Tierschutzorganisation OIPA befürchtet Abschuss der Bärin – VIDEO

„Lasst KJ1 leben“

Sonntag, 28. Juli 2024 | 08:14 Uhr

Von: ka

Rom/Trient – Nach der Abschussgenehmigung durch die staatliche Umweltbehörde ISPRA befürchtet die Internationale Tierschutzorganisation OIPA, dass der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti in Kürze eine dritte Anordnung unterzeichnen könnte, die Bärin KJ1, die die dem französischen Touristen Vivien Triffaux tiefe Biss- und Kratzwunden zugefügt hatte, zu entnehmen.

„Die OIPA teilt die große Besorgnis der italienischen Öffentlichkeit über das Schicksal der Bärin, die sich nur eines Verhaltens schuldig gemacht hat, das sich mit ihrer Lebensweise in ihrem Lebensraum in Einklang befindet. Sollte Fugatti die Tötung der Bärin verfügen, wäre dies die dritte Anordnung innerhalb einer Woche. Sie würde gegen die Bestimmungen des Verwaltungsgerichtshofs von Trient verstoßen, das bereits zwei Anordnungen des Landeshauptmanns zur Entnahme von KJ1 ausgesetzt hat. Der Verband fordert den Landeshauptmann der Autonomen Provinz Trient auf, von dieser möglichen Absicht Abstand zu nehmen und die italienweit geltende Gesetzgebung zum Schutz der Tiere zu respektieren“, übt die Tierschutzorganisation harte Kritik.

OIPA

„Einer autonomen Provinz vorzustehen, bedeutet nicht, einen Freibrief für das Leben und den Tod von Wildtieren innezuhaben. Die Tiere sind Allgemeingut und Teil des Vermögens des Staates, was bedeutet, dass sie allen gehören. Wildtiere sind empfindungsfähige Wesen, die respektiert und geschützt werden müssen, und keine Objekte, die willkürlich entfernt werden können“, legt die Tierschutzorganisation OIPA nach.

In ihrer Aussendung gibt die Tierschutzorganisation OIPA ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der Trentiner Landeshauptmann im Namen des Respekts vor dem Leben der Tiere und der Artenvielfalt seine „Anti-Bären-Strategie“ überdenkt. Die Tierschützer der OIPA sind der Überzeugung, dass es Mittel und Wege gebe, das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren zu fördern. Laut der OIPA seien diese nur anzuwenden.

Facebook/OIPA Italia

Schließlich erinnert der Verband noch daran, dass das Landesgesetz der Autonomen Provinz Trient, das die Entnahme von Bären vorsieht, Gegenstand eines Pilotverfahrens vor der Europäischen Kommission ist und es wegen Verstoßes gegen den Artikel 9 der italienischen Verfassung verfassungswidrig sein könnte.

Beobachter glauben, dass nach dem Bescheid der ISPRA (Höhere Anstalt für Umweltschutz und Forschung) der „Kampf“ um die älteste Braunbärin des Trentino bald in die nächste Runde gehen wird.

Nach einem Angriff auf einen französischen Wanderer in der Trentiner Ortschaft Dro nördlich des Gardasees hat die Umweltbehörde dem Abschuss der Bärin KJ1 zugestimmt. Das Zusammenleben zwischen Mensch und Großraubtieren sorgt immer wieder für Spannungen im Trentino. Neben gerissenen Haustieren und geplünderten Bienenstöcken sind auch mehrfach Personen attackiert worden.

Am 5. April 2023 ist in den Wäldern oberhalb von Caldes im Val di Sole der 26-jährige Bergläufer Andrea Papi von einer Bärin getötet worden. Der tragische Vorfall hat die Sorgen der Einheimischen noch einmal erhöht.

Die Bevölkerung am Land wirft Tierschützern vor, dass Menschen aus der Stadt die Situation verkennen und das Leben von Wildtieren über die Existenz von Menschen stellen. Auch Touristiker befürchten durch die starke Präsenz von Bären negative Auswirkungen.

Derzeit wird geschätzt, dass rund 100 Exemplare im Trentino leben. Bei der Wiederansiedelung von Braunbären im Rahmen des Projekts „Life Ursus“ wurde ursprünglich mit einer Population von 40 bis 60 Exemplaren gerechnet.