Sperrstunde, vorverlegte Christmette und Feier nur im engsten Familienkreis – VIDEO

Neues Dekret: Corona-Weihnachten mit vielen Einschränkungen

Montag, 30. November 2020 | 08:22 Uhr

Von: ka

Rom – Die Regierung und die Experten, die sie beraten, arbeiten fieberhaft an einem neuen Dekret des Präsidenten des Ministerrates, das am 3. Dezember verabschiedet wird, am Tag darauf in Kraft treten und bis Anfang des nächsten Jahres – also über alle Feiertage hinweg – gelten soll.

Um – wie viele angesehene Virologen und Epidemiologen warnen – nicht erneut die Fehler des Sommers zu begehen und die Früchte der Bemühungen der letzten Wochen zu ernten, ist die Regierung gewillt, auch für Weihnachten kaum Lockerungen zu gewähren. Neben einer Sperrstunde und einer vorverlegten Christmette soll der Entwurf des neuen Dekrets auch die abendliche Schließung der Restaurants sowie ein weitgehendes „Verbot“ von Zusammenkünften von Familien, die nicht unter dem gleichen Dach wohnen, vorsehen.

ANSA / CIRO FUSCO

Angesichts des ersten Advents drängt die Zeit, das „Weihnachtsdekret des Präsidenten des Ministerrates“ unter Dach und Fach zu bringen. Laut letzten Informationen ist der Entwurf bereits sehr weit gediehen. Alle Details stehen zwar noch nicht fest, aber der Grundtenor des Dekrets sieht vor, auch anlässlich des zweithöchsten Christfestes Vorsicht walten und kaum Lockerungen zuzulassen.

Mit Sicherheit erhalten bleibt den Italienern die ab 22.00 Uhr herrschende Sperrstunde. Um große Zusammenkünfte zwischen Familien, die nicht unter demselben Dach wohnen, zu vermeiden, soll diese drastische Einschränkung der Bewegungsfreiheit auch für den Heiligabend gelten. In Einvernehmen mit der italienischen Bischofskonferenz soll dazu die Christmette vorverlegt werden. Besonders herb dürfte für viele Familien auch das Ansinnen der Regierung sein, die ab 18.00 Uhr geltende Schließung der Restaurants und Bars auch über die gesamten Feiertage hinweg aufrechtzuerhalten. Dem Einzelhandel hingegen soll es erlaubt werden, bis 21.00 Uhr offenzuhalten. Die verlängerte Öffnungszeit soll dazu dienen, Menschenansammlungen in den Geschäften zu vermeiden.

Restaurants, die auch über Zimmer verfügen, und Hotels nützen aber eine im derzeit gültigen Dekret bestehende Lücke, die es Betrieben erlaubt, die eigenen Hausgäste zu bewirten, aus, um die abendliche Schließung zu umgehen. Hotels und Restaurants, die das Paket „Abendessen mit Zimmer“ anbieten, erfreuen sich regen Kundenzuspruchs. Ob die Lücke weiter bestehen oder geschlossen werden wird, steht noch nicht fest.

ANSA/Paolo Salmoirago

Ein heikles Thema ist die Schule. Auch wenn einige Regierungsmitglieder auf einen früheren Termin wie etwa dem 14. Dezember pochen, dürften letzten durchgesickerten Gerüchten zufolge die Oberschulen erst ab dem Ende der schulischen Weihnachtsferien den Präsenzunterricht wiederaufnehmen.

Ein besonders heißer Punkt ist das weihnachtliche Reisen zwischen den Regionen. Mit Beginn der Weihnachtsferien besuchen traditionell viele Süditaliener, die im Norden arbeiten, ihre in Süditalien verbliebene Eltern und Großeltern. Andere hingegen möchten gerne zu ihren Zweitwohnsitzen in den Bergen oder am Meer fahren. Aus Angst, das Virus erneut über alle Regionen zu verbreiten, möchte die Regierung Conte mit wenigen Ausnahmen, die unter anderem den Besuch und die Pflege kranker Eltern betreffen, das Verlassen der Wohnsitzregion untersagen. Man muss in Italien kein Prophet sein, um vorauszuahnen, dass besonders diese drastische Einschränkung für erheblichen Unmut in der Bevölkerung sorgen wird.

Zudem hält die Regierung an der „Empfehlung“ fest, dass an Feiern in den eigenen vier Wänden nur die Mitglieder der eigenen Familie teilnehmen sollten und die Anzahl der Teilnehmer in jedem Fall nicht höher als sechs Personen sein sollte.

ANSA/GIAMPAOLO RIZZONELLI

Besonders aus Südtiroler Sicht sind die Entscheidungen wichtig, die die Regierung in Sachen Skigebiete fällen wird. Derzeit arbeiten mehrere Mitglieder der Regierung an einer gemeinsamen Lösung mit allen alpinen Anrainerstaaten. Aus heutiger Sicht gilt es als wahrscheinlich, dass es keinen weihnachtlichen Skiurlaub geben wird. Allerdings werden die Grenzen offenbleiben. Italiener, die zum Skifahren in Nachbarstaaten  – wie in etwa in die Schweiz – einreisen, müssen sich laut Minister Di Maio nach der Rückkehr in die Quarantäne begeben.

ANSA/NEIL HALL

Der Entwurf der Regierung dürfte – sollte er laut heutigem Erkenntnisstand mit diesen Einschränkungen verabschiedet werden – für erheblichen Gesprächsstoff sorgen. Mehr noch als den Zorn vieler Italiener fürchtet die Regierung aber einen Corona-Notstand, der Italiens Krankenhäuser erneut an den Rand des Kollapses bringen könnte.

In der Tat bleibt trotz langsam sinkender Corona-Zahlen in den italienischen Spitälern die Belastung hoch. Ob aber einige besonders heikle Einschränkungen den dem Weihnachtsfest traditionell eng verbundenen Italienern überhaupt vermittelbar sind, steht in den Sternen. Aus der Sicht der Südtiroler wird interessant sein, ob und falls welchen Gestaltungsspielraum das Land bekommen wird.