Von: Ivd
Bologna – Bologna war einst bekannt für das junge Treiben der Studierenden der ältesten Universität Europas. Doch es wandelt sich etwas in der alten Römerstadt: Heutzutage dominieren Touristenmassen und Kettenläden das Stadtbild. Einem Bericht der New York Times zufolge, wird die lokale Küche, insbesondere die Mortadella-Produktion, zum Sinnbild des überbordenden Tourismus. Der Bürgermeister der Stadt wehrt sich nun gegen diese Vorwürfe.
Journalistin Ilaria Maria Sala schildert in dem Artikel, wie sich die Stadt in ein „Touristeninferno“ verwandelt hat. Sie beschreibt, dass kleine, traditionelle Geschäfte wie alte Schreibwarenläden durch internationale Ketten ersetzt wurden, die vor allem eines verkaufen: Mortadella. Diese Transformation habe das Zentrum in eine „gigantische Mortadella-Fabrik“ verwandelt, so Sala. Touristen, oft in Gruppen mit Megaphon-führenden Guides unterwegs, drängen sich in die engen Gassen, wo sie in Massen die Klassiker der Stadt wie Mortadella und Tortellini verspeisen wollen, als wäre es das einzig Wahrhaftige, was Bologna zu bieten hat.
Bürgermeister ist empört
Der Bürgermeister der Stadt, Matteo Lepore, zeigte sich über Salas Aussagen tief empört und bezeichnete den Artikel als „Beleidigung“ für Bologna. In einem Brief an die New York Times verteidigte er die Stadt, die seiner Meinung nach viel mehr sei als nur eine „Mortadella-Fabrik“. Er betonte die Errungenschaften der Stadt in Bereichen wie Bildung und Kultur und machte deutlich, dass Bologna sich den Herausforderungen des Tourismus stellt.
Di solito evito di replicare ai luoghi comuni su #Bologna, ma questa volta non posso esimermi giacché a parlarne è il…
Posted by Matteo Lepore on Saturday, August 10, 2024
Doch die Realität bleibt: Die Mieten in der Stadt sind gestiegen, weil immer mehr Wohnungen in kurzfristige Ferienunterkünfte umgewandelt werden. Viele Studenten müssen aus dem Zentrum in die Peripherie ziehen. Die Innenstadt, einst geprägt von alteingesessenen Läden, hat ihr Gesicht verloren. Was bleibt, ist ein zentrales Viertel, das immer mehr dem Massengeschmack angepasst wird – zu Lasten der Authentizität.
Massenfabrikat ‚Urlaub‘
Ilaria Maria Sala stellt eine provokante Frage: „Müssen wir wirklich auf diese Weise reisen?“ Sie kritisiert nicht nur den Tourismus an sich, sondern auch die Art und Weise, wie Städte wie Bologna sich ihm beugen, indem sie ihre eigene Identität aufs Spiel setzen.
Der Bürgermeister mag diese Sichtweise als „überzogen“ abtun, aber die Diskussion über den Umgang mit dem Massentourismus ist in Bologna – wie in vielen anderen europäischen Städten – längst entbrannt. Der Tourismus bringt zwar wirtschaftlichen Nutzen, aber zu welchem Preis?
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