Von: ka
Cornate d’Adda – Kaum ist die von den italienischen Medien „Lady Betäubungsmittel“ oder „Gottesanbeterin der Brianza“ getaufte Tiziana Morandi hinter Schloss und Riegel – sie wurde in erster Instanz zu 16 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt – macht in der Brianza erneut eine „Gottesanbeterin“, die Männer betäubte und ausraubte, von sich reden.
Die inzwischen festgenommene Lindys Pérez Felip nutze dieselbe Masche wie Tiziana Morandi. Nachdem sie ihre Opfer – zumeist Männer mittleren und älteren Alters – über eine Kennenlernseite angelockt hatte, mischte sie ihnen Benzodiazepine in den Kaffee. Anschließend raubte sie die schwer betäubten Männer aus. Wie „Lady Betäubungsmittel“ nahm auch sie dabei billigend in Kauf, dass ihre Opfer gesundheitlichen Schaden nehmen könnten. In der Tat erlitt ein Mann schwere Verletzungen. Er liegt noch immer auf der Intensivstation.
Im Gegensatz zu ihrer „Kollegin“, die ihre Opfer in den sozialen Netzwerken und in Lokalen kennengelernt und ihnen „entspannende Massagen“ angeboten hatte, nutzte Lindys Pérez Felip bevorzugt die Kennenlernbörse Nirvam. Die 40-jährige Kubanerin mit bolivianischem Pass sprach ihre Opfer – zumeist Männer mittleren und älteren Alters – im Netzwerk an, verstrickte sie in ein nettes Gespräch und bot ihnen an, sie zu treffen.
Chi è l'uomo misterioso che accompagnava la "nuova #mantide"?
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— Pomeriggio 5 (@pomeriggio5) January 31, 2024
Lindys Pérez Felip, die sich in den Chatrooms als Krankenpflegerin ausgab, in Wirklichkeit jedoch keiner geregelten Arbeit nachging, traf ihre Opfer nicht in ihrer Wohnung, sondern direkt in deren Fahrzeugen. Ersten Ermittlungsergebnissen der Carabinieri von Vimercate zufolge servierte die Kubanerin den Männern Kaffee, den sie von einer nahen Bar geholt oder aus einer Thermoskanne in einen mitgebrachten Pappbecher gegossen hatte. Nachdem sie den mit Benzodiazepinen versetzten Kaffee getrunken hatten und kurz darauf bewusstlos geworden waren, raubte die 40-Jährige die Männer aus.
Der Erste, der ihr Mitte Januar ins Netz ging, war ein 52-jähriger Mailänder Taxifahrer. Als er sich nach der Begegnung mit der Kubanerin erneut ans Steuer seines Taxis setzte, war er benommen. Der Taxifahrer, dessen Wahrnehmungsvermögen und Verstand getrübt waren, prallte nach wenigen Kilometern Fahrt mit seinem Fahrzeug gegen eine Hausmauer. Das Unglück blieb zwar ohne ernste Folgen, aber der Taxifahrer musste feststellen, dass aus seiner Tasche das gesamte Tagesinkasso – es handelte sich um rund 650 Euro – verschwunden war. Der 52-Jährige bemerkte zunächst nicht, dass er betäubt worden war, sondern glaubte irrtümlich, einem Sekundenschlaf zum Opfer gefallen zu sein.
Nach der Anzeige des ersten Opfers nahmen die Carabinieri Ermittlungen auf. Die Tatsache, dass die Carabinieri bereits auf ihren Fersen waren, hinderte Lindys Pérez Felip jedoch nicht daran, erneut „Jagd“ auf Männer zu machen. Ein 66-jähriger Mann aus Trezzo sull’Adda vereinbarte am vergangenen Freitag mit der Kubanerin ein Treffen. Die 40-Jährige befand sich noch in seinem Wagen, als der ältere Mann sein Bewusstsein verlor. Der 66-Jährige, der vom verständigten Notarzt und seinem Team noch an Ort und Stelle intubiert werden musste, wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus San Raffaele von Mailand geflogen, wo er seitdem auf der Intensivstation liegt. Aus nachvollziehbaren Gründen konnte er von den Carabinieri noch nicht vernommen werden.
Die Frau, die in der Nähe des letzten Tatorts gesehen wurde, wurde von Polizisten wiedererkannt. Als die Carabinieri kurz darauf Lindys Pérez Felip festnahmen, befand sich die 40-Jährige noch immer in Besitz von Benzodiazepinen. In ihrer Wohnung in Cornate d’Adda, die ihr von einem nichts ahnenden Freund zur Verfügung gestellt worden war, stellten die Carabinieribeamten Pappbecher für den Kaffee sowie mehrere Packungen benzodiazepinhaltiger Medikamente sicher. Die Auswertung der Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras erlaubten es den Ermittlern, beide Taten auf die Urheberschaft der Frau zurückzuführen. Die Carabinieri vermuten, dass weitere Männer Opfer der Kubanerin wurden. Auch Hinweisen auf einen möglichen Komplizen wird nachgegangen.
Lindys Pérez Felip, die sich im Gefängnis San Vittore von Mailand in Untersuchungshaft befindet, wird demnächst dem Richter vorgeführt werden. Angesichts der Schwere der Taten, die jenen gleichen, die Tiziana Morandi verübt hatte, könnte ihr im Falle einer Verurteilung eine lange Gefängnisstrafe winken.