Von: ka
Fondi – Dass die heftigen Diskussionen, wie die Schulklassen zusammengesetzt sein sollen und wie viele Nicht-Muttersprachler eine Klasse “verträgt”, nicht nur ein Südtiroler Phänomen sind, zeigt der Fall der Grundschule von Fondi bei Latina in der mittelitalienischen Region Latium.
Nachdem sie erfahren hatten, dass mehr als die Hälfte der Schulanfänger ursprünglich aus dem Ausland stammt, nahmen die italienischen Eltern ihre Erstklässler fast geschlossen von der Schule und suchten um die Versetzung ihrer Kinder in andere Grundschulen an. “In den ersten Klassen sind zu viele Ausländer”, so die italienischen Eltern.
Die Schulleiterin, die beteuert, sich immer für die Inklusion eingesetzt zu haben, griff zur drastischen Maßnahme, eine Klasse ausschließlich den alteingesessenen italienischen Kindern zu widmen und alle ausländischen Erstklässler auf die beiden anderen Klassen aufzuteilen, aber dies stößt vor allem bei den aus Indien stammenden Eltern auf heftige Kritik.
In Fondi in der mittelitalienischen Region Latium gehen die Wogen hoch. Eigentlich hätten sie das erste Schuljahr ihres Lebens in einer ersten Klasse der Grundschule “Alfredo Aspri” ihrer Heimatgemeinde beginnen sollen, aber als die italienischen Eltern von Fondi erfuhren, dass in den drei ersten Klassen mehr als die Hälfte der Schulanfänger ursprünglich aus dem Ausland stammt, nahmen die Mütter und Väter von zwölf Erstklässlern ihre Kinder von der Schule und suchten um ihre Versetzung in andere Grundschulen der Umgebung an.
Trotz aller Unterschiede – in Südtirol kommen die deutsche und die italienische Schule sowie das ladinische Schulmodell hinzu – ist das Tauziehen in Fondi jener Diskussion in Bozen, ob italienische und ausländische Schüler von deutschsprachigen Schülern “getrennt” werden sollen, nicht ganz unähnlich. In der Summe handelt es sich aber um eine Frage, die seit einigen Jahren fast zu Beginn jedes Schuljahrs auftaucht. In einem Rundschreiben der damaligen Bildungsministerin Mariastella Gelmini wurde die höchstzulässige Quote der ausländischen Schüler pro Klasse auf 30 Prozent festgelegt, aber da es sich dabei um eine flexible Obergrenze handelt, kann diese Bestimmung unter bestimmten Gegebenheiten umgangen werden.
Aufgrund der vielen ausländischen Beschäftigten wurde in den ersten Klassen der Grundschule von Fondi ein Ausländeranteil erreicht, der von vielen italienischen Eltern als inakzeptabel angesehen wird. “Im laufenden Schuljahr hat die Zahl der Schüler verschiedener Ethnien in den ersten Klassen der Grundschule die 50-Prozent-Marke überschritten. So kam es in den ersten Septemberwochen zu einem plötzlichen und bedeutenden Wechsel von Schülern italienischer Nationalität zu anderen Schulen. Das führte zu Klassen, in denen nur mehr ausländische Schüler sind, wodurch die von früher gewohnte ausgewogenere Zusammensetzung der ersten Klassen nicht mehr vorhanden ist”, erklärt die Leiterin der Schule, Adriana Izzo, gegenüber dem römischen Tagblatt La Repubblica.
In der Tat griff die Leiterin der Schule zu einer einschneidenden und sehr kontroversen Maßnahme. Während eine erste Klasse nur mit Schulanfängern indischer und bengalischer Herkunft und eine zweite mit Erstklässlern albanischer und pakistanischer Eltern gebildet wurden, wurden der dritten ersten Klasse ausschließlich alteingesessene italienische Kinder zugeteilt.
Vom Verhalten der italienischen Eltern zeigt sich die Leiterin der Schule “verbittert und enttäuscht”: “Unsere Schule fühlt sich seit jeher auch für die Schulwahl dieser Familien verantwortlich. Um allen denselben schulischen Erfolg ermöglichen zu können, sind die Inklusion und die entsprechenden Anpassungen der Unterrichtsmethoden in den Mittelpunkt unseres Bildungsangebots gestellt worden. Da ich mich in meiner täglichen Arbeit von den Grundsätzen und Werten leiten lasse, die ich sowohl als Mensch als auch als Schulleiterin vertrete, haben mich die Ereignisse, die sich zugetragen haben, zutiefst traurig gemacht”, so Adriana Izzo.
Die Schulleiterin fügt hinzu, dass sie durch die Geschehnisse der vergangenen zwei Wochen zu dieser neuen Zusammensetzung der Klassen in gewissem Sinne “gezwungen” worden sei. Auf der anderen Seite ist Adriana Izzo jedoch zuversichtlich, die durch die Neubildung der ersten Klassen sich ergebenden Herausforderungen in den kommenden Wochen meistern zu können.
Die Eltern der ausländischen Kinder, insbesondere die indischen Väter und Mütter, sind von der Zusammensetzung der ersten Klassen wenig begeistert. Der Vorsitzende der indischen Gemeinde in Latium, Gurmukh Singh, meint, dass die Trennung ihrer Kinder von ihren italienischen Altersgenossen überdacht werden sollte. “Unsere Kinder gehen ordnungsgemäß zur Schule, aber die Trennung zwischen italienischen und ausländischen Kindern sollte aufgegeben werden. Wir werden nicht aufhören, unsere Stimme zu erheben”, betont Gurmukh Singh.
Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, schalteten sich auch die regionalen Schulbehörden ein. Nach Gesprächen mit der Schulleiterin Izzo und den zuständigen Schulbehörden der Provinz Latina schickte das Regionalassessorat an die Leiterin der Grundschule von Fondi ein Schreiben, in dem diese aufgefordert wird, die von ihr vorgenommene Bildung rein ausländischer Klassen zurückzunehmen. “Um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen italienischen und ausländischen Schülern wiederherzustellen, ist die Zusammensetzung der ersten Klassen neu zu bestimmen”, heißt es im Brief des Schulassessorats der Region Latium.
Genauso wie in Bozen dürfte die “ethnische Trennung” auch in Fondi versenkt werden. Das nur wenige Kilometer vom Meer entfernte Fondi könnte doch glatt in Südtirol liegen.
Hinterlasse einen Kommentar
11 Kommentare auf "Kontrovers: “Zu viele Ausländer in der Klasse”"
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Wiedermal nur Rassisten um die Wege…oder sinds Eltern die wollen dass ihre Kinder eine halbwegs gute Schulbildung bekommen… 🤔
Wann werden grün-linken Aktivisten endlich verstehen, dass unsere Kinder ein Recht auf Bildung und soziale Kontakte in ihrer Muttersprache haben!
Wie will dann die regionale Schulleitung handeln wenn alls italienischen Kinder von der Schule genommen werden?
Wie sollen Schüler etwas lernen wenn ein großteil vielleicht nichtmal der Unterrichtssprache mächtig ist?
Kann das Handeln der Eltern sehr gut nachvollziehen, hätte sicherlich gleich gehandelt… Wieso sollte mein Kind lernlücken haben weil der Unterricht nicht ordnungsgemäß vorangehen kann oder dass ich gar angst haben muss dass mein Kind gemobbt wird, weil es in Italien eine “Minderheit” ist?
So weit kann es kommen wenn Politik versagt, anstelle ordentlicher Gesetzte und Regelungen zu machen, werden die Probleme der Menschen unter den Teppich gekehrt und jetzt ergreifen Eltern selber die Initiative und handeln. Es braucht klare und verständliche
Regelungen, es braucht ein miteinander und kein gegeneinander.
Das Schulsystem muss sich den Bedürfnissen der Gesellschaft anpassen. Alle haben gleichermaßen Recht auf Bildung und Förderung!
jo, stimmt! olle hobn es gleiche recht auf schulbildung, ober der start dorf decht nit drun scheitern das de mit 0% sprochkenntnis oder de mit 100 % sprochkenntnis zukurz kemmen weils wichtiger isch koan ausländer aufn schlips zu tretn, als ollen kinder es bestmöglichste zu bieten, das se bis zum frühjohr es erstklassler lernziel zu erreichn, und sell geat holt lei wenn olle (sprochlich) verstien wos von ihnen verlong werd!
nicht „ausländer“ sollte ausschlaggebend sein sondern die kenntnis der sprache und der kuktur des gastgeberlandes
…dort schaffen sie das, was unsere Edelweisspartei längst schon aufgegeben hat…