Von: mk
Trient – Der Tod der vierjährigen Sofia Zago aus Trient, die nach einer Malaria-Erkrankung im Krankenhaus von Brescia gestorben ist, ist nicht nur für die Angehörigen tragisch. Das Ereignis hat die gesamte Region erschüttert – vor allem auch, weil eine Ansteckung erfolgte, ohne dass die Familie zuvor im Ausland war. Während im Trentino so ein Fall einmalig ist, machen sich im Internet die wildesten Theorien breit. Der Trientner Landesrat Luca Zeni reagiert verbittert auf die „Oberflächlichkeit“ im Netz.
Auf Facebook lässt er seinem Unmut freien Lauf. Zunächst erklärt Zeni, dass er mit der Familie bereits Kontakt aufgenommen habe, um zu signalisieren, dass auch die Landesregierung in diesen schwierigen Zeiten der Familie nahestehe. Gleichzeitig ging er auf mehrere Pressemitteilungen in Zusammenhang mit dem Vorfall ein
„In diesem Augenblick prüfen die Experten sämtliche Möglichkeiten. Es gilt nicht als ausgeschlossen, dass das Kind bereits vor der Einlieferung ins Krankenhaus angesteckt wurde und dass eine Mücke der Überträger war. Die Analysen sollten zumindest einen Teil der Antworten liefern, die wir suchen“, schreibt Zeni auf Facebook.
Gleichzeitig stellt er eine politische Überlegung an. „Mittlerweile bin ich Instrumentalisierungen von bestimmten politischen Kräften und die Oberflächlichkeit von Tastaturhelden in den sozialen Netzwerken gewohnt. Doch dieses Mal muss ich gestehen, dass ich körperliche Anstrengung empfunden habe“, kritisiert Zeni.
In einem so heiklen Fall, in dem alle Erklärungen unmöglich scheinen, die aber trotzdem einer Überprüfung unterzogen werden, müsse er auf politischen Mitteilungen reagieren, die bereits einen Schuldigen ausgemacht haben, und Kommentare lesen, die jenseits von Gut und Böse seien.
Vor allem zwei Standpunkte hält Zeni besonders für verrückt. Erstens: Schuld trägt die Einwanderung. Dazu meint der Landesrat: „Persönlich orte ich keinesfalls in die Kategorie der ‚Gutmenschen‘ ein und halte eine Regelung des Migrationsflusses durchaus für nötig. Ich glaube, dass die Einhaltung von Regeln von allen eine grundlegende Voraussetzung ist. Allerdings ist es trostlos, die Einwanderer wegen Malaria zu beschuldigen, weil es auch medizinischer Blödsinn ist. Um Malaria zu übertragen, ist ein Austausch von Blut nötig und Überträger sind Mücken, die bei uns eigentlich nicht existieren.“
Sollten diese Mücken im Trentino entdeckt werden, bedeute dies, dass sich das Klima stark verändert habe. Ob man für oder gegen die Einwanderung ist, tue in diesem Fall nichts zu Sache, erklärt Zeni. Hier gehe es einzig und allein darum, „ein Mädchen dazu zu benutzen, um Hass zu schüren“.
„Nicht zu begreifen, dass Malaria nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird und dass die Mücken nicht mit den Schiffen ankommen, bedeutet entweder, ein totaler Ignorant oder in böswilliger Absicht ein Schakal zu sein“, schimpft Zeni
Die zweite absurde Theorie gibt der staatlichen Impfpflicht die Schuld. Laut dieser Meinung sei das Mädchen kurze Zeit vorher geimpft worden und die Malaria sei ein Kollateralschaden oder sogar eine Verschwörung, um zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Zeni hält das einfach nur krank und meint dazu: „Diese Theorie ist dermaßen verrückt, aber sie kursiert wirklich.“
Auch der Großvater der kleinen Sofia hat öffentlich dagegen protestiert, dass der Fall politisch ausgeschlachtet wird.
https://www.facebook.com/luca.zeni.50/posts/10212786283519537