Stark und lächelnd: Chiara Bordi tritt mit Prothese zu Schönheitswettbewerb an – VIDEO

Miss Italia: Schönheit kommt auch ohne einen Unterschenkel aus

Mittwoch, 19. September 2018 | 07:09 Uhr

Von: ka

Mailand – Wie alle Jahre wieder wurde in einem Schönheitswettbewerb eine junge Frau zur Miss Italia, zur schönsten Frau Italiens, gekürt. Diesmal richteten sich die Blicke aber nicht auf die Siegerin, Carlotta Maggiorana, sondern auf die drittplatzierte Chiara Bordi. Der erst 18-Jährigen war vor mehreren Jahren nach einem schrecklichen Unfall ein Unterschenkel abgetrennt worden. Trotz manches Angriffs weit unter der Gürtellinie erfüllte sich Chiara Bordi ihren Traum, bei Miss Italia anzutreten. Mutig stellte sich die Gitarre spielende Frau mit einer Prothese dem staunenden Publikum.

Instagram/Chiara Bordi

Kein Weg einer schönen, jungen Schönheitswettbewerbsteilnehmerin bis zum Finale nach Mailand war so lang und steinig, wie jener von Chiara Bordi. Die „Miss mit der Prothese“ musste auf ihrem Weg nach Mailand viele Vorurteile, schiefe Blicke und nicht zuletzt hasserfüllte Kommentare in den sozialen Netzwerken über sich ergehen lassen. Am Ende wurde die junge Frau aber zum Symbol und zum Vorbild für all jene, die nie aufhören zu kämpfen und ihre Träume zu verfolgen.

Instagram/Chiara Bordi

Die Geschichte von Chiara Bordi beginnt in Tarquinia in der mittelitalienischen Region Latium, wo die junge Frau aufwächst und die Schule besucht. Zurzeit besucht die junge Frau das klassische Lyzeum ihrer Heimatstadt. Um sich ihr Studium zu finanzieren, jobbt Chiara Bordi in der Sommersaison in einer Bar. Vor fünf Jahren geschah jener Unfall, der das Leben der jungen Frau für immer verändern sollte. Die damals kaum Vierzehnjährige erlitt mit ihrem Kleinmotorrad einen schrecklichen Sturz. Die Jugendliche musste damals mehrere Monate im Krankenhaus verbringen, wo ihr auch das linke Bein unterhalb des Knies amputiert werden musste. Nichts war mehr, wie es vorher war. Aber auch dieser schwere Schicksalsschlag konnte dem Lebenswillen von Chiara Bordi nicht schaden.

„Ich habe das Schicksal, diesen Abend und diesen Moment verflucht. Ich habe gehofft, die Zeit zurückdrehen und auch nur eine Sekunde später starten zu können. Ich habe meinen Körper fast zerstört gesehen und es vorgezogen, meinen Blick lieber zur Seite zu wenden, als meine Beine anzusehen. Aber dann habe ich mit meiner ganzen Kraft gewünscht, wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren“, erzählt Chiara Bordi auf Instagram.

Instagram/Chiara Bordi

Ihr letzter Wunsch wurde Wirklichkeit. Dank einer hochmodernen Prothese kam Chiara Bordi wieder auf die Beine und erreichte Ziele, von denen sie nie geglaubt hätte, sie jemals erreichen zu können. Sie machte den Tauchschein und begann sogar zu klettern. Später ließ sich Chiara Bordi auch für verschiedene Magazine fotografieren und schlug eine Laufstegkarriere ein.

Mit der Zeit wuchs in ihr der Traum, bei Miss Italia anzutreten. Die „Miss mit der Prothese“, wie Chiara Bordi fortan genannt wurde, musste auf ihrem Weg ins Finale nach Mailand viele Vorurteile und schiefe Blicke ertragen. Aber ganz besonders schäbig und hinterhältig waren jene Hasskommentare in den sozialen Netzwerken, in denen sie als „Krüppel“ beschimpft wurde und beschuldigt wurde, mit ihrer Beinprothese beim Publikum Mitleid zu schinden und so Punkte zu sammeln.

ANSA/RICCARDO DALLE LUCHE

Aber über solche „Nutzer“ hatte sie schon lange vorher gelernt, zu lachen.

„Man nimmt an einem Schönheitswettbewerb teil, um zu gewinnen, aber mein Ziel ist es, den jungen Leuten die Botschaft zu überbringen, ihr eigenes Leben zu verteidigen und ihm immer wieder eine neue Chance zu geben. Ich will meinen Mut einem möglichst großen Publikum übertragen, weil meine Erfahrung zeigt, dass man eine Behinderung auch in der Normalität wie im Sport, in einer Liebesbeziehung oder, warum nicht, in einem Schönheitswettbewerb, leben kann“, so Chiara Bordi.

Instagram/Chiara Bordi

Am Ende wurde die junge Frau aber zum Symbol und zum Vorbild für all jene, die nie aufhören, zu träumen.