Von: mk
Pozzuoli – Eine neue Bebenserie hat den Supervulkan der Phlegräischen Felder bei Neapel erschüttert. Die Furcht vor einer riesigen Dampfexplosion wächst.
Seit rund zwei Jahren leben eine halbe Million Menschen in der Region in Angst vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch. Am Mittwochmorgen bebte die Erde erneut – diesmal direkt am östlichen Fuß der Solfatara, einem Krater des Supervulkans, der wegen seiner Schwefelvorkommen und heißen Quellen bekannt ist.
Das Erdbeben hat ausgerechnet bei Schulbeginn seinen Anfang genommen. Laut Seismographen des Vesuv-Observatoriums startete der seismische Schwarm ab 8.03 Uhr. Die heftigsten Beben erreichten eine Stärke von 2,6 nach Richter um 8.32 Uhr, von 3,1 um 8.52 Uhr und von 2,7 um 11.00 Uhr. Insgesamt wurden 63 Erdstöße bis mittags gezählt, denen zum Teil ein lautes Dröhnen vorausging.
Einem Bericht von cronacaflegrea.it zufolge kehrten in mehreren Schulen die Schüler nicht mehr in ihre Klassenzimmer zurück, sondern blieben auf den Schulhöfen. Auch in Kindergärten holten Eltern ihre Kinder vorzeitig nach Hause.
Sechs Schulen in Pozzuoli und das Hotelinstitut Rossini im benachbarten neapolitanischen Stadtteil Bagnoli setzten den Unterricht vorsichtshalber ganz aus. Auch der Archäologische Park der Phlegräischen Felder schloss seine Tore. Wie der Bürgermeister von Pozzuoli, Gigi Manzoni, Medien gegenüber erklärte, wurden glücklicherweise keine signifikanten Schäden festgestellt.
Gleichzeitig versuchte er, die Bevölkerung zu beruhigen: „Wir müssen Panikszenen vermeiden, auch wenn ich die Sorgen der Eltern verstehe. Es handelt sich um einen Erdbebenschwarm, wie die anderen.“
Forscher schlagen allerdings ernste Töne an: Der Vulkanologe Aldo Piombino erklärte auf Facebook, ihm bereite es große Sorgen, dass die Beben genau unter den heißen Quellen am Osthang der Solfatara in Tiefen zwischen drei und einem Kilometer stattgefunden hätten.
Der Überdruck, der bei Erhitzung des Gesteines durch einen Magmakörper in der Tiefe entsteht, ist in der Vergangenheit oft an anderen Stellen über Klüfte, abgebaut worden, die sich auftaten und durch Ablagerungen dann wieder schlossen.
Doch nun haben sich die Erdstöße genau zur Solfatara verlagert, was die Gefahr phreatischer Eruptionen – also gigantischer Dampfexplosionen – erhöht. Anwohner hatten in den Tagen zuvor bereits dichte Dampfschwaden in einem Gewerbegebiet in der Nähe beobachtet.
Laut Piombino sind phreatische Eruptionen bei Vulkanen abseits bewohnter Zentren für Menschen kaum gefährlich. In dicht besiedelten Gebieten wie bei den Phlegräischen Feldern birgt jedoch sowohl der Ausstoß von Gasen als auch der Niederschlag von Gesteinsbrocken ein hohes Risiko.
Erst kürzlich hatten Wissenschaftler eine Zunahme der Schwefelgase in den Phlegräischen Feldern festgestellt, berichtet Merkur.de. Die italienische Luftwaffenakademie, die sich in der Nähe der Solfatara befindet, will das Militär unbestätigten Meldungen zufolge wegen der „Instabilität des Territoriums“ nach Norditalien verlegen.
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