Studie

Klimawandel: Meeresanstieg dürfte Italiens Wirtschaft besonders zusetzen

Dienstag, 13. Februar 2024 | 08:02 Uhr

Von: mk

Delft – Einem Extremszenario des Weltklimaberichts zufolge könnte der Meeresspiegel weltweit bis ins Jahr 2100 um ganze 1,5 Meter ansteigen. Der Frage, wie sich dann die Wirtschaftsleistung in Europa entwickelt, ging ein Team der technischen Universität Delft erstmals im Detail nach. Als besonders bedroht wurden Italiens Küsten im Nordosten eingestuft.

In den Niederlanden liegt schon jetzt ein Viertel der Landesfläche unter dem Meeresspiegel. Weil das Land dank ausgeklügelter Deichsysteme jedoch gut geschützt ist, werden die Schäden durch den Anstieg des Meeresspiegels deutlich tiefer sein als etwa im benachbarten Belgien.

Wie Theodoros Chatzivasileiadis von der TU Delft erklärt, dürfte Italien noch stärker als Belgien betroffen sein. „Die Region Veneto im Nordosten des Landes wird 20 Prozent seiner Wirtschaftsleistung einbüßen. In der benachbarten Emiglia Romagna sind es zehn Prozent“, lautet seine Prognose.

Süditalien mit den steileren Küsten bleibe dagegen laut Studie eher verschont. Dennoch müsste Italien insgesamt mit einem Verlust der Wirtschaftsleistung von zwei bis fünf Prozent rechnen. In Europa wäre das Land damit am meisten betroffen – gemeinsam mit Lettland, Dänemark, Irland und Portugal.

Die Studie könne nützlich sein, um abzuschätzen, wo man sich wie stark auf den Meeresanstieg vorbereiten sollte – oder wo es gar sinnvoll sei, sich teilweise oder ganz von der Küste zurückzuziehen, sagt Professorin Tatiana Filatova von der technischen Universität Delft.

Gebiete, die weiter weg vom Meer liegen, könnten von einem Anstieg des Meeresspiegels hingegen leicht profitieren, da sich ein Teil der wirtschaftlichen Aktivitäten sich von der Küste weg verlagern würden. So würde etwa das Bruttoinlandprodukt von Österreich um ein bis zwei Prozent höher ausfallen.

Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Ausgangspunkt der Studie ist ein Extremszenario des Weltklimaberichts, wobei derzeit nicht anzunehmen ist, dass der Meeresspiegel bis in knapp 80 Jahren so schnell steigt. Zudem haben die Forscher nicht berücksichtigt, dass sich die Wirtschaft eines Landes in der Zwischenzeit an veränderte Umweltbedingungen – wie eben dem gestiegenen Meeresspiegel – anpassen kann. Die Zahlen sind somit keine exakten Prognosen.

Allerdings haben die Forscher zahlreiche direkte und indirekte Schäden in verschiedenen Wirtschaftssektoren berücksichtigt, womit recht gut abgebildet wird, wie unterschiedliche Regionen betroffen sein könnten.

Das Wasser kann auch schneller steigen

Obwohl ein Extremszenario Grundlage der Studie ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Meeresspiegel doch schneller steigt. Wie Filatova erklärt, seien mögliche Kipppunkte wie das schnelle Abschmelzen des Westantarktischen Eisschilds nicht berücksichtigt worden.