Von: Ivd
Pozzuoli – Der Supervulkan in den Phlegräischen Feldern nördlich von Neapel sorgt auch im neuen Jahr für bebende Erde. Erdstöße am Dienstag und vergangenen Freitag sowie steigende Temperaturen im Inneren des Vulkans halten die Alarmbereitschaft vor Ort weiterhin auf einem Höchststand. Mit einem drastischen Baustopp versucht die lokale Regierung, die Gefahren für die Bevölkerung einzudämmen.
Am frühen Dienstagmorgen wurde um 03.36 Uhr ein erneuter Erdstoß der Stärke 1,5 registriert. Auch wenn das Beben schwächer war als die Spitzen im letzten Jahr (4,4 im Mai – das stärkste seit 40 Jahren – und 4,0 im Juli), lag sein Epizentrum in drei Kilometern Tiefe, nahe der vermuteten Magmakammer. Bereits am vergangenen Freitag war ein Beben der Stärke 2,0 verzeichnet worden.
Eine Region im Brennpunkt
Die geologischen Aktivitäten gehen einher mit einer anhaltenden Bodenhebung, die seit 1945 bereits über vier Meter beträgt. Dieser Prozess hat nicht nur Auswirkungen auf die Stabilität der Region, sondern erschwert auch die Schifffahrt im Golf von Pozzuoli, da die Gewässer kontinuierlich flacher werden.
Noch bedrohlicher sind die steigenden Temperaturen der Fumarolen, den vulkanischen Dampfaustrittsstellen im Krater von Pozzuoli. In der ersten Januarwoche wurden trotz niedriger Außentemperaturen und Regen fünf Meter über den heißen Quellen Durchschnittswerte von 97 Grad Celsius gemessen. Damit zeichnet sich ein stetiger Temperaturanstieg seit Dezember ab, wie das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) feststellte.
Baustopp in der Gefahrenzone
Die Region Kampanien hat Ende des vergangenen Jahres einen Baustopp für die Phlegräischen Felder verhängt, um das Risiko für die Bevölkerung zu minimieren. In der sogenannten Roten Zone, in der rund eine halbe Million Menschen leben, dürfen keine neuen Wohnhäuser, Firmengebäude oder öffentliche Einrichtungen mehr errichtet werden.
Am 7. Januar verabschiedete der Regionalrat unter Vorsitz von Gennaro Oliviero (PD) zudem neue städtebauliche Vorschriften, die bestehende Gebäude betreffen. „Maßnahmen zur Sanierung und funktionalen Anpassung bestehender Gebäude bleiben erlaubt, ebenso Abriss und Wiederaufbau an sichereren Standorten“, heißt es in einer Mitteilung der Regionalregierung. Kritiker meinen, dass die Maßnahmen zwar sinnvoll seien, die Bevölkerung jedoch nicht schützten.
Alternative Lösungsansätze: Den Vulkan anbohren?
Einige Experten plädieren dafür, den Vulkan anzubohren, um durch kontrolliertes Ablassen von Dampf den Druck im Inneren zu reduzieren. Dieses Vorgehen ist jedoch umstritten, da es das Risiko birgt, die Vulkanaktivität noch zu erhöhen. Die italienische Luftwaffe zog wegen der unsicheren Lage zuletzt in Erwägung, ihre Pilotenakademie aus Pozzuoli abzuziehen.
Für die Bewohner bleibt die Lage angespannt. Während Wissenschaftler und Behörden weiterhin versuchen, den Supervulkan zu überwachen und mögliche Szenarien eines Ausbruchs vorzubereiten, sitzen die Bewohner sprichwörtlich auf dem Pulverfass. Wie die Behörden weiter vorgehen und ob sich die Beben in 2025 weiter intensivieren, wird die nächste Zeit zeigen.
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