Wirksamkeit der Impfstoffe in Gefahr? – VIDEO

Neue Corona-Variante „B.1.525“ bereits in zehn Ländern entdeckt

Mittwoch, 17. Februar 2021 | 08:24 Uhr

Von: ka

London/Rom – Eine neue Corona-Variante, die zwar der englischen Variante „B.1.1.7“ des Coronavirus ähnelt, aber gleichzeitig Gemeinsamkeiten mit der südafrikanischen und brasilianischen SARS-CoV-2-Variante aufweist, löst unter Virologen und Epidemiologen große Besorgnis aus. Es gibt fundierte Anzeichen dafür, dass diese Variante die Antikörper „austricksen“ kann und dass gegen diese Variante die Wirksamkeit der Impfstoffe geringer ist.

Diese Variante wurde bereits in zehn Ländern – darunter Großbritannien, wo bereits 33 Fälle gezählt wurden – entdeckt. Wie die Onlineausgabe der englischen Tageszeitung „The Guardian“, die eine Studie der Universität von Edinburgh zitiert, berichtet, wurde diese Variante des Coronavirus im vergangenen Dezember das erste Mal in England und in Nigeria isoliert.

APA/APA (AFP)/THOMAS KIENZLE

Die neue Variante ähnelt zwar der bisher bekannten englischen Variante „B.1.1.7“ des Coronavirus, weist aber gleich wie die südafrikanische und brasilianische SARS-CoV-2-Variante die Mutation „E484K“ des Spike-Proteins der Virusstruktur auf. Da auch die Impfstoffe am Spike-Protein des Virus ansetzen und die südafrikanische und brasilianische Variante des Coronavirus „geschickter als die anderen Varianten darin sind, den Antikörpern zu entfliehen“, versetzt diese Nachricht die Virologen und Epidemiologen in helle Aufregung.

Forscher beobachteten bereits, dass die südafrikanische SARS-CoV-2-Variante die Wirksamkeit des Impfstoffs von AstraZeneca auf unter 20 Prozent des ursprünglichen Wertes drückt. Laut einer gemeinsamen Studie der Witwatersrand-Universität von Johannesburg und der Universität von Oxford bietet dieser Impfstoff nur einen begrenzten Schutz vor den nicht gravierenden Symptomen dieser Variante. Für ein umfassendes Urteil fehlen aber noch weiterreichende Forschungen.

APA/APA (dpa)/Robert Michael

„Erste Ergebnisse deuten gegenüber der von der südafrikanischen Variante „B.1.351″ verursachten Covid-19-Krankheit mit moderatem Verlauf auf eine begrenzte Wirksamkeit hin. Da es sich bei den Probanden um gesunde junge Erwachsene gehandelt hatte, konnte die Wirksamkeit bei schweren Verläufen und bei Fällen, die zu einer stationären Aufnahme führen, nicht festgestellt werden“, so ein Sprecher von AstraZeneca.

Da der Impfstoff von AstraZeneca bei der englischen Impfkampagne im großen Stil eingesetzt wird, ist besonders in Großbritannien die Furcht vor dem „neuen Gegner“ groß. Bisher wurde die neue Variante neben England in Dänemark, in den USA, in Frankreich und in Kanada, aber glücklicherweise noch nicht in Italien festgestellt.

„Die ‚B.1.525‘-Variante wurde bisher bei 33 Probanden entdeckt. Es wird aber vermutet, dass sie weiter verbreitet ist. Neben der ‚E484K‘-Mutation der brasilianischen und südafrikanischen Variante weist sie auch die ‚Q677H‘-Mutation, die sich ebenfalls auf dem Spike-Protein befindet, auf. Da sie sich auf die Wirksamkeit von Impfstoffen auswirken könnten, ist das Auftreten dieser beiden Mutationen sehr besorgniserregend. Es wird vermutet, dass die Variante aus Nigeria stammt, sich aber bereits in viele andere Länder ausgebreitet hat“, so die Immunologin Antonella Viola auf ihrer Facebook-Seite.

Facebook/Antonella Viola

Leider ist das nicht die erste Hiobsbotschaft dieser Tage. Laut einer internationalen Studie, die bisher vor allem auf Daten aus England basiert, ist die englische Variante „B.1.1.7“, die die genannten Mutationen nicht besitzt, bereits jetzt nicht nur um rund 50 Prozent ansteckender als das bisher bekannte Virus, sondern weist auch eine um rund 20 Prozent höhere Mortalität auf.

Da der Präsident des Obersten Gesundheitsinstituts ISS (Istituto Superiore di Sanità), Walter Ricciardi, prognostiziert, dass die englische Corona-Variante in den nächsten fünf bis sechs Wochen in Italien die vorherrschende SARS-CoV-2-Variante sein wird, schrillen bei den Virologen und Epidemiologen die Alarmglocken.

Infolge der Gefahr, die von der englischen Variante ausgeht und nach der Bestätigung von sechs Fällen der brasilianischen SARS-CoV-2-Variante in Südtirol mehren sich in Italien die Anzeichen, die auf eine Verschärfung der bisherigen Corona-Maßnahmen hindeuten.