Von: Ivd
Rom – Nach fast vier Jahrzehnten und zwei Referenden, die klar dagegen ausfielen, macht Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Atomenergie in Italien wieder zum Thema. Noch in diesem Jahr sollen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, um mit dem Bau italienischer Kernreaktoren zu beginnen, wie Wirtschaftsminister, Adolfo Urso verlauten ließ.
Meloni träumt von einem unabhängigen Italien: In der Vergangenheit waren weite Teile Europas, inklusive Italien, abhängig von russischem Gas. Mit den neuartigen Reaktoren der dritten und vierten Generation – produktivere Reaktoren, mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen – verspricht sich Italien zudem einen wirtschaftlichen Vorteil, da die Reaktoren made in Italy auch ins Ausland exportiert werden sollen.
Anbieter und Selbstversorger Italien
Wirtschaftsminister Adolfo Urso erwähnte während einer Wirtschaftskonferenz in Mailand: „Wir wollen keine Kernreaktoren aus anderen Ländern importieren. Wir wollen sie in Italien mit italienischer Technologie und Wissenschaft bauen, um sie in andere Länder zu exportieren.“ Urso sieht darin eine nachhaltige und effiziente Form der Energiegewinnung.
Alle guten Dinge sind drei
Zweimal hat sich Italien bereits gegen Atomenergie ausgesprochen: Im November 1987, ein Jahr nach der Kernschmelze in Tschernobyl, beschloss Italien den Ausstieg aus der Atomkraft. 1990 wurde das letzte Atomkraftwerk in Italien stillgelegt. Ein Versuch, Atomenergie neu aufleben zu lassen, scheiterte 2011, als ganze 94 Prozent der Bevölkerung gegen den Vorstoß von Silvio Berlusconi stimmten.
Ob es Meloni gelingt, woran einst Silvio Berlusconi scheiterte, bleibt abzuwarten. Auch abzuwarten bleibt, wie die EU den Vorstoß Italien bewertet. Eines steht jedenfalls fest: Eine schnelle Lösung des Problems bieten Atomkraftwerke nicht – Planung und Bau eines einzelnen Kraftwerks dauern im Schnitt zwischen zehn und 15 Jahre.
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