Von: ka
Mailand/Catania – Den Staatsanwälten der Bezirksdirektion der Antimafia-Polizei DDA gelang ein harter Schlag gegen die Cosa Nostra.
Bei ihren Untersuchungen stellten die Mafiajäger fest, dass Mitglieder des aus Catania stammenden Mafia-Clans der „Laudani“ bei Aufträgen für die Supermarktkette Lidl für das Gerichtsgebäude von Mailand, aber auch für mehrere Schulen der Gemeinde Mailand ihre Hände kräftig mit im Spiel hatten und dabei goldene Geschäfte machten. Infolge der Ermittlungen wurden 15 Personen, darunter auch eine hohe Beamtin der Gemeinde Mailand, festgenommen. Sie werden unter anderem der Bildung einer kriminellen Vereinigung, der Begünstigung und der Korruption beschuldigt.
Die Staatsanwälte konnten dank der Ermittlungen die komplizierten Geldflüsse zwischen Nord und Süd und den verschiedenen involvierten Gesellschaften nachvollziehen. Im wesentlichen wurde das in Mailand „eingesammelte“ Geld der Mafia-Familie der Laudani übergeben, die damit den Lebensunterhalt jener Familien sicherstellte, deren Mitglieder für den Clan wegen Mafiavergehen im Gefängnis sitzen. Dafür mussten die unterstützten Familien einen „Wechsel“ unterschreiben.
Bei fünf der Verhafteten handelt es sich um Unternehmer sizilianischer Herkunft, die seit Jahren in Norditalien ihren Geschäften nachgehen. Die Unternehmer gründeten eine ganze Reihe von Kooperativen, welche Überwachungsdienste oder Dienste im Bereich der Logistik, Ausrüstung und Raumausstattung anboten. Diese in der Praxis der Cosa Nostra nahestehenden Unternehmer und ihre eigens zur Geldeinnahme gegründeten Genossenschaften und Firmen erhielten von Lidl Italia viele Aufträge. Dank ihrer „Geschäftstüchtigkeit“ gelang es den fünf Unternehmern, eine Vielzahl von Wettbewerben und Ausschreibungen – so auch die Ausschreibung für den Überwachungsdienst des Mailänder Gerichtsgebäudes – zu gewinnen und die entsprechenden Aufträge zu ergattern.
Infolge der Untersuchungen verfügten die Staatsanwälte die richterliche Verwaltung für vier der zehn Hauptsitze und Verwaltungsdirektionen der Gesellschaft Lidl Italia. Lidl Italia selbst ist nicht Gegenstand von Ermittlungen und die richterliche Verwaltung dient eigentlich nur dazu, die Gesellschaft von mafiösen Machenschaften zu säubern, aber ganz unschuldig am Geschehenen scheint Lidl Italia laut den Ermittlern nicht zu sein. In seiner Verfügung spricht Voruntersuchungsrichter Fanales von „dauernder Unterwürfigkeit von leitenden Angestellten von Lidl Italia, welche für die Zuweisung von Aufträgen verantwortlich waren, mit der Folge, dass diese jene Unternehmen erhielten, welche von den Verhafteten kontrolliert wurden. Dies alles geschah in Missachtung aller Regeln des freien Wettbewerbs und zum Schaden des Vermögens des Auftraggebers“. Weniger diplomatisch gab sich Staatsanwältin Ilda Boccassini: „Sie wussten, welche die richtigen Personen waren, die sie schmieren mussten. Sie fischten in einem sicheren Teich.“
Wenig hoffnungsvoll fügte Ilda Boccassini hinzu, dass in Mailand die Korruption ein grassierendes Phänomen sei.
Aber immerhin. Dieser Arm der Krake Mafia wurde abgehackt.