Albanisches Fernsehen zeigt das schöne Leben italienischer Polizisten – VIDEO

Keine Migranten: „Sie bezahlen uns, um Touristen zu spielen“

Montag, 09. Dezember 2024 | 08:00 Uhr

Von: ka

Rom/Shengjin(AL) – Eine Reportage des albanischen Fernsehsenders Piranjat über das schöne Leben der italienischen Polizisten in Shengjin, deren einzige Aufgabe es ist, die aufgrund von Gerichtsurteilen leer gebliebenen Zentren für Migranten zu bewachen, löste in Italien einen Sturm der Entrüstung aus. Gegenüber als Touristinnen getarnten Reporterinnen gaben die in einem Fünf Sterne-Luxushotel untergebrachten Polizisten freimütig zu, dass es ihnen in Albanien an nichts fehle.

„Sie bezahlen uns, um Touristen zu spielen“, so die Beamten, die in einer Sauna sitzend den „Touristinnen“ von ihren Ausflügen in die Umgebung und den Annehmlichkeiten ihres Hotels berichten. „Es handelt sich um eine Verschwendung von Geld auf Kosten der Bürger“, so die empörte italienische Opposition, die der Regierung Meloni vorwirft, dass die von Italien in Albanien errichteten Flüchtlingszentren ein finanzielles Grab seien.

Riesplode la polemica sui centri per migranti in AlbaniaUn servizio della tv albanese riaccende le polemiche sui centri di detenzione per migranti voluti dal governo italiano. "Veniamo pagati per fare i turisti", dicono alcuni agenti in servizio nelle strutture.Pierdamiani D'Agata per il Tg3 delle 14:20 del 7 dicembre 2024

Posted by Tg3 on Saturday, December 7, 2024

Da durch sie Missstände aufgedeckt werden, erfreut sich die albanische Sendung Piranjat TV im kleinen Balkanstaat überaus großer Beliebtheit. Die letzte Sendung von Piranjat TV sorgte jedoch nicht nur in Albanien für Empörung, sondern löste auch in Italien einen wahren Sturm der Entrüstung aus.

Als Touristinnen getarnt sprachen zwei Reporterinnen von Piranjat TV einige italienische Polizisten an, die sich nach ihrem Wachdienst in der Sauna und im türkischen Dampfbad ihres Hotels die Zeit vertrieben. Alle Gespräche zwischen den italienischen Polizisten und den albanischen „Touristinnen“ wurden von versteckten Kameras und Mikrofonen aufgezeichnet. „Wir sind dienstlich hier, aber wenn wir nicht arbeiten, sind wir Touristen. Sie bezahlen uns, um Touristen zu spielen“, so die Beamten, während sie die Sauna genossen.

Instagram/piranjatofficial

„Gestern waren wir in Durrës, wunderschön, vor zwei Tagen hingegen besuchten wir Shkodra, morgen möchte ich Tirana besuchen. Die italienische Regierung zahlt, es ist alles kostenlos“, erzählen die Beamten den „Touristinnen“ von ihren Ausflügen in die Umgebung und ihrem schönen Leben in Albanien.

Hintergrund des Luxuslebens der italienischen Polizisten ist die Tatsache, dass die nach einem Abkommen zwischen Rom und Tirana mit großem Aufwand errichteten Aufnahmezentren in Gjadër und Shengjin leer stehen. Nachdem zwei Gerichtsentscheide die Rückführung der nach Albanien gebrachten Migranten erzwungen haben, droht Giorgia Melonis Plan, über das Mittelmeer nach Europa gelangte Migranten nach Albanien zu bringen und sie dort für die Dauer der Bearbeitung ihrer Asylanträge festzuhalten, das Scheitern. Entgegen ihrem ursprünglichen Plan, Tausende von Migranten durch die beiden Flüchtlingszentren in Gjadër und Shengjin zu schleusen, blieben die beiden Zentren fast unbenutzt. In der Praxis wurden sie nur für wenige Tage von kaum mehr als einem Dutzend Asylbewerbern belegt.

Wie der italienische Innenminister Matteo Piantedosi bestätigt, gedenkt die italienische Regierung vor einer erneuten Überstellung von Migranten nach Albanien die Urteile des römischen Kassationsgerichts und des Europäischen Gerichtshofs abzuwarten. „Warten wir es ab. Derzeit besteht keine dringende Notwendigkeit, das Zentrum in Betrieb zu nehmen. An Italiens Küsten haben sich die Anlandungen von Migranten stark verringert. Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickelt und auf dieser Grundlage eine neue Entscheidung treffen“, betont Matteo Piantedosi.

APA/APA/AFP/ADNAN BECI

Das ändert jedoch nichts daran, dass die Zentren dennoch Geldmittel und Personal verschlingen. Abgesehen von einigen albanischen Mitarbeitern, zu denen auch medizinisches Personal gehört, bleibt von den rund 300 italienischen Polizeibeamten, die bei vollem Betrieb ihren Dienst in den beiden Zentren in Albanien hätten versehen sollen, „nur“ noch eine Hundertschaft übrig. Um die Aufnahmezentren vor Diebstählen und Vandalismus zu schützen, sind sie damit beschäftigt, sie im Schichtdienst rund um die Uhr zu bewachen.

APA/APA/AFP/ADNAN BECI

Jene Beamten, die mit der Bewachung des Zentrums für Asylwerber in Shengjin, das an der Küste liegt, betraut sind, sind im Hotel Rafaelo, einem Fünf Sterne-Luxushotel mit Swimmingpool und großzügigem Wellnessbereich, untergebracht. „Seid ihr hier im Urlaub?“, fragt die als Touristin getarnte Piranjat TV-Reporterin den italienischen Polizisten. „Nein, wir sind aus Arbeitsgründen hier“, entgegnet ihr der Polizist. „Da der italienische Staat und Europa zahlen, ist für uns hier alles kostenlos. In Albanien hat man Zentren für übers Meer nach Italien gelangte Einwanderer eingerichtet, aber es sind keine hier, es gibt nur noch uns“, gibt er freimütig zu.

ANSA/RICCARDO ANTIMIANI

Nach der Ausstrahlung der Piranjat TV-Sendung über das Luxusleben der italienischen Polizisten in Albanien brach in Italien eine Welle der Entrüstung aus. „Während dem öffentlichen Gesundheitsdienst und dem Schulwesen die Geldmittel gekürzt werden, findet auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger diese absurde Geldverschwendung statt“, greift die Oppositionsführerin Elly Schlein die Regierung Meloni frontal an.

https://youtu.be/ZLM_3zBy5Is?si=e0I6DG8jDlO2Tvsq

Posted by Luela Gaxhja on Friday, December 6, 2024

„Warum müssen wir das Geld der Italiener auf diese Weise verschwenden? Warum lassen wir die Polizeikräfte in Albanien einen Urlaub verbringen, wenn wir sie in unseren Vorstädten und Bahnhöfen viel besser gebrauchen könnten? Aber können diejenigen, die Giorgia Meloni in ihr Amt gewählt haben, einen solchen Skandal wirklich stillschweigend hinnehmen?“, stellt der frühere Ministerpräsident Matteo Renzi der heutigen Regierung viele unbequeme Fragen.

EKSKLUZIVE/ A jeni kuriozë të dini se si e kalojnë ditën policët italianë që ndodhen në Shëngjin? PIRANJAT tona këtë herë janë futur aty ku askush nuk lejohet të futet. Në sauna me policët italianë.P.S. Për informacionin e publikut, shpenzimet e saunës janë paguar nga Andi Bejtja😉.

Posted by Piranjat on Friday, December 6, 2024

„Es ist sicherlich nicht die Schuld der Beamten, dass sie von der Regierung nach Albanien geschickt wurden, um dort zum Nichtstun verdammt zu sein. Die Schuld liegt bei Meloni und ihrem gescheiterten und nutzlosen Propagandaprojekt, das sich, wie die Polizisten in der albanischen Fernsehreportage selbst sagen, als eine Verschwendung italienischen Steuergeldes erweist. Sie sollte sich bei den Italienern entschuldigen“, übt der M5S-Parlamentarier Alfonso Colucci harte Kritik. „Das Video lässt unser Land lächerlich aussehen, die Verantwortung dafür trägt allein Giorgia Meloni und ihre Regierung“, pflichtet ihm ein anderer Parlamentsabgeordneter der Opposition bei.

Die Asylzentren in Albanien sind dabei, sich für die italienische Regierung unter Giorgia Meloni zu einem PR-Desaster zu entwickeln.

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