Von: ka
Faenza – Im Fall des mysteriösen Mordes an der 46-jährigen Ilenia Fabbri gibt es eine heiße Spur.
Verschiedene Indizien und die Tatsache, dass der Mörder keine Spuren hinterlassen hatte, aber ganz besonders die Zeugenaussage der Freundin der Tochter des Opfers, die an diesem fatalen Samstagmorgen zusammen mit der 46-Jährigen im Haus zurückgeblieben war und den Mörder kurz gesehen hatte, ließen die Ermittler zum Schluss kommen, dass Ilenia Fabbri Opfer eines brutalen Auftragsmordes geworden war. Als Auftraggeber wird ihr Ex-Mann Claudio Nanni vermutet.
Der Donnerstag brachte im mysteriösen Mordfall Ilenia Fabbri die vielleicht entscheidende Wende. Nach der Auswertung verschiedener Spuren und Zeugenaussagen wurde der Ex-Mann des Opfers, Claudio Nanni, wegen mehrfacher erschwerter vorsätzlicher Tötung in Tateinheit mit einer unbekannten Person ins Ermittlungsregister eingetragen. Claudio Nanni wird beschuldigt, einen Mann mit dem Mord an seiner Ex-Frau beauftragt zu haben.
Die Tat geschah am vergangenen Wochenende. Kurz nach 6.00 Uhr am frühen Samstagmorgen ging bei der Notrufnummer 113 der Polizei der Anruf einer jungen Frau ein. „Im Haus meiner Mutter sind Einbrecher“, so die 20-jährige Arianna Fabbri. Als die Polizeibeamten aber in der nur wenige Fahrminuten entfernten Wohnung eintrafen, fanden sie in einem als Küche dienenden, von der Garage zugänglichen Raum die Leiche der 46-jährigen Ilenia Fabbri vor.
Die Autopsie ergab, dass Ilenia Fabbri mit einem einzigen Stich in den Hals getötet worden war. Als Tatwaffe konnte ein Küchenmesser mit Keramikklinge, das aus der Küche der Wohnung entnommen und nur notdürftig gereinigt worden war, identifiziert werden.
Die Spurensuche im Haus förderte Erstaunliches zutage. Einen Einbruch, der in eine Bluttat gemündet war, konnten die Ermittler schon bald ausschließen. In der Wohnung fehlten keine Wertgegenstände. Da nirgends Zeichen einer gewaltsamen Öffnung von Fenstern oder Türen gefunden wurden und da die Tochter aussagte, dass sie beim Verlassen des Hauses die Wohnungstür abgeschlossen hatte, kamen die Ermittler zum Schluss, dass sich der Mörder vermutlich mit einem Zweitschlüssel Zugang zur Wohnung verschafft hatte. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte sich der Mörder, der die Wohnung offenbar genau gekannt hatte, sofort in das Schlafzimmer der 46-Jährigen begeben. Dort war es zu einem ersten Angriff gekommen.
Ilenia Fabbri war aber nach dem Fortgang ihrer Tochter nicht allein im Haus gewesen. Wie bereits öfters geschehen, hatte in der Wohnung eine Freundin von Arianna Fabbri übernachtet. Die junge Frau, die ebenfalls Arianna heißt, war durch die Schreie und lauten Geräusche aufgeweckt worden. Arianna ist die wichtigste Zeugin in diesem Mordfall. Die junge Frau hatte die vermutlich letzten Worte des Mordopfers gehört. „Wer bist du? Was willst du?“, hatte die 46-Jährige ihren Mörder angeschrien. Danach hatte die Frau nur mehr Schreie des Opfers und einen dumpfen Schlag gehört.
Ilenia Fabbri: In corso la ricerca di tracce dell'assassino, anche con il luminol, nella casa di via Corbara a #Faenza, dove è stata uccisa. La Procura di #Ravenna ha disposto un accertamento tecnico irripetibile alla presenza delle parti. #chilhavisto pic.twitter.com/jFbYyz9Dw6
— Chi l'ha visto? (@chilhavistorai3) February 11, 2021
Bevor sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen hatte, hatte sie kurz in den Gang geblickt. Dabei hatte sie die dunkle Gestalt eines Mannes gesehen. Gegenüber der Polizei beschrieb Arianna ihn später als robusten, groß gewachsenen, breitschultrigen und dunkel gekleideten Mann. Einer Rekonstruktion der Bluttat zufolge hatte der Unbekannte, der vermutlich Handschuhe getragen und daher keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte, die Frau über die Stiegen hinunter zum späteren Fundort der Leiche gestoßen.
Die beiden Männer im Leben des Opfers kommen als direkte Urheber des Mordes nicht infrage. Der Ex-Mann, der als Erster in das Visier der Ermittler geriet, besitzt ein Alibi. Zur vermuteten Tatzeit war er zusammen mit der gemeinsamen Tochter bereits unterwegs nach Mailand gewesen. Auch der neue Lebensgefährte hatte sich zum Zeitpunkt der Bluttat weit vom Tatort entfernt aufgehalten. Der Zeugin zufolge hatte das Opfer den Täter auch nicht gekannt.
Der Ex-Mann von Ilenia Fabbri, Claudio Nanni besitzt aber ein Motiv. Während ihrer Ehe hatte Ilenia Fabbri in der Autowerkstatt von Claudio Nanni als Sekretärin gearbeitet. Die Scheidung zwischen Ilenia Fabbri und ihrem Ex-Mann war schwierig und konfliktreich gewesen. In der Vergangenheit hatte Ilenia Fabbri ihren Ex-Mann wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Dieses Verfahren war aber archiviert worden. Da Claudio Nanni seiner Ex-Frau aber angeblich noch Gehälter und Beiträge in Höhe von fast 100.000 Euro vorenthalten hatte, lief zwischen den beiden ehemaligen Eheleuten vor dem Arbeitsgericht von Ravenna noch immer ein Prozess.
Iscritto nel registro degli indagati l’ex marito di Ilenia Fabbri, uccisa a #Faenza. Perquisizione nella sua abitazione nell’officina con specialisti della Polizia Scientifica. #chilhavisto pic.twitter.com/Exnjr0Znpd
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Heute glauben Ermittler, dass dieser Prozess Auslöser eines Mordplanes gewesen sein könnte. Am Donnerstag wurde Claudio Nanni wegen mehrfacher erschwerter vorsätzlicher Tötung in Tateinheit mit einer unbekannten Person ins Ermittlungsregister eingetragen. Am selben Tag unterzog die Polizei sein Haus und seine Autowerkstatt einer minutiösen Durchsuchung. Unterdes hoffen die Ermittler, dass die Auswertung der Telefonkontakte weitere Erkenntnisse bringen und sie vielleicht sogar zum unbekannten Mörder von Ilenia Fabbri führen.
In Faenza, das seit dem brutalen Mord unter Schock steht, hofft man hingegen nur mehr, dass dieser Albtraum so bald als möglich ein Ende nimmt.