Gletscher soll 2040 vollkommen verschwunden sein

Marmolata in den Dolomiten im „irreversiblen Koma“

Montag, 09. September 2024 | 17:11 Uhr

Von: mk

Canazei – Der Gletscher auf der Marmolata steht kurz vor seinem Verschwinden. Diese düstere Prognose haben Legambiente und die Alpenschutzkommission Cipra in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem italienischen Gletscherkomitee im Rahmen einer Kampagne aufgezeigt.

Jüngste Messungen verdeutlichen, dass der Gletscher täglich sieben bis zehn Zentimeter an Dicke verliert. In den letzten fünf Jahren sind 70 Hektar seiner Oberfläche geschmolzen. Das entspricht in etwa einer Fläche von 98 Fußballfeldern.

Seit Beginn der wissenschaftlichen Aufzeichnungen im Jahr 1888 hat sich seine Ausdehnung um beeindruckende 1.200 Meter verringert. Setzt sich die Eisschmelze mit dieser Geschwindigkeit fort, wird der Gletscher voraussichtlich bis 2040 vollständig verschwunden sein. Diese Entwicklung ist ein deutliches Zeichen für die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpenregion.

Die Marmolata gilt als das höchste Bergmassiv in den Dolomiten. Die Punta Penia auf dem westöstlich verlaufender Gratrücken ragt 3.343 Meter über dem Meer empor. Der größte Gletscher der Dolomiten befinde sich in einem “irreversiblen Koma”, hieß es bei einer Präsentation der erschütternden Daten am Geographischen Institut der Universität Padua.

Die Gletscherschmelze hat dramatische Ausmaße und führt zu erheblichen Verlusten an Fläche und Volumen. War der Gletscher auf der Marmolata vor 136 Jahren noch 500 Hektar groß und entsprach damit einem Areal von rund 700 Fußballfeldern, hat er seitdem über 80 Prozent seiner Fläche und über 94 Prozent seines Volumens verloren. Im Jahr 2024 betrug seine maximale Dicke nur noch 34 Meter.

Auch der verheerende Gletschersturz am 3. Juli 2022 soll in Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. Wohl aufgrund außergewöhnlich hoher Temperaturen und eindringenden Wassers riss ein Eisblock auf etwa 200 Meter Breite ab, die Eis- und Gesteinsmassen stürzten auf die darunterliegende Normalroute zur Punta Penia, auf der zu diesem Zeitpunkt mehrere Seilschaften unterwegs waren. Zahlreiche Tote und Vermisste waren die Folge.

Nach einem warmen und niederschlagsarmen Winter hatte sich im folgenden Sommer Schmelzwasser unter dem Gletschereis gesammelt und dessen Haftung reduziert.

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