Witwe erzählt aus ihren Erinnerungen

Liebe und Genie: Der Mann hinter Nutella

Samstag, 01. Juni 2024 | 08:00 Uhr

Von: luk

Alba – Maria Franca Fissolo Ferrero hat kürzlich in einem Interview mit dem Corriere della Sera aus ihren Erinnerungen erzählt. Sie ist die Witwe von Michele Ferrero, dem Erfinder von Nutella, des weltweit berühmtesten Brotaufstrichs, der Kinder-Überraschungseier oder der “Tic Tacs”. Der italienische Unternehmer ist im Jahr 2015 verstorben.

Die Erfolgsgeschichte von Nutella begann bereits in den 1940-er Jahren in Italien, als Pietro Ferrero, ein Konditor aus Alba, eine süße Paste aus Haselnüssen und Kakao entwickelte. Diese Paste, genannt “Giandujot” und dann “Supercrema” war der Vorläufer von Nutella.

Der Durchbruch kam jedoch erst, als sein Sohn Michele Ferrero die Rezeptur verfeinerte und 1964 das erste Glas Nutella in den Markt einführte.

Michele Ferrero, der Erfinder in der Schürze

Das Paar lebte in Alba auf einem Hügel mit Blick auf die Nutella-Fabrik. „Michele hatte das Unternehmen immer im Kopf“, so Maria, „und er war glücklich, sie auch vor Augen zu haben. Als wir hier ankamen, sagte er erfreut: ‚Man hat eine gute Sicht.‘“

“Michele war ein aufmerksamer Beobachter und ein neugieriger, unermüdlicher Forscher. In meiner Erinnerung sehe ich einen Mann in weißer Schürze, der ständig im Labor Tests und Verkostungen durchführt.“ Und weiter: Er habe Fotos, Interviews oder TV-Auftritte immer abgelehnt.

“Wir waren ein zurückhaltendes Paar”, so Maria Franca Fissolo Ferrero. Michele entschied sich erst spät, sein Leben in einem Buch festzuhalten, das allerdings erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollte. ‘Solange ich lebe, möchte ich nicht, dass gesagt wird, ich hätte mit einem Journalisten gesprochen'”, waren seine Worte.

Das erste Date und die Erfindung des Namens Nutella

Ihr erstes Date hatte das Paar nach mehreren Absagen von Maria. Es fand in einem neu eröffneten Restaurant in Pino Torinese anlässlich der Expo Italia ’61 statt. Es folgten ein Haus, eine Familie und der Brotaufstrich Nutella.

Die Idee für den ikonischen Namen kam Michele Ferrero bei einem Spaziergang in Frankfurt. Er kombinierte das englische Wort “nut” (Nuss) mit dem italienischen Suffix “-ella”, um den internationalen Erfolg zu unterstreichen.

Maria schildert: “Der Geistesblitz für den Namen ‘Nutella’ kam eines Nachmittags in Frankfurt. Um 17.30 Uhr kehrten wir ins Hotel zurück, seine Mutter war auch dabei, und wir mussten um 18.00 Uhr zu Abend essen, wie es in Deutschland üblich ist. Aber er sagte, er müsse noch kurz raus. Eine halbe Stunde verging, dann eine Stunde. Seine ungeduldige Mutter wollte ihn holen, aber ich hielt sie zurück und sagte, dass er wohl etwas Wichtiges im Kopf habe”, so Maria.

„Nach zwei Stunden ging ich runter und traf ihn in der Lobby. Wir fuhren zusammen im Aufzug hoch, und er sagte zu mir: ‚Maria, sag mir nichts, mein Kopf muss frei sein. Gib mir noch etwas Zeit, ich bin fast fertig.‘ Er stand am Fenster und starrte auf den Fluss. Dann drehte er sich zu mir um und sagte: ‚Nutella.‘ Ich sah ihn an, als wäre er verrückt, und fragte: ‚Was redest du da? Was ist Nutella?‘ Und er, als hätte er eine Vision, antwortete: ‚Das ist der Name des Produkts, das um die Welt gehen wird.‘“

Er sollte Recht behalten: Seitdem hat sich Nutella weltweit etabliert und ist zu einem Symbol für Genuss und Qualität geworden. Generationen von Menschen genießen diesen einzigartigen Brotaufstrich, der inzwischen in vielen Ländern fester Bestandteil des Frühstückstisches ist.

Maria erlebte diesen erleuchteten Blick noch viele Male im Gesicht ihres Mannes, zum Beispiel bei der Erfindung des Kinder-Eis: „Um Mütter und Großmütter zum Kauf zu bewegen, erklärte er mir, musste er mehr Milch und weniger Kakao verwenden und eine kleine Überraschung hineinlegen. Dann strahlte er: ‚Es wird das ganze Jahr über Ostern sein.‘“ Heute führt ihr Sohn Giovanni das Erbe seines Vaters weiter. Und Nutella verzaubert seit sechzig Jahren Generationen von Kindern.