Tod von Andrea Prospero: 18-Jähriger wegen „Beihilfe zum Suizid“ festgenommen

„Nimm die Pillen zum Wein und du stirbst“ – VIDEO

Dienstag, 18. März 2025 | 07:14 Uhr

Von: ka

Rom/Perugia – Bei den Ermittlungen zum Tod von Andrea Prospero, einem 19-jährigen Studenten der Informatikfakultät der Universität Perugia, der am 29. Januar tot in einer Wohnung im Stadtzentrum aufgefunden wurde, ist es zu einer dramatischen Wende gekommen.

Wie die Staatsanwaltschaft von Perugia mitteilte, wurde am Montag ein 18-Jähriger aus der Nähe von Rom wegen „Anstiftung oder Beihilfe zum Suizid“ festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Ein weiterer junger Mann, der der „Lieferung einer opiatähnlichen Droge“ verdächtigt wird, gehört ebenfalls zu den Beschuldigten, die für den Tod des 19-jährigen Studenten mitverantwortlich sein sollen.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die „dunkle Seite“ des Internets, wo gefährdete Personen von üblen Kriminellen, die ihnen Medikamente verkaufen, zu einer Verzweiflungstat verleitet werden. „Nimm die Pillen zum Wein und du stirbst“, soll eine der letzten Chatnachrichten gelautet haben, mit denen der junge Student, der unter Prüfungsangst litt, zum Suizid angestiftet wurde.

Der aus Lanciano bei Chieti stammende Andrea Prospero, der an der Universität Perugia ein Informatikstudium begonnen hatte, schien mit den Vorlesungen und Prüfungen überhaupt nicht zurechtzukommen. In seiner Not vertraute er einem „virtuellen Freund“ über Telegram seine „Ängste und tiefe Besorgnis“ über das Universitätsleben an. Im Laufe der Zeit wurden seine Angstzustände immer schlimmer, sodass der 19-Jährige seinem virtuellen Freund mitteilte, dass er aus dem Leben scheiden wolle, und ihn um Rat fragte, welches der geeignetste und am wenigsten schmerzhafte Weg sei.

ANSA (NPK)/Andrea Prospero.

Der 18-Jährige, der in der Nähe von Rom wohnt und unter Hausarrest steht, versicherte ihm laut den von den Ermittlern sichergestellten Telegram-Chats, dass die Einnahme von Opiaten keine Schmerzen bereiten würde. Nachdem sich Andrea Prospero bei mehreren seiner Telegram-Kontakte über den Kauf und den Versand der Drogen erkundigt hatte, kaufte er sie von einem anderen Chat-Benutzer und ließ sie sich an einen Paketabhol- und -aufbewahrungsdienst schicken.

Svolta nel caso della morte di Andrea Prospero

Svolta nel caso della morte di Andrea Prospero: lo studente di 19 anni fu trovato senza vita in un bed & breakfast di #Perugia, dopo un cocktail di barbiturici. Fermato, con l’accusa di istigazione al suicidio, un giovane romano.#Tg1 Giulia Serenelli

Posted by Tg1 on Monday, March 17, 2025

Im letzten Chatgespräch soll Prospero dem 18-Jährigen gestanden haben, dass er nicht den Mut aufbringe, sein Vorhaben zu Ende zu bringen, sei dann aber vom Beschuldigten „weiter ermutigt“ worden, die schreckliche Tat dennoch zu begehen. Den Ermittlungen zufolge kam es in der Folge zum dramatischen Suizid des jungen Mannes, der sich den sichergestellten Chats zufolge praktisch live während eines privaten Chats auf Telegram abgespielt haben soll. Der 18-Jährige aus Rom, der ihn dazu drängte, alle Oxycodon- und Xanax-Pillen, die er hatte, zu nehmen und mit Wein hinunterzuschlucken, soll bis zuletzt mit dem jungen Studenten verbunden gewesen sein. „Nimm die Pillen mit dem Wein und du stirbst“, soll der 18-Jährige das Opfer zu der Tat ermuntert haben. Als Andrea Prospero das Bewusstsein verlor, verständigte der junge Mann nicht die Rettungskräfte.

Nachdem Andrea Prospero am 24. Januar nicht zu einer Verabredung mit seiner Zwillingsschwester Anna erschienen war, erstattete seine Familie Vermisstenanzeige. Die Leiche von Andrea Prospero wurde erst gefunden, als der Vermieter seiner kleinen Studentenwohnung Alarm schlug.

Facebook/Chi l’ha visto?

Mit Entsetzen mussten die Angehörigen feststellen, dass Andrea Prospero ein regelrechtes „Parallelleben“ geführt hatte, von dem sie nichts wussten. Im Zimmer des Toten wurden Drogen, ein Computer, mehrere Smartphones und nicht weniger als 60 SIM-Karten sichergestellt. Die Obduktion der Leiche bestätigte den Verdacht der Ermittler, dass Andrea Prospero an einer Überdosis Drogen gestorben war.

Durch die Auswertung der Festplatte des Computers und des Datenverkehrs, der über den Internetanschluss und die 60 SIM-Karten der Smartphones lief, stießen die Ermittler schnell auf die Chat-Nachrichten und den schrecklichen Verdacht, der hinter dem grausamen Tod des jungen Studenten steckte. Nicht zuletzt wegen der Wiederholungsgefahr entschieden sich die Ermittler für einen schnellen Zugriff. Am Montag wurde der 18-Jährige aus der Nähe von Rom, der aus „ganz normalen“ Familienverhältnissen stammt, festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Am selben Tag klickten auch für einen jungen Mann aus Kampanien, der Andrea Prospero Drogen verkauft haben soll, die Handschellen. Dass der Drogenhandel im Internet ein lukratives Geschäft ist, beweist die Tatsache, dass in seiner Wohnung über 10.000 Euro in bar gefunden wurden.

Andreas Eltern, vor allem aber seine Zwillingsschwester Anna, stehen seit dem Tod unter Schock.

Un'intervista inconsueta e particolare quella che fa da anteprima alla 28a puntata stagionale di "In Umbria" (in onda…

Posted by Giacomo Marinelli Andreoli on Thursday, March 13, 2025

„Wir vertrauen auf die Gerechtigkeit, die Wahrheit wird ans Licht kommen“, sagt der Vater. „Die Tragödie von Andrea, sein tragisches Schicksal, soll eine Warnung für viele junge Menschen sein, die im Internet auf sehr gefährliche Abgründe stoßen“, erklärt der Anwalt der Familie von Andrea Prospero, Francesco Mangano.

Wenn ihr selbst Betroffene von Suizidgedanken oder Depressionen seid oder jemand in eurem Umfeld betroffen ist, findet ihr hier niederschwellige sowie spezifische Hilfeangebote infopoint.bz/suizid/. Im Notfall solltet ihr die Notrufnummer 112 anrufen oder euch in ein Krankenhaus begeben, dort wird euch weitergeholfen.

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