Von: Ivd
Rom – Ein spektakulärer Millionenraub mittels künstlicher Intelligenz (KI) hat sich kürzlich in Italien abgespielt. Ein Täter oder eine Täterbande hatte im Namen mehrerer hochrangiger Regierungsmitglieder bei verschiedenen italienischen Milliardären angerufen und diese um Lösegeld für italienische Journalisten gebeten. Mindestens einer der Milliardäre fiel auf die Masche rein und überwies eine Million Euro an die Betrüger.
Bei zahlreichen verschiedenen italienischen Milliardären klingelte in den letzten Tagen das Telefon. Die Betrüger nutzten KI-Technologie, um ihre eigenen Stimmen wie die von mehreren italienischen Militärs, unter anderem Verteidigungsminister Guido Crosetto klingen zu lassen. Sie ließen die Superreichen glauben, sie seien in einem geheimen Auftrag für die italienische Regierung tätig und würden Lösegeld für entführte Journalisten im Iran und Syrien benötigen. Das Geld sollte auf ein Konto in Hongkong überwiesen und ihnen im Anschluss von der Nationalbank zurücküberwiesen werden.
Fiehl Massimo Moratti auf den Crosetto-Fake rein?
Die Anrufer gaben sich unter anderem als Mitarbeiter von Verteidigungsminister Guido Crosetto aus oder gar als dieser selbst. Während die meisten Angerufenen misstrauisch reagierten und das Gespräch beendeten, tappte ein prominenter Milliardär in die Falle: Laut italienischen Medienberichten könnte der mailändische Ölunternehmer Massimo Moratti eine Million Euro auf das genannte Konto überweisen haben. Den Medien gegenüber erklärte er: „Die Betrüger waren gut. Alles klang absolut glaubwürdig. So eine Geschichte erwartet man nicht.“
Crosetto wandte sich ebenfalls an die Öffentlichkeit und erstattete Anzeige. „Ich wurde von mehreren Unternehmern kontaktiert, deren Büros Anrufe von mir oder meinem Stab erhalten haben sollen. Einer berichtete mir, dass er eine sehr hohe Summe auf ein Konto überwiesen hat, das ihm von einem angeblichen General genannt wurde“, schrieb Crosetto auf der Plattform X. Er betonte, dass es sich um eine „absurde Geschichte“ handle, warnte aber eindringlich davor, sich von solchen Anrufen täuschen zu lassen.
Hochkarätige Zielscheiben
Die Betrüger hatten es nicht nur auf Moratti abgesehen. Auch andere Mitglieder der italienischen Wirtschaftselite standen auf ihrer Liste, darunter Modezar Giorgio Armani, Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera und Waffenproduzent Pietro Gussalli Beretta. Zudem wurden die Familien des verstorbenen Luxusbrillen-Magnaten Leonardo Del Vecchio sowie des Bauunternehmers und Medienmoguls Francesco Gaetano Caltagirone kontaktiert.
KI-Anrufe: Effektiv und gefährlich
Der Vorfall erinnert an den Fall des US-Verbraucherschutzanwalts Jay Shooster im September 2024, der Opfer eines KI-Videoanrufs wurde, bei dem die Täter sich als Shoosters Sohn ausgaben und 30.000 Dollar Kaution für dessen vermeintliche Inhaftierung ergattern wollten. Shooster schöpfte damals Verdacht und überwies nicht. Anders erging es einem der Milliardäre in Italien.
Das selbst erfolgreiche Geschäftsleute nicht vor den technisch hoch entwickelten Maschen heutiger Betrüger gefeit sind, verdeutlicht, welche Effizienz diese aufweisen. Enkeltrick und Kunstfälscher werden abgelöst durch modernste Technik. Ob sich die Täter in diesem Fall finden lassen, wird die nächste Zeit zeigen.
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