Schmelzende Gletscher am Matterhorn waren die Ursache

Klimawandel zwingt Schweiz und Italien zu neuem Grenzverlauf

Mittwoch, 02. Oktober 2024 | 08:00 Uhr

Von: Ivd

Zermatt – Der Klimawandel hinterlässt in den Alpen deutliche Spuren. Besonders betroffen sind Gletscher, die unter dem rasanten Temperaturanstieg dahinschmelzen. Für Italien und die Schweiz hat das nun auch politische Konsequenzen: Aufgrund der Oberflächenveränderung sahen sich die beiden Nachbarländer gezwungen, ihre gemeinsame Grenze unterhalb des Matternhorns neu zu ziehen.

Schmelzende Gletscher verändern Grenzverlauf

Das Matterhorn ist nicht nur einer der bekanntesten Berge Europas, sondern auch der Nationalstolz vieler Schweizer und Italiener. Nun wird er jedoch zunehmend zum Symbolbild der klimatischen Veränderung in Europa. Bislang orientierte sich die Landesgrenze an der Wasserscheide und den Gratlinien von Gletschern und ewigem Eis, die durch ihren stabilen Bestand über Jahrhunderte hinweg als natürliche Markierungen dienten. Nun schwinden diese und zwangen die beiden Länder, eine neue Lösung zu entwickeln. Die neue Landesgrenze verläuft nun knapp unterhalb des Matternhorns.

Klimawandel trifft Europa besonders hart

Europa ist laut Klimaforschern der Kontinent, der sich weltweit am schnellsten erwärmt. Die Alpenregion, die ohnehin als sensibles Ökosystem gilt, ist dabei besonders betroffen. Nach Angaben des europäischen Copernicus-Wetterdienstes haben die Gletscher in den Alpen allein in den letzten zwei Jahren rund zehn Prozent ihres Volumens verloren. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.

Der Rückgang der Gletscher macht sich auch in Österreich bemerkbar. Wie der Österreichische Alpenverein (ÖAV) berichtet, haben sich die 93 überwachten Gletscher im letzten Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 23,9 Meter zurückgezogen. Dies ist der dritthöchste Wert in der Geschichte der Messungen. Noch drastischer war der Rückzug der Eismassen in den Jahren 2021/22 und 2016/17, als Werte von 28,7 bzw. 25,2 Metern verzeichnet wurden.

Ein Abschied auf Raten

Experten sind sich mittlerweile einig, dass das Ende der Gletscher in den Alpen unausweichlich ist. Gerhard Karl Lieb, Gletscherexperte beim ÖAV, beschreibt die Situation nüchtern: „Das System ist zu träge. Hier geht nichts mehr.“ Selbst bei sofortigen und umfassenden Maßnahmen zum Klimaschutz seien die Gletscher in Österreich und anderen alpinen Regionen nicht mehr zu retten. Zu stark seien die Folgen des Klimawandels bereits, als dass diese Entwicklung umgekehrt werden könnte.

Trotz dieser düsteren Aussichten auf lokaler Ebene betonen Wissenschaftler jedoch, dass es global noch Möglichkeiten gibt, das Klima zu stabilisieren. Nur durch drastische Reduktionen der Treibhausgasemissionen könnte die Erderwärmung verlangsamt und somit zumindest die langfristigen Folgen gemildert werden.

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