Von: ka
Rom – In Hinblick auf die ab Mittwoch in ganz Italien geltende Maskenpflicht im Freien – Südtirol News berichtete – wurden in jenen Gemeinden und Regionen Italiens, in denen die Pflicht, im Freien eine Gesichtsmaske zu tragen, bereits heute gilt, die Kontrollen intensiviert.
In mehreren Städten wurden Dutzenden von Erwachsenen und Jugendlichen Bußgeldbescheide von mehreren 100 Euro ausgestellt. Mit der Verschärfung der Kontrollen möchten die Behörden die Bevölkerung darauf hinweisen, dass die Maskenpflicht auch in den bisher noch nicht betroffenen Regionen von Anfang an streng durchgesetzt werden wird.
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Mehrere bekannte Virologen bezweifeln aber die Sinnhaftigkeit einer strengen Maskenpflicht im Freien. „Wenn ich ohne Personen in meiner Nähe alleine die Straße überquere, ist diese Maßnahme schwer verständlich“, so der Virologe Andrea Crisanti. Überraschend optimistisch zeigt sich hingegen die angesehene Forschungsstiftung „Gimbe“.
In jenen Gemeinden und Regionen Italiens, in denen die Pflicht, im Freien eine Gesichtsmaske zu tragen, bereits heute gilt, begannen die Ordnungskräfte am Wochenende hart durchzugreifen. Während in den vergangenen Wochen noch meist ein Auge zugedrückt wurde, hagelte es am Freitag, Samstag und Sonntag saftige Geldstrafen. Dabei richteten die Ordnungskräfte ihren Blick besonders auf die Innenstädte, wo am Freitag- und Samstagabend gewohnterweise die „Movida“ – dabei handelt es sich um einen ursprünglich spanischen Begriff, der das ausschweifende und laute Nachtleben junger Leute in den Ausgehvierteln beschreibt – stattfindet.
In Sassari auf Sardinien befanden sich unter den insgesamt 28 bestraften Personen auch neun Jugendliche, die allesamt keine Gesichtsmasken trugen und eine Menschenansammlung bildeten. Ihnen wurden Geldbußen von jeweils 400 Euro aufgebrummt. Die Mitglieder einer weiteren Gruppe Jugendlicher, die nicht nur keine Masken trugen und einen Menschenauflauf bildeten, sondern untereinander sogar Zigaretten austauschten, wurden ebenfalls von der Lokalpolizei aufgehalten und mit einem Bußgeld belegt. In anderen Städten wie Bologna und Salerno griffen die Behörden ebenfalls hart durch. Das ganze Wochenende hindurch wurden Dutzende von Strafen verhängt.
Mehrere namhafte Virologen und Epidemiologen hegen allerdings Zweifel, ob diese Strenge wirklich zielführend ist. „Die Gesichtsmaske soll auch im Freien benutzt werden, aber ich glaube nicht an die Sinnhaftigkeit der strengen Maßnahmen, weil ich mir schwer vorstellen kann, dass Schüler am Schulausgang mit einer Geldstrafe belegt werden können. Die Maske schützt, aber wenn ich ohne Personen in meiner Nähe alleine die Straße überquere, ist diese Maßnahme schwer verständlich“, so der Virologe Andrea Crisanti.
„Wir müssen besser verstehen, was gerade passiert. Den ganzen Sommer hindurch haben wir keine Gesichtsmasken benutzt und große Menschenansammlungen gebildet, aber die Fälle sind daran gemessen nicht stark angestiegen“, so Andrea Crisanti, der an der Universität Padua lehrt und als „Vater“ des erfolgreichen venezianischen Covid-19-Eindämmungsmodells gilt, in einem Interview.
Der angesehene Virologe und Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses „Sacco“ von Mailand, Professor Massimo Galli, bläst in das gleiche Horn. „Im Freien soll man die Gesichtsmaske immer bei sich haben und sie aufsetzen, wenn man in die Nähe anderer Personen gerät. Es ist nötig, dass auch die geltenden Regeln eine Logik haben“, so Professor Massimo Galli.
Überraschend optimistisch gibt sich die angesehene Forschungsstiftung „Gimbe“.
„Wenn der lineare Anstieg der Corona-Fälle sich nicht verändert, werden wir es zu Weihnachten mit rund 10.000 in den Krankenhäusern stationär aufgenommenen und ungefähr 1.000 auf den Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten zu tun haben. Diese Patientenzahlen können vom italienischen Gesundheitssystem bewältigt werden“, so die Forschungsstiftung auf ihrer Internetseite. Zugleich bezeichnete die Forschungsstiftung „Gimbe“ den erhöhten Anstieg der Neuansteckungen mit dem Coronavirus in Süditalien als „besorgniserregend“.
Dieser Optimismus wird von nicht allen Epidemiologen und Virologen geteilt. Die meisten Beobachter begrüßen zwar die strengen Maßnahmen der Regierung, wünschen sich aber, dass sie mit Blick auf die Meinung der Experten mit einem gewissen Augenmaß angewendet werden.