Von: ka
Castello-Molina di Fiemme – Einen Tag nach der schrecklichen Bluttat in Castello-Molina di Fiemme, bei der der 56-jährige Mauro Moser zuerst seine 50-jährige Frau Viviana Micheluzzi erschossen und dann die Waffe gegen sich selbst gerichtet hatte, wurden einige Hintergründe der Tragödie bekannt.
Mauro Moser und Viviana Micheluzzi hatten ursprünglich geplant, sich nach 30 Ehejahren einvernehmlich zu trennen. Irgendetwas hatte die Frau aber dazu bewogen, diese gemeinsame Entscheidung zu überdenken und einen Rechtsanwalt einzuschalten. „Mein Mann ist aggressiv geworden. Ich werde gehen“, hatte sie einer Freundin anvertraut. Am Donnerstag hätte sie einen Termin mit ihrem Rechtsbeistand wahrnehmen müssen.
Mauro Moser und Viviana Micheluzzi galten zusammen mit ihren drei Söhnen Oscar (26), Ivan (22) und Niko (20) in Castello-Molina di Fiemme im Fleimstal als Musterfamilie.
,Besonders Viviana Micheluzzi war weit über ihrem Heimatort hinaus bekannt. Die 50-jährige begeisterte Imkerin betrieb zusammen mit ihrem Mann die Imkerei und Bienenzucht „I dolci sapori del bosco“. Durch das in Zusammenarbeit mit dem Agrarinstitut von San Michele verwirklichte Projekt „Ape trentina“, das auch die Zucht von Bienenköniginnen beinhaltete, erwarb sich die Viviana Micheluzzi auch unter Südtirols Bienenzüchtern Bekanntheit und Anerkennung. Mit dem Honig und anderen Bienenprodukten ihrer Imkerei belieferte das Ehepaar viele Hotels und Gastbetriebe der näheren und weiteren Umgebung.
Als „Kopf“ und treibende Kraft der Imkerei galt aber die als „energisch und kreativ“ bekannte Viviana, die ihr Leben bereits in jungen Jahren ganz der Imkerei gewidmet hatte und zum Studium der Bienenzucht eigens ins Ausland gegangen war. Mauro Moser hingegen führte neben der zusammen mit seiner Frau betriebenen Imkerei auch einen bäuerlichen Betrieb.
Nur wenige hingegen wussten, dass es in der Ehe des seit 30 Jahren verheirateten Paars kriselte. Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge begann sich die Beziehungskrise auch auf ihren Betrieb auszuwirken. Zunächst beschlossen Mauro Moser und Viviana Micheluzzi, sich einvernehmlich zu trennen und ihr gemeinsames Vermögen sowie die gemeinsam geführte Imkerei zu gleichen Teilen aufzuteilen. Irgendetwas bewog aber die Frau dazu, diese gemeinsam getroffene Entscheidung zu überdenken und einen eigenen Rechtsanwalt einzuschalten. „Mein Mann ist aggressiv geworden. Ich werde gehen“, vertraute sie einer Freundin an. Dieser Satz und die Ängste der Frau wurden auch von einem der Söhne bestätigt, der seine Mutter nach der Trennung von ihrem Mann hätte beherbergen sollen. Am Donnerstag hätte sie einen Termin mit ihrem Rechtsbeistand wahrnehmen müssen.
Ammazza la moglie prima di spararsi: a trovare i corpi di Mauro Moser e Viviana Micheluzzi sono stati i figli, colti da un malore per la tragica scena: a #ORE14RAI2 la reazione della comunità locale in Val di Fiemme.
La puntata è disponibile su #RaiPlay ➡ https://t.co/zd0EfQDvKZ pic.twitter.com/UVDb28V5HH— ore14rai2 (@ore14rai2) March 30, 2022
Mauro Moser schien weder die Trennung von seiner Frau und noch weniger ihre Entscheidung, ihm die einvernehmliche Lösung aufzukündigen, akzeptiert zu haben. „Es tut mir weh, weil sie mich auf diese Weise gegen die Kinder aufbringt“, erklärte er gegenüber einer Bekannten.
Am Dienstag kam es zur schrecklichen Tragödie. Nachdem er am frühen Vormittag im Südtiroler Unterland eine Schusswaffe – eine neunkalibrige Pistole der Marke Glock – erworben hatte, begab er sich noch am Dienstagvormittag zur Flur Brozin – einem Ort außerhalb des Dorfes – wo die Frau einige ihrer Bienenstöcke aufgestellt und das Zentrum für die Befruchtung von Bienenköniginnen eingerichtet hatte.
Einer ersten Rekonstruktion zufolge gerieten Mauro Moser und Viviana Micheluzzi, die dort mit Imkereiarbeiten beschäftigt war, in eine heftige Auseinandersetzung, in dessen Verlauf Mauro Moser seine Waffe zog und Viviana Micheluzzi erschoss. Kurz darauf richtete der 56-Jährige die gleiche Waffe gegen sich selbst.
Als sich die drei Brüder nach Mittag darüber wunderten, dass sie keine Nachricht von ihren Eltern hatten, machten sie sich sofort auf die Suche. Es war der jüngste Sohn Niko, der die unweit der Bienenstöcke liegenden Leichen seiner Eltern entdecken musste. Nach diesen schrecklichen Erfahrungen mussten zwei der drei Söhne ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Castello-Molina di Fiemme steht unter Schock. „Wir alle im Dorf sind sprachlos“, so der Bürgermeister des Ortes. Wie nach anderen Femiziden fragen sich erneut viele Italiener, wie solche Tragödien vermieden werden könnten. Leider scheint es keine einfachen Antworten zu geben.