121.000 Euro pro Einwohner

Millionenregen für Dorf im Trentino: Schutz der Bersntoler

Freitag, 17. Januar 2025 | 08:06 Uhr

Von: Ivd

Palai im Fersental – Im Trentino hat es ein unscheinbares Bergdorf geschafft, im Rahmen des EU-Wiederaufbauplans PNRR eine Summe von 20 Millionen Euro für sich zu sichern. Das entspricht beeindruckenden 121.000 Euro pro Einwohner. Mit diesem Geld sollen die jahrhundertealte Kultur und Sprache der Bersntoler, einer deutschsprachigen Minderheit im Trentino, erhalten bleiben und zugleich innovative Projekte für eine nachhaltige Zukunft umgesetzt werden.

Palai im Fersental oder „Palù del Fersina“ zählt gerade einmal 165 Einwohner. Bekannt ist das Dorf wegen der Volksgruppe der Bersntoler, einer Minderheit aus Süddeutschland, die sich im 13. Jahrhundert im Fersental niederließ. Ihre besondere Stellung in der Region und der altdeutsche Dialekt, der sowohl Elemente aus Bayern sowie aus weiteren Teilen Süddeutschlands enthält, macht ihre Situation einmalig.

Für den EU-Aufbau- und Resilienzplan PNRR war das Anlass genug, der Gemeinde finanziell unter die Arme zu greifen. Der Verlust der eigenen Identität soll damit gestoppt und die Abwanderung bekämpft werden. Mit den 20 Millionen Euro an Fördermitteln werden insgesamt 35 Projekte umgesetzt, die sowohl die lokale Kultur als auch die Infrastruktur stärken sollen.

Infrastruktur für die Zukunft

Eine der zentralen Maßnahmen ist der Aufbau eines leistungsstarken digitalen Netzes, das Menschen, die im Homeoffice arbeiten, anziehen soll. Damit sollen neue Bewohner gewonnen und gleichzeitig die Abwanderung bestehender Einwohner gestoppt werden. Auch Touristen sollen in Zukunft von verbesserten Wegen, erneuerten Berghütten und neuen Rastplätzen profitieren.

Zusätzlich wird in die Erhaltung der traditionellen Bauweise investiert: Alte Gemeindebauten werden renoviert und für soziale Projekte oder als Arbeitsplätze umfunktioniert. Die grüne Mobilität steht ebenfalls auf der Agenda: Fahrradwege, nachhaltige Transportmittel und die Sanierung von Trockenmauern sollen die Region umweltfreundlicher und attraktiver machen.

Die demografischen Herausforderungen von Palai im Fersental sind enorm. Seit 1973 ist die Bevölkerung um 48 Prozent geschrumpft. Derzeit liegt das Verhältnis von Senioren zu Jugendlichen bei vier zu eins. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt die Gemeinde auf eine Stärkung der Lebensqualität und die Schaffung neuer Perspektiven für junge Familien.

Bis zum Jahr 2027 sollen alle Projekte abgeschlossen sein. Palai im Fersental soll damit eine Vorreiterrolle für andere schützenswerte Regionen und Kulturgüter in Europa übernehmen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Dorf seinen Problemen entgegenstellt.

Kommentare

Aktuell sind 18 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen