Von: mk
Rom – Die italienische Anwältin Cathy La Torre, die sich auf die Verteidigung der Rechte von schwul-lesbischen und Transgender-Personen konzentriert, zeigt sich empört über die verbale Entgleisung eines Richters. Um ihre Mandantin zu schützen, will die Anwältin nicht den Ort preisgeben, wo sich das Gericht befindet.
„Es ist etwas sehr Schwerwiegendes vorgefallen“, erklärte die Anwältin Medien gegenüber. Marta, eine junge transsexuelle Frau, wollte vor Gericht die anagraphische Änderung ihres Namens und ihres Geschlechts beantragen. Doch der Richter soll der Anwältin zufolge nur eine Frage gestellt haben. „Arbeiten Sie?“ Als Marta dem Richter erklärte, dass es für transsexuelle Menschen praktisch unmöglich sei, eine Arbeit zu finden, wenn die Angaben im Ausweis nicht mit der äußeren Erscheinung einer Person übereinstimmen, meinte der Richter kurz angebunden: „Es wird zu Protokoll gegeben, dass es sich um eine Prostituierte handelt.“
„Marta ist darauf in Tränen ausgebrochen“, erklärt La Torre. Die Anwältin habe darauf verlangt, dass die Aussage des Richters gelöscht wird, und sie bekräftigte, dass die Frage nichts mit dem ursprünglichen Antrag zu tun habe. Außerdem präzisierte die Anwältin, dass Prostitution in Italien kein Vergehen darstelle. „Manche transsexuelle sind zur Prostitution gezwungen, weil es sich um jene Gruppe von Menschen handelt, die vom Arbeitsmarkt am meisten ausgeschlossen sind. Die Arbeitslosenrate liegt bei 88 Prozent“, betont die Anwältin.
Für La Torre handelt es sich eindeutig um einen Fall von Machtmissbrauch vonseiten des Richters. Sie will sich deshalb an den Obersten Richterrat wenden. Es sei das erste Mal, das sie so gegen einen Richter vorgehe. Ihre Mandantin sei völlig grundlos und auf inakzeptable Weise Opfer eines Gewaltakts geworden.