Von: ka
Terno d’Isola/Bottanuco – Ein mysteriöser Mordfall erschüttert Italien. Fast drei Wochen nach dem Mord an der 33-jährigen Sharon Verzeni fehlt vom Mörder noch immer jede Spur.
Auch das mögliche Motiv der Bluttat liegt noch völlig im Dunkeln. Da der Lebenspartner der Frau Sergio Ruocco über ein felsenfestes Alibi verfügt und die klassischen Ermittlungsmethoden bisher nur dürftige und kaum brauchbare Ergebnisse brachten, beschlossen die Ermittler ähnlich wie seinerzeit im Fall Yara Gambirasio DNA-Massentests durchzuführen.
Die grausame Bluttat geschah in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli. Von vier Messerstichen getroffen brach Sharon Verzeni kurz vor 1.00 Uhr auf der Straße ihres Wohnviertels in Terno d’Isola bei Bergamo zusammen. Der 33-Jährigen gelang es noch, um Hilfe zu rufen und die Notrufnummer 112 zu wählen – “Hilfe! Ich bin erstochen worden!”, schrie die junge Frau – aber leider sollten sich alle Bemühungen der herbeigeeilten Nachbarn und der Rettungskräfte als vergeblich erweisen. Kurz nach der Erstversorgung durch den Notarzt erlag die junge Frau im Krankenhaus dem ihr durch die schweren Stichverletzungen zugefügten Blutverlust.
Die Carabinieri nahmen umgehend Ermittlungen zum Fall auf. Zunächst geriet der Lebenspartner von Sharon Verzeni, Sergio Ruocco, ins Visier der Ermittler. Der 37-jährige Hydrauliker befand sich zum Zeitpunkt der Bluttat in der nur 200 Meter vom Tatort entfernten, gemeinsamen Wohnung des Paars. Wie er selbst aussagte und wie Aufnahmen von Überwachungskameras bestätigen, hatte er das Haus weder zusammen mit seiner Freundin noch allein verlassen. Zudem galt die Beziehung zwischen Sharon Verzeni und Sergio Ruocco, die seit 13 Jahren ein Paar waren und vor drei Jahren zusammengezogen waren, als ausgesprochen harmonisch. Das Paar, das erst vor kurzer Zeit einen Ehevorbereitungskurs beendet hatte, plante im kommenden Jahr zu heiraten.
Um für ihr Brautkleid etwas abzunehmen und in Form zu bleiben, hatte ihr Ernährungsberater der 33-Jährigen geraten, längere Spaziergänge zu unternehmen, was die junge Frau aufgrund der Hitze meist spätabends zu tun pflegte. Oft begleitete sie dabei ihr Verlobter, aber da der 37-jährige Hydrauliker am Tag darauf am frühen Morgen aufstehen musste, ging er an diesem Abend früh ins Bett.
Die Auswertung der zahlreichen Überwachungskameras brachte außer der Erkenntnis, dass der Partner des Opfers nichts mit dem Mord zu tun haben konnte, nur dürftige und kaum brauchbare Ergebnisse. Auch ein vorbestrafter Obdachloser, der eine Zeit lang in einer Garage in Tatortnähe gelebt hatte, schied als möglicher Täter aus. Die anfängliche Vermutung, dass Sharon Verzeni einem Zufallstäter begegnet sein könnte und einfach nur das Pech hatte, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein, gilt unter den Ermittlern als unwahrscheinlich.
Auch Ermittlungen am Arbeitsplatz des Opfers – die 33-Jährige, die ursprünglich aus dem nahen Bottanuco stammt, arbeitete als Baristin in einer Konditorei – und in ihrem Familien- und Freundeskreis förderten bisher kaum Hinweise zutage. Sharon Verzeni wird als fleißige und hilfsbereite junge Frau beschrieben, die sich auf ihre kommende Heirat freute.
Die Tatsache, dass der Täter auf sein Opfer an einem der wenigen Orte einstach, der von keiner Überwachungskamera gedeckt wurde, und unbeobachtet entkommen konnte, lässt darauf schließen, dass er die Wohngegend kennt. Laut der Schrittzähler-App legte die 33-Jährige in der Mordnacht in 50 Minuten lediglich 630 Meter zurück. Die Frage, ob die Sharon Verzeni ihren Mörder oder ihre Mörderin gekannt und sich mit ihr verabredet haben könnte, beschäftigt die ermittelnden Carabinieri und die Staatsanwaltschaft von Bergamo. Zu diesem Zweck werden Zeugenaussagen geprüft und das Smartphone der Frau ausgewertet. Übereinstimmenden Berichten mehrerer italienischer Medien zufolge soll die junge Frau in der Mordnacht jedoch weder telefoniert noch Nachrichten verschickt oder empfangen haben.
"Questo delitto fa paura: mancando un movente si apre la pista dell'assassino che in maniera immotivata uccide una ragazza per strada"Il magistrato Valerio de Gioia a #Pomeriggio5 sul caso di #SharonVerzeni
Posted by Pomeriggio 5 on Monday, August 19, 2024
Einige Experten schließen nicht aus, dass die junge Frau Opfer eines Serienmörders geworden sein könnte. Derzeit wird geprüft, ob die Bluttat mit drei zwischen den Jahren 2016 und 2017 verübten, aber bisher nicht aufgeklärten Frauenmorden in Zusammenhang steht. Allen Femiziden ist gemeinsam, dass der Mörder seine Opfer erstach und es verstand, geschickt allen Überwachungskameras auszuweichen. Zudem liegen alle Tatorte kaum mehr als zwei Dutzend Kilometer auseinander.
Da die klassischen Ermittlungsmethoden abgesehen von der Bestätigung mehrerer Alibis bisher nur dürftige und kaum brauchbare Ergebnisse brachten, beschlossen die Ermittler ähnlich wie seinerzeit im Fall Yara Gambirasio DNA-Massentests durchzuführen. Im Gegensatz zu den Ermittlungen zum grausamen Mord am damals 13-jährigen Mädchen, deren Leiche im Jahr 2011 aufgefunden worden war – damals waren mehr als 22.000 Personen getestet worden – könnten diesmal einige Dutzende oder einige Hunderte Tests genügen, um den Täter des Femizids zu überführen.
Die Ermittler halten sich bedeckt, aber im Rahmen der Autopsie könnten am Körper und an den Kleidungsstücken verschiedene DNA-Spuren sichergestellt worden sein, die von mehr als ein Dutzend Personen stammen. Zunächst gilt es die Spuren der Ersthelfer und der Rettungskräfte, die versuchten Sharon Verzenis Leben zu retten und daher als Täter ausscheiden, von den Spuren des möglichen Täters zu trennen. Immer weitere “Kreise” um den Tatort in Terno d’Isola ziehend, haben die Ermittler vor, alle Nachbarn, alle in den Aufnahmen der Überwachungskameras erscheinenden Personen sowie alle Smartphonenutzer, deren Geräte in der Mordnacht am selben Empfängermasten wie Sharon Verzenis Smartphone angedockt haben, einem DNA-Test zu unterziehen.
Durchgesickerten Informationen zufolge wurden bereits an mehreren Dutzend Personen Abstriche vorgenommen. Bisher wurden der Sondereinheit RIS der Carabinieri von Parma 40 Abstriche zugesandt. Da in Terno d’Isola die Furcht groß ist, dass in der näheren Umgebung ein Mörder frei herumläuft, ist die Bereitschaft groß, die Ermittler bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Auch das mögliche Motiv der Bluttat liegt noch völlig im Dunkeln. “Sharon war eine einfache und sonnige junge Frau. Ich habe darauf gewartet, sie zum Altar zu begleiten, aber dieser Moment wird nie kommen. Ich kann es mir nicht erklären, niemand kann ihr böse gewesen sein. Ich hoffe, dass sie den Täter finden. Nicht aus Rache, sondern damit nicht noch jemandem etwas passiert. Wer etwas weiß, möge sein Schweigen brechen!”, so der Vater des Opfers, Bruno Verzeni. Bruno Verzeni hält es aber für möglich, dass seine Tochter einen unbekannten Mann zurückgewiesen haben könnte, woraufhin er an ihr blutige Rache genommen habe.
Weit über Bottanuco und Terno d’Isola sind Abscheu und Entsetzen groß. Um der Familie Verzeni ihre Solidarität zu zeigen und ihr die gemeinsam empfundene Trauer zu bekunden, erschienen zum Begräbnis der jungen Frau Hunderte von Menschen.
Ein DNA test, ein Horror für alle grünen und linken
Hoffentlich findet man den Übeltäter ! Dem Freund und Angehörigen viel Kraft 😭😢