47-jähriger Kapitän eines Fischerboots festgenommen – VIDEO

Moderne Sklaverei: Illegal angestellter Migrant ins Meer geworfen

Mittwoch, 06. Dezember 2017 | 08:16 Uhr

Von: ka

Livorno/Toskana – Nach eineinhalb Jahren konnten die Carabinieri und die Küstenwache der toskanischen Hafenstadt Livorno einen unglaublichen Fall von Ausbeutung illegal angestellter Migranten aufzuklären.

Anfang der Woche nahmen die Carabinieri und die Beamten der Küstenwache den 47-jährigen Andrea Caroti, Kommandant des Fischerboots „Gionatan“, fest, als das Fischerboot nach einem Tag auf dem Meer wieder in den Hafen von Livorno zurückgekehrt war. Der 47-Jährige wird der Nötigung, der Gewaltanwendung und der Bedrohung, um den Geschädigten zu zwingen, eine Straftat zu begehen, sowie der Ausbeutung von Arbeitskräften beschuldigt. Die Verhaftung erfolgte auf Anordnung des Voruntersuchungsrichters von Livorno nach Beendigung der als „Catene“ bezeichneten Untersuchung.

Twitter/Livorno

Die „Catene“-Ermittlung begann nach einer Rettung aus dem Meer. Am 8. Juni 2016 erkannte ein Rettungsschwimmer, wie wenige Hundert Meter vom Strand entfernt ein Mann im Meer um sein Leben kämpfte. Sofort sprang der Rettungsschwimmer ins Wasser und zog den Mann, einen Senegalesen, an Land. Noch auf dem Strand berichtete der Senegalese seinem Lebensretter, dass er aus Angst vor einer Kontrolle der Küstenwache vom Kapitän eines Fischerboots, auf dem er illegal gearbeitet hatte, ins Meer gestoßen worden war. Der Kapitän hatte ihn, so der Senegalese weiter, ins Meer geworfen, obwohl er von seinen unzureichenden Schwimmkenntnissen gewusst hatte.

Daraufhin zog es der Senegalese vor, das Weite zu suchen. Kurze Zeit später traf ein Boot der Küstenwache vor dem Strand ein. Die Beamten der Küstenwache protokollierten die Aussagen des Rettungsschwimmers und mehrerer Zeugen und eröffneten ein Ermittlungsverfahren. Erste Erkenntnisse ergaben, dass die Angaben des Senegalesen der Wahrheit entsprachen. Später verdichtete sich der Verdacht, dass es sich beim Übeltäter vermutlich um den 47-jährigen Fischer handelte. Als Andrea Caroti erfuhr, dass der Senegalese für eine Zeugenaussage von der Küstenwache einbestellt worden war, bedrohte er diesen mehrmals, um ihn dazu zu zwingen, nicht die Wahrheit zu sagen.

Twitter/Livorno

Aber der Senegalese ließ sich nicht einschüchtern. Weitere Ermittlungen ergaben, dass Andrea Caroti für sein kleines Fischereiunternehmen ein regelrechtes ausbeuterisches Arbeitssystem auf die Beine gestellt hatte, bei dem nicht nur der Senegalese, sondern eine ganze Reihe von Migranten schamlos ausgenützt und dazu gezwungen worden war, auf dem Boot verschiedenste Arbeiten zu verrichten. Als „Lohn“ bekamen die Migranten, die die Notwendigkeit hatten, jegliche Arbeit anzunehmen, für einen ganzen Tag auf dem Meer nur zehn Euro und ein paar Fische.

In Livorno zeigte man sich von diesem Fall von sklavenartiger Ausbeutung von Arbeitskräften geschockt. Mit „Catene“(„Ketten“, Anmerkung der Redaktion), so bemerkte ein Leser, habe man der Ermittlung den passenden Namen gegeben, da die Arbeitsbedingungen auf dem Boot fast an das Schicksal von in Ketten gelegten Sklaven erinnerten.