Appell des Bürgermeisters von Ventotene löst heftige Debatte aus – VIDEO

Mutige Idee: Flüchtlingskinder sollen Inselschule retten

Dienstag, 12. September 2017 | 06:58 Uhr

Von: ka

Ventotene – Der Appell des Bürgermeisters von Ventotene, einer nur 1,75 Quadratkilometer großen Insel im Tyrrhenischen Meer vor der Küste von Latium, an den Staat, Flüchtlingsfamilien mit schulpflichtigen Kindern auf seine Insel zu entsenden, löste in der italienischen Öffentlichkeit heftige Debatten aus.

Twitter/ventotene

Laut Plan des ersten Bürgers der Insel, Gerardo Santomauro, könnten die Flüchtlingskinder dazu beitragen, die Zwergschule der beliebten Urlaubsinsel zu retten. Infolge der stetig abnehmenden und alternden Inselbevölkerung wird die Luft für die kleine Inselschule immer dünner. Für das heurige Schuljahr sind in die Volksschule nur acht Kinder eingeschrieben, während die Mittelschule gar nur zwei Schülerinnen zählt. Ventotene ist eigentlich aufgrund des florierenden Tourismus – im Sommer zählt die Insel im Mittel jeden Tag über 5.000 Gäste – wirtschaftlich erfolgreich, aber die Insel selbst zählt meldeamtlich weniger als 600 Einwohner, von denen im Winter gar nur 200 Seelen übrig bleiben. Angesichts der dramatischen Lage richtete Gerardo Santomauro an Unterrichtsministerin Valeria Fedeli die Bitte, die Schule von Ventotene zu erhalten. Im Gegenzug bot der Bürgermeister an, Flüchtlingsfamilien mit schulpflichtigen Kindern und auch unbegleitete Migrantenkinder auf der Insel aufzunehmen und diese unterzubringen.

Twitter/ventotene

Die Einwohner selbst sind geteilter Meinung. Die einen begrüßen die Initiative des Bürgermeisters und meinen, dass dieser auch zutiefst menschliche Ansatz sowohl die Inselschule retten als auch Flüchtlingskindern und deren Familien neue Hoffnung und eine bessere Zukunft geben könne. Andere hingegen meinen, dass Ventotene bereits genug Probleme habe, das Leben auf der Insel im Winter trist sei und dass man sich mit einem solchen Projekt nur neue Probleme auf Ventotene hole. Der Bürgermeister hat aber im Pfarrer von Ventotene, Don Vincenzo Macera, einen starken Verbündeten. Laut Don Vincenzo Macera könnte die Aufnahme der Flüchtlingkinder und deren Eltern dazu beitragen, das Zusammenleben aller Menschen auf Ventotene zu fördern. Ob der oberste Hirte der Insel seine skeptischen Schäfchen zu überzeugen vermag?

Twitter/ventotene

Obwohl derweil eine Stellungnahme des Unterrichtsministeriums noch aussteht, hat die Idee des Bürgermeisters von Ventotene bereits eine rege Debatte um den Erhalt von Zwergschulen ausgelöst. Ob Flüchtlinge dazu beitragen könnten, die vielen Zwergschulen in Berggebieten und auf Inseln zu erhalten, ist Gegenstand heftiger Diskussion.

Auch in Südtirol mussten in den vergangenen Jahren mehrere Zwergschulen schließen, während einige weitere jedes Jahr auf der Kippe stehen. Wäre die Idee von Ventotene auch für manch Südtiroler Zwergschule eine praktikable Lösung?