Malijka zerreißt Reisepass ihrer zehnjährigen Shaila

Mutig: Mutter rettet Tochter vor Zwangsheirat

Dienstag, 29. Mai 2018 | 07:05 Uhr

Von: ka

Mailand – Eine Mutter bewies großen Mut und hohes Verantwortungsgefühl. Malijka, so der Name der Mutter, rettete ihre zehnjährige Tochter Shaila vor der Zwangsheirat. Die ursprünglich aus Bangladesch stammende Frau zerriss den Reisepass ihrer Tochter und verhinderte so Shaila’s Ausreise in das südostasiatische Land. Zuletzt zeigte sie ihren Mann wegen häuslicher Gewalt an.

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Ihr Mann hatte bereits alles vorbereitet. Das zehnjährige Mädchen hätte von Mailand aus, wo die ganze Familie wohnt, nach Bangladesch fliegen sollen, wo bereits ihr zukünftiger Bräutigam in spe – ein 22-jähriger Neffe des Mannes, dem die Zehnjährige versprochen worden war – auf sie wartete. Aber Malijka fasste ihren ganzen Mut zusammen, lehnte sich gegen den Willen ihres Mannes auf, und verhinderte mit einer drastischen Maßnahme die Abreise ihres Kindes. Nachdem es zum wiederholten Male zum Streit mit ihrem Ehepartner gekommen war, nahm sie ihren eigenen Reisepass und den ihrer Tochter an sich und zerriss beide Dokumente. Daraufhin ging sie zur Polizei und erstattete gegen ihren Mann erneut Anzeige wegen häuslicher Gewalt.

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Im Schutz des Richters erzählte Malijka ihre traurige Geschichte. In sehr jungen Jahren wurde sie selbst gezwungen, jenen Mann zu heiraten, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten. Sie schwanger in Bangladesch zurücklassend, ging ihr Mann nach Italien. Erst neun Jahre später holte er sie und ihre Tochter in die neue Heimat nach. Allerdings pflegte der gewalttätige Mann, Frau und Tochter in seine Mailänder Wohnung einzuschließen, und verlangte von ihnen, den Koran zu studieren. Dabei wurde der 10-jährigen Shaila selbst der vom Gesetz vorgeschriebene Schulunterricht verweigert. Das Ansinnen ihres Mannes, ihre minderjährige Tochter mit einem viel älteren Mann in Bangladesch zwangszuverheiraten, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.

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Der Mann, der sich inzwischen zum Konsulat und zur Quästur begeben hatte, um sich Duplikate der Reisepässe zu besorgen, wurde von der Polizei festgenommen. Im Verhör stritt er sämtliche von seiner Frau angezeigten Straftaten, wegen denen bereits ein Prozess läuft, ab. Auch die Verantwortung für die schlimmste Gewalttat gegen seine Frau – sie mit einem Messer an der Hand verletzt zu haben, weil sie nicht seine Erlaubnis zum Kochen eingeholt hatte – lehnte der gewalttätige Mann ab. Den Behörden gab er an, dass nur um ihn loszuwerden, seine Frau sich selbst verletzt hätte. Angesichts der Aussagen von Frau und Tochter wurde seinen Worten wenig Glauben geschenkt.

Mutter und Tochter sind nun in Sicherheit. Für die Zeit des Prozesses wurden Malijka und Shaila in eine geschützte Wohnung aufgenommen, wo sie auch von den Sozialdiensten betreut werden. Malijka gelang es, das schreckliche Schicksal, das sie selbst einst erlitten hatte, für ihre Tochter Shaila abzuwenden. Aber wie viele in Europa aufgewachsene Mädchen von Einwandererfamilien werden trotzdem immer noch in ihren früheren Heimatländern zwangsverheiratet?

Die Geschichte von Malijka und Shaila sowie der traurige Fall der 19-jährigen Farah Tanveer, die in Pakistan zu einer Abtreibung gezwungen worden war, zeigen einmal mehr, dass besonders Mädchen und junge Frauen des Schutzes des Staates bedürfen.