Von: luk
Rom – Der Tod des Säuglings zieht italienweit Kreise. Zu dem tragischen Vorfall war es zu Beginn des Jahres in einer Klinik in Rom gekommen. Die Mutter des Säuglings war nach einer 17-stündigen Geburt völlig übermüdet und entkräftet. Trotzdem bekam sie das Baby zum Stillen. Währenddessen schlief die Frau ein. Als sie aufwachte, war der Säugling tot. Die Mutter hatte sich im Schlaf offenbar unbeabsichtigt auf das Baby gerollt und es dadurch erstickt. Als das Personal die Notlage mitbekam, wurden eilige Rettungsversuche eingeleitet, jedoch vergebens.
Während die Staatsanwaltschaft die genauen Todesumstände ermittelt, formieren sich politische Forderungen nach einer Reform des italienischen Krankenhauswesens. Insbesondere die personelle Ausstattung müsse neu ausgerichtet werden, heißt es in der Kritik.
Offenbar hatte sich die Mutter zuvor mehrfach an die Pflegekräfte gewandt und um Hilfe gebeten. Sie sei dermaßen erschöpft, dass sie sich nicht ausreichend um das Baby kümmern konnte. Laut der italienischen Tageszeitung “La Repubblica” sei sie jedoch nicht erhört worden. Mitten in der Nacht sei sie dann von den Schwestern geweckt worden. Man habe ihr mitgeteilt, dass das Baby tot sei. Sie habe die Situation nicht richtig erfassen können.
In der Folge hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Im Mittelpunkt der Untersuchung die Frage, ob das Krankenhauspersonal fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat. Auch die betroffene Familie hat in der Zwischenzeit einen Anwalt eingeschaltet, der mögliches Fehlverhalten aufklären soll.
Doch mittlerweile gerät neben möglichen Fehlern von Mitarbeitern der Klinik in Rom auch ein strukturelles gesamtstaatliches Problem in den Fokus. Der Verdacht: Fragwürdige Zustände könnten auch in anderen italienischen Entbindungsstationen vorliegen. Laut dem britischen “Guardian” habe das italienische Gesundheitsministerium einen Bericht zu dem tragischen Ereignis angeordnet. Im Vorfeld erreichte eine Petition für mehr Kontrollen und eine bessere Unterstützung nach der Geburt bis Mittwoch mehr als 100.000 Unterschriften.
Dutzende Mütter berichten von ihren Erfahrungen nach der Geburt: Sie seien “im Stich gelassen worden.” Gewerkschaften klagten in diesem Zusammenhang den Personalmangel an. Auch die zuständige Gesundheitsbehörde im Rom weißt Fehlverhalten zurück. Personalmangel habe es in der Abteilung nicht gegeben.