Von: ka
Asola di Scurelle/Trentino – Was die Beamten der Umweltabteilung der Carabinieri in einer halb verlassenen Lagerhalle in Asola di Scurelle, einer Ortschaft in der Valsugana im Trentino, fanden, ließ selbst lang gediente Carabinieri betroffen und bestürzt zurück.
Il ritrovamento all’ex Samatec a Scurelle. Le ipotesi investigative: casse da morto trafugate per recuperare lo zinco da vendere sul mercato nero o abbandonate dopo le “finte” cremazioni. Immobile sotto sequestro: sulla vicenda indagano i carabinieri… https://t.co/V20QMsfh1B
— AltoAdige quotidiano (@alto_adige) April 18, 2019
Zwischen Altölfässern, Motoren, zerlegten Autos und Altreifen waren Arbeiter in einer Lagerhalle mit einer ganz besonders makaberen „Arbeit“ beschäftigt. Die Männer, die zu einer Genossenschaft, die Friedhofsdienste anbot, gehörten, öffneten zuerst mit einem Pickel die Särge. Dann entnahmen sie daraus die sterblichen Überreste und legten sie in Plastiksäcke, die wiederum in Kartons gepackt wurden. Die Särge, die aus fast ganz Venetien, aus dem Trentino und teilweise auch aus Südtirol stammten, wurden hingegen fein säuberlich zerlegt und nach den Ausgangsmaterialien – Holz und Zink – getrennt. Während das Holz der Abfallverwertung zugeführt wurde, wurde das Zink gewinnbringend verkauft.
Das makabere Treiben wurde bei einer Kontrolle seitens der Gemeindepolizei entdeckt, die wiederum die Carabinieri der Umweltabteilung von Trient sowie die Carabinieri von Borgo Valsugana verständigten. Die Staatsanwaltschaft verfügte die Beschlagnahme der Lagerhalle und eröffnete gegen den 65-jährigen Guido Beber – Inhaber und verwaltungsrechtlicher Verantwortlicher der Genossenschaft „Linea momenti“ von Pergine – ein Verfahren wegen Leichenschändung und illegaler Handhabung von Abfällen. Die eventuellen, rechtlichen Verantwortlichkeiten der anderen Angestellten der Genossenschaft – drei Arbeiter und eine Sekretärin, alle aus dem Trentino – sind noch Gegenstand von weiteren Ermittlungen.
Das betrügerische Geschäftsmodell der Genossenschaft – so die Anschuldigung der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri – soll aber vor allem darin bestanden haben, die unterschiedlichen Kosten für das Verbrennen einer Leiche mit oder ohne Sarg für die eigene Tasche auszunützen. Während beim Verbrennen einer Leiche zusammen mit ihrem Sarg Kosten von rund 800 Euro anfallen, entstehen beim alleinigen Verbrennen der sterblichen Überreste Kosten von lediglich 400 Euro. Aus dieser Differenz, so die Staatsanwaltschaft, habe das „Geschäft“ bestanden.
Angesichts der 27 in der Lagerhalle aufgefundenen Särge und der Vermutung, dass in den letzten drei bis vier Monaten zwischen 150 und 200 Särge und Leichen die Halle in Asola di Scurelle passiert haben, schätzen die Ermittler den Umsatz auf eine Summe von 250.000 bis 300.000 Euro. Diese Annahme wird auch von der aus den Papieren hervorgehenden Menge des verkauften Zinks – rund 6.000 Kilogramm – gestützt. Zweifel erregt vor allem die Tatsache, dass die Entnahme der Leichen aus den Särgen in einer Lagerhalle mitten zwischen zerlegten Fahrzeugen und Altölfässern – einem unter anderem nicht sakralen Ort – stattfand, als ob es sich um eine normale Abfallbewirtschaftung, die aus Mülltrennung und -entsorgung besteht, handeln würde. Das Amt für Hygiene stellte in der Lagerhalle, wo 24 Särge übereinander gestapelt und drei weitere offene Särge auf dem Boden lagen, zudem einen Zustand der generellen Verwahrlosung fest.
Paolo Frizzi, Rechtsanwalt von Guido Beber, wies hingegen alle Anschuldigungen zurück, und erklärte, dass nie ein Verkehr mit Leichen und eine Schändung stattgefunden hätten und dass die Genossenschaft seines Mandanten ordnungsgemäß gearbeitet und über alle notwendigen Genehmigungen verfügt hätte.
Laut der Onlineausgabe der Tageszeitung Alto Adige halten die Ermittler es für gesichert, dass auch verschiedene Särge und Tote aus Südtirol die von den Medien mittlerweile „Halle des Horrors“ getaufte Lagerhalle in Scurelle in der Valsugana durchlaufen haben. Die Genossenschaft „Linea Momenti“ von Pergine besitzt mit den Gemeinden Auer, Neumarkt und Leifers laufende Verträge.
Der Fund der Särge und der Leichen in der Lagerhalle in der Valsugana im Trentino löste aufgrund der makaberen Umstände in ganz Italien großes Aufsehen und tiefes Entsetzen aus.
Salme dal Veneto abbandonate in un capannone in Trentino https://t.co/zMEtOdbsAm pic.twitter.com/GOGvql38Rz
— laNuovaVeneziaMestre (@nuova_venezia) April 18, 2019