Von: mho
Voghera – Am Dienstagabend kam es kurz nach 22.00 Uhr auf der Piazza Meardi in der Gemeinde Voghera zu einer Bluttat, bei der ein 39-jähriger Mann marokkanischer Nationalität getötet wurde.
Den Ermittlungen zufolge handelt es sich beim Schützen um Massimo Adriatici, einen angesehenen Rechtsanwalt und örtlichen Stadtrat für Sicherheit. Nach einem Streit zwischen den beiden Männern vor einer Bar habe Adriatici eine Waffe auf den Mann abgefeuert. Schwerverletzt wurde der 39-Jährige Marokkaner mit dem Krankenwagen in die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses gebracht. Sein Zustand, der zunächst nicht besorgniserregend schien, verschlechterte sich rapide, bis er in der Nacht auf Mittwoch starb. Den Angaben zufolge führte Adriatici rechtmäßig eine Waffe mit sich.
Ursprünglich aus Voghera stammend, ist er seit Oktober 2020 Stadtrat für Sicherheit in der Gemeinde für die Lega Nord. Er ist Inhaber einer bekannten Anwaltskanzlei und hat es durch Initiativen gegen die so genannte ‘malamovida’, wie etwa Alkoholmissbrauch in den Abendstunden, in die lokalen Nachrichten geschafft.
Täter arbeitet als Professor für Strafrecht
Adriaticis Facebook-Profil zeigt ihn als “Professor für Strafrecht und Strafverfahren an der Polizeibeamtenschule in Alessandria” und als “ehemaliger Professor an der Universität des östlichen Piemonts”. In einem Interview im Jahr 2018 erklärte er: “Der Gebrauch einer Waffe muss durch eine reale Gefahr gerechtfertigt sein, für die Person, die sie benutzt, für ihr Eigentum oder das anderer. Das heißt aber nicht, dass man das Recht in die eigene Hand nehmen darf. Mit anderen Worten: Notwehr liegt nur dann vor, wenn ich schieße, um zu verhindern, dass jemand auf mich schießt, oder wenn es keine andere Möglichkeit gibt, den Angreifer in die Flucht zu schlagen bzw. ihn am Stehlen zu hindern. Schießen muss das letzte Mittel sein, die letzte Möglichkeit, wenn es keine andere gibt.”
Adriatici beteuert in ersten Aussagen, dass er unfreiwillig geschossen habe und der Schuss versehentlich aus seiner Waffe gekommen sei, die er legal besessen habe. Er sei während des Streits durch einen Stoß zu Boden gefallen und habe nur einen einzigen, letztlich tödlichen, Schuss abgegeben. Der Stadtrat steht nun unter Hausarrest wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung, bis die Justizbehörden ein Urteil zu einer möglichen Überschreitung des Rechts auf Notwehr gefällt haben.
Salvini reagiert zurückhaltend
Lega-Leader Matteo Salvini warnte in einer ersten Reaktion auf den sozialen Medien, man dürfe keine voreiligen Schlüsse ziehen. “Wir warten auf die Rekonstruktion der Tatsachen. Es gibt keine Bürger, die in Besitz legaler Waffen herumgehen und schießen. Als letztes Mittel zur Notwehr ist der Einsatz von Waffen allerdings legitim.”