Von: ka
Faenza – Die Kleinstadt Faenza in der Emilia Romagna wird von einer schrecklichen und gleichzeitig mysteriösen Bluttat erschüttert.
Als nach dem Anruf der Tochter, die von einer noch in der Wohnung schlafenden Freundin verständigt worden war, Polizeibeamte wegen eines mutmaßlichen Einbruchdelikts am frühen Samstagmorgen die Wohnung der 46-jährigen Ilenia Fabbri aufsuchten, fanden sie die Frau tot in einer Blutlache liegend vor. Ihr Ex-Mann, der als Erster in das Visier der Ermittler geriet, besitzt ein Alibi. Zur vermuteten Tatzeit war er zusammen mit der gemeinsamen Tochter bereits unterwegs nach Mailand gewesen. Wer ermordete Ilenia Fabbri?
Kurz nach 6.00 Uhr am frühen Samstagmorgen ging bei der Notrufnummer 113 der Polizei der Anruf einer jungen Frau ein. „Im Haus meiner Mutter sind Einbrecher“, so die 20-jährige Arianna Fabbri. Als die Polizeibeamten aber in der nur wenige Fahrminuten entfernten Wohnung eintrafen, fanden sie in einem als Küche dienenden, von der Garage zugänglichen Raum die Leiche der 46-jährigen Ilenia Fabbri vor. Einer ersten vom Gerichtsmediziner durchgeführten Leichenschau zufolge war die 46-Jährige gegen 6.00 Uhr mit einem tiefen Messerstich am Hals getötet worden. Als Tatwaffe wird ein notdürftig vom Blut gereinigtes Brotmesser vermutet, das von den Polizeibeamten in der Wohnung sichergestellt wurde.
Aufgrund der näheren Umstände geriet ihr Ex-Mann als Erster ins Visier der Ermittler. Der Scheidung zwischen Ilenia Fabbri und ihrem Ex-Mann gestaltete sich als schwierig und war noch immer nicht abgeschlossen. Wegen finanzieller Zwistigkeiten lief noch immer ein Prozess. Zudem hatte die 46-Jährige ihren Ex-Mann wegen häuslicher Gewalt angezeigt.
Der Ex-Mann des Opfers besitzt aber ein Alibi. Gegen 5.30 Uhr – also kurz vor dem Zeitpunkt der Bluttat – hätte er zusammen mit der gemeinsamen Tochter die Wohnung verlassen, um nach Mailand zu fahren und dort das neue Auto der Tochter abzuholen. Ilenia Fabbri war nach dem Fortgang ihrer Tochter aber nicht allein im Haus gewesen. Wie bereits öfters geschehen, hatte in der Wohnung eine Freundin von Arianna Fabbri übernachtet. Sie sagte aus, dass sie am frühen Morgen Schreie und andere laute Geräusche gehört hätte. Bevor sie sich im Schlafzimmer eingeschlossen hätte, hätte sie noch kurz die dunklen Umrisse eines fortgehenden Mannes gesehen.
Anschließend hätte die Freundin Arianna Fabbri verständigt. Diese war gerade auf dem Weg nach Mailand. Als nach dem Anruf der Tochter Polizeibeamte wegen eines mutmaßlichen Einbruchdelikts am frühen Samstagmorgen die Wohnung von Ilenia Fabbri aufsuchten, fanden sie die Frau nur mehr tot in einer Blutlache liegend vor.
Aus Sicht der Ermittler besitzt der Mordfall Ilenia Fabbri gleich mehrere Fragezeichen. „Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen“, so der Oberstaatsanwalt von Ravenna, Daniele Barberini. Den Samstag und den Sonntag hindurch wurden der Ex-Mann und die Tochter des Opfers, ihre Freundin sowie der neue Freund der 46-Jährigen, der am Samstag ausfindig gemacht worden war, mehrmals verhört.
Am Sonntag begab sich die Spurensicherung ein weiteres Mal in die Wohnung des Opfers. Letzten Meldungen zufolge sollen die Ermittler Teile der Aussagen der Angehörigen in Zweifel ziehen. Von den Ergebnissen der Autopsie der Leiche des Mordopfers, der Auswertung der Überwachungskameras sowie vom genauen Abgleich der Uhrzeiten erhoffen sich das von Claudio Cagnini geleitete Amt für kriminalpolizeiliche Ermittlungen von Ravenna sowie die zuständige Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse.
Am Wochenende herrschte in der sonst beschaulichen Kleinstadt Faenza eine gespenstische Stille. Unter die Trauer mischt sich die Frage, von wem und warum Ilenia Fabbri ermordet wurde.