Plus 138 Prozent und Aufstieg auf Platz sechs – VIDEO

Krieg und Bedrohung: Italiens Rüstungsexporte boomen

Dienstag, 11. März 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

Rom – Der Krieg in der Ukraine und die anhaltende weltweite Bedrohungslage lassen Italiens Waffenexporte boomen. Wie aus dem am Montag, 10. März, veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervorgeht, sind die italienischen Exporte schwerer Waffen im Fünfjahreszeitraum 2020 bis 2024 um 138 Prozent gestiegen.

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Da kein anderes Land der Welt im gleichen Zeitraum einen derart hohen prozentualen Anstieg seiner Verkäufe schwerer Waffen verzeichnen konnte, rückte der Stiefelstaat mit einem Anteil von 4,8 Prozent in der Weltrangliste der Exporteure schwerer Waffen vom zehnten auf den sechsten Platz vor. Im Zeitraum 2015 bis 2019 hatte der Anteil Italiens an den weltweiten Rüstungsexporten noch bei mageren 2,1 Prozent gelegen.

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Auf Platz eins liegen wenig überraschend weiterhin die USA, gefolgt von Frankreich und Russland, das aufgrund seines Angriffskrieges gegen die Ukraine im Betrachtungszeitraum weniger Waffen exportierte und damit den zweiten Platz an Frankreich abgeben musste. Insgesamt brachen die russischen Rüstungsexporte um 64 Prozent ein.

Facebook/SIPRI

„Der Krieg gegen die Ukraine hat den Rückgang der russischen Waffenexporte beschleunigt, weil mehr Waffen auf dem Schlachtfeld benötigt werden, Handelssanktionen es Russland erschweren, seine Waffen zu produzieren und zu verkaufen, und die USA und ihre Verbündeten Druck auf Staaten ausüben, keine russischen Waffen zu kaufen“, sagt Pieter Wezeman, leitender Wissenschaftler des Sipri Arms Transfers Programme.

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Auf der anderen Seite hat der Krieg die Ukraine zum weltweit größten Importeur schwerer Waffen gemacht. Nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine haben die europäischen Länder ihre Rüstungsanstrengungen erhöht, sodass die USA ihren Anteil an den weltweiten Waffenexporten auf 43 Prozent steigern konnten.

APA/APA/AFP/ROMAN PILIPEY

Der Sipri-Bericht nennt die wichtigsten Exporteure und Importeure und analysiert die regionalen Dynamiken und politischen Einflüsse auf den Transfer von Kriegsmaterial. Einige der in der Analyse hervorgehobenen Daten betreffen die Zielländer der italienischen Exporte, wobei auffällt, dass Italien in den Ländern des Nahen Ostens zum zweitgrößten Waffenexporteur nach den USA aufgestiegen ist. Insgesamt gingen fast drei Viertel – genau 71 Prozent – aller italienischen Rüstungsexporte in den Nahen Osten. Im Einzelnen gingen 28 Prozent der schweren Waffen nach Katar und jeweils 18 Prozent nach Kuwait und Ägypten.

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Insgesamt importieren die Staaten des Nahen Ostens 13 Prozent ihres Bedarfs an schweren Waffen aus Italien. Während die Türkei mit einem Importanteil von immerhin 24 Prozent ebenfalls zu den Großabnehmern italienischer Waffensysteme zählt, kann der Stiefelstaat auch bei seinen europäischen Verbündeten punkten. Mit einem Anteil von 3,5 Prozent an den polnischen Rüstungsimporten ist Italien der drittgrößte Lieferant des osteuropäischen Landes.

Rheinmetall/Panther KF51

Während Italien seine Rüstungsexporte mehr als verdoppeln konnte, gingen die Importe um 27 Prozent zurück. Damit sank der Anteil Italiens an den weltweiten Rüstungsimporten von 1,5 Prozent auf 1,1 Prozent, wodurch der Stiefelstaat auf Platz 24 der Rüstungsimporteure abrutschte. Wichtigster Lieferant Italiens sind die USA mit 94 Prozent der Waffenkäufe.

Mit der Aufstockung der Berufsarmee und einer umfassenden Modernisierung der Panzerverbände will die Regierung Meloni das Land jedoch massiv aufrüsten, was den Rüstungsimporten einen Schub verleihen würde.

Der Einmarsch Russlands hat dazu geführt, dass sich die Waffenimporte der Ukraine im Vergleich zum Fünfjahreszeitraum davor fast verhundertfacht haben. Die Sipri-Experten beobachten aber auch einen europäischen Rüstungswettlauf, der mit einem deutlichen Anstieg der Importe einhergeht.

Rheinmetall/Lynx Kf-41

„Die neuen Daten zu den Rüstungstransfers spiegeln deutlich die Aufrüstung wider, mit der die europäischen Staaten der russischen Bedrohung begegnen wollen“, erklärt Mathew George, Direktor des Sipri-Programms zu Rüstungstransfers. Insgesamt haben die europäischen NATO-Mitglieder ihre Waffenimporte mit einem Plus von 105 Prozent mehr als verdoppelt. Dadurch konnten die USA ihren Anteil an den Rüstungsexporten nach Europa von 52 auf 64 Prozent deutlich steigern.

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„Angesichts eines zunehmend kriegerischen Russlands und der angespannten transatlantischen Beziehungen unter Trumps erster Präsidentschaft haben die europäischen NATO-Staaten Schritte unternommen, um ihre Abhängigkeit von Waffenimporten zu verringern und die europäische Rüstungsindustrie zu stärken“, sagt Pieter Wezeman. „Aber der transatlantische Waffenhandel hat tiefe Wurzeln. Als Folge des Krieges sind die Importe aus den USA gestiegen. Die europäischen NATO-Staaten haben in den USA fast 500 Kampfflugzeuge und viele andere Waffen bestellt“, fügt Pieter Wezeman hinzu.

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Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine scheinen vor allem die Europäer nach dem lateinischen Sprichwort „Si vis pacem para bellum“ (wörtlich übersetzt: „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“) zu handeln.

 

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