Von: ka
San Giuseppe Vesuviano – Fast zwei Jahre nachdem er in San Giuseppe Vesuviano bei Neapel seinen prorussischen Landsmann Torshyn Serhiy zu Tode geprügelt hatte, bestätigte das Berufungsgericht von Neapel das Ersturteil und verurteilte den 27-jährigen Ukrainer Oleh Kruk zu einer Haftstrafe von sechseinhalb Jahren.
Die Verteidigung des Ukrainers kündigte zwar an, das römische Kassationsgericht anzurufen, aber die Chancen, dass das Höchstgericht die Urteile der beiden ersten Instanzen kippt, dürften eher gering sein. Nach dem Urteil des Berufungsgerichts steht in jedem Fall endgültig fest, dass der „russisch-ukrainische Krieg“, der Zeugen zufolge nicht zuletzt auch dem nicht ganz unerheblichen Wodkagenuss der beiden geschuldet war, nur Verlierer kennt. Während der 40-jährige Torshyn Serhiy drei Tage nach der wilden Prügelei im Krankenhaus einer Gehirnblutung erlag, sitzt Oleh Kruk seither im Gefängnis.
Der tödliche Streit geschah am 18. August 2022 in San Giuseppe Vesuviano bei Neapel. Nachdem sie gemeinsam eine nicht unerhebliche Menge von Wodka getrunken hatten, brach der Rekonstruktion der Ermittler zufolge zwischen dem 27-jährigen Ukrainer Oleh Kruk und seinem 40-jährigen prorussischen Landsmann Torshyn Serhiy ein heftiger Streit um den Krieg in der Ukraine aus. Nach einigen Wortgefechten flogen bald die Fäuste. Auf dem Höhepunkt des Streits soll der 40-Jährige einen schweren Schlag auf den Kopf erhalten haben, woraufhin er auf dem Boden liegen geblieben sei. Daraufhin suchte der 27-Jährige das Weite.
Der schwer verletzte Torshyn Serhiy wurde von den verständigten Rettungskräften erstversorgt und in das Krankenhaus von Neapel gebracht. Die Versuche der behandelnden Mediziner, das Leben des 40-Jährigen zu retten, erwiesen sich jedoch als vergeblich. Drei Tage nach seiner Einlieferung erlag Torshyn Serhiy einer Subarachnoidalblutung in der rechten Gehirnhälfte.
Bevor sich sein Gesundheitszustand unwiederbringlich verschlechterte, konnte Torshyn Serhiy der Polizei aber noch entscheidende Hinweise geben, die kurze Zeit später zur Ergreifung von Oleh Kruk führen sollten. Der 27-Jährige erklärte gegenüber den Ermittlern, dass er während einer heißen Diskussion über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine von Torshyn Serhiy auf das heftigste provoziert und beleidigt worden wäre.
Im Verlauf der Auseinandersetzung hätte der prorussische Landsmann des Täters unter anderem gesagt, dass „Russland die ganze Welt beherrschen“ solle. Durch diese Worte als Ukrainer aufs Tiefste verletzt und beleidigt, hätte Oleh Kruk ihn geohrfeigt. Seine Aussage, dass er dem Opfer „nur“ eine Ohrfeige verpasst hätte, wurde jedoch vom Gericht angezweifelt. Schlussendlich waren die Richter von der Schuld des Ukrainers überzeugt.
Am 22. März bestätigte das Schwurgericht von Neapel den Richterspruch der ersten Instanz und verurteilte den 27-jährigen Ukrainer Oleh Kruk wegen Körperverletzung mit Todesfolge unter erschwerten Umständen zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und acht Monaten. Kruks Verteidiger, Rechtsanwalt Fabrizio De Maio, kündigte nach dem Urteil zwar an, das römische Kassationsgericht anzurufen, aber die Chancen, dass das Höchstgericht die Urteile der beiden ersten Instanzen kippt, dürften eher gering sein.
Nach dem Urteil des Berufungsgerichts steht in jedem Fall endgültig fest, dass der „russisch-ukrainische Krieg“, den die beiden mit Fäusten austrugen, nur Verlierer kennt. Während der 40-jährige Torshyn Serhiy drei Tage nach der wilden Prügelei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag, sitzt Oleh Kruk seither im Gefängnis. Vielleicht wäre es besser gewesen, die beiden wären für ihre jeweiligen Konfliktparteien in den Krieg gezogen. Vermutlich hätten sie sich auf diese Weise nie getroffen.