass Martina Rossi entweder Opfer eines Unfalltodes oder einer Mutprobe wie Balconing geworden sei oder Selbstmord begangen habe. Martinas Eltern begaben sich sofort nach Spanien und stießen dort auf eine Mauer des Schweigens. Die „Freunde“ gaben der Polizei sogar an, dass Martina einen Joint geraucht habe. Ihre Eltern aber wussten, dass ihre Tochter nie mit Drogen in Berührung gekommen war, was ihren Verdacht erhärtete, dass in Wahrheit Martinas letzte Minuten ganz anders verlaufen seien.
Nachdem sie auf Mallorca genug Informationen gesammelt hatten, entschlossen sie sich, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Ein Jahr später wurden zuerst jene zwei Männer vernommen, die sich im Zimmer der Freundinnen befanden. Die vielen „Gedächtnislücken“ der beiden veranlassten die Ermittler sogar, die beiden ersten Männer wegen Falschaussage zu verklagen. Als Alessandro Albertoni und Luca Vanneschi – jene zwei Männer, mit denen sich Martina am Abend ihres Todes im Zimmer befunden hatte – einvernommen wurden, wurden sie im Warteraum abgehört. Dort verrieten sich die beiden Männer selbst, indem sie von „sexueller Gewalt“ sprachen. Ein Verdacht, der vorher nie im Raum stand.
In der Folge zog sich die Schlinge um Alessandro Albertoni und Luca Vanneschi immer enger. Die Staatsanwaltschaft von Arezzo ordnete die Exhumierung der sterblichen Überreste von Martina Rossi an. Die Experten entdeckten an ihrem Leichnam einen Kieferbruch, Kratzspuren an beiden Armen und eine ungewöhnliche Abschürfung am Rücken. All diese Verletzungen passen nicht zu einem tödlichen Balkonsturz. Diese und andere Verdachtsmomente reichten aus, Alessandro Albertoni und Luca Vanneschi wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und versuchter sexueller Gewalt anzuklagen. Der Antrag gegen die beiden heute 24- und 25-jährigen Männer das Hauptverfahren zu eröffnen, liegt bei der Staatsanwaltschaft bereits in der Schublade.
Die letzten Worte aber gehören Martinas Vater:
„Ich hoffe, Martina bekommt endlich Gerechtigkeit. Aber auch, dass jemand nachsieht, was an Orten wie Palma de Mallorca passiert. Haltet eure Kinder von diesen Orten fern. Haltet sie fest.“
Martina Rossi: I due giovani per cui è stato chiesto il rinvio a giudizio, intercettati mentre attendono di essere interrogati #chilhavisto pic.twitter.com/M2kQZ3Vcmx
— Chi l'ha visto? (@chilhavistorai3) November 30, 2016