Von: ka
Dimaro/Folgarida – Ein Hotelier, in dessen Hotel vor fast vier Jahren 130 Oberschüler und deren Lehrer aufgrund einer Infektion mit dem Norovirus von Fieber, Übelkeit und Erbrechen befallen wurden, bietet den damals Betroffenen eine „symbolische Entschädigung“ von insgesamt 40.000 Euro an. Mit diesem vorläufigen Angebot hofft der Betreiber des Hotels, eine außergerichtliche Einigung mit den damaligen Schülern und Lehrern anbahnen und selbst straffrei davonkommen zu können.
Im Januar und Februar 2020 verwandelte sich ein Hotel in Folgarida im Val di Sole im Trentino in ein Lazaret. Dutzende von jugendlichen Hotelgästen – allesamt Minderjährige, die sich in Begleitung ihrer Lehrer auf einem Schulausflug befanden – wurden plötzlich von Symptomen wie Erbrechen, Krämpfen, Übelkeit und Fieber heimgesucht, die die Oberschüler und die Lehrpersonen dazu zwangen, das Bett zu hüten. Bei einigen Betroffenen waren die Symptome dermaßen stark und ausgeprägt, dass die Mediziner eine Einweisung in die Krankenhäuser von Cles und Trient verfügten.
Nachdem die erste große Gruppe von Schülern und Lehrern aus Parma, deren Weiße Woche im Januar sich in einen Albtraum verwandelt hatte, abgereist war, setzte im Februar 2020 eine neue Welle ein, die der ersten glich. Auch diese große Gruppe von jugendlichen Wintersportlern wurde bald nach der Anreise von den gleichen Symptomen, die jenen einer Lebensmittelvergiftung ähneln, befallen. Anstatt das Skifahren zu erlernen und den Pistenfreuden samt Einkehrschwung zu frönen, lagen die meisten Schüler und Lehrer der Gruppe aus Ancona mit Fieber und Übelkeit im Bett. Wie im Januar gab es auch einige schwerere Fälle, die eine Einlieferung ins Krankenhaus notwendig machten.
Die folgenden Untersuchungen der Trentiner Gesundheitsbehörden schlossen die anfänglich vermutete Lebensmittelvergiftung jedoch aus. Stattdessen waren die beiden Gruppen, die im Hotel in Folgarida logiert hatten, Opfer einer Norovirus-Epidemie geworden. Laut den Erhebungen der Gesundheitsbehörden waren die Noroviren, die über eine Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen werden und die häufigste Ursache für die Gastroenteritis – eine Entzündung der Schleimhäute des Magens und des Dünndarms – darstellen, durch verunreinigte Oberflächen, auf denen die Mahlzeiten zubereitet und abgestellt worden waren, verbreitet worden. Dieser Ermittlungsbefund erklärt auch die Tatsache, dass innerhalb kürzester Zeit die gesamte Gruppe mit dem Virus infiziert worden war.
Fast vier Jahre nach dem Norovirus-Ausbruch im Hotel ist das Justizverfahren noch immer offen. Um eine Bewährungsstrafe bei den Sozialdiensten erwirken und auf eine spätere Tilgung des Strafverfahrens hoffen zu können, stellte der Eigentümer des Hotels, von dem die Geschädigten einen Schadensersatz zwischen 3.000 und 5.000 Euro fordern, 130 Schecks im Wert von je 230 Euro aus. Nach dem Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens würde das zivilrechtliche Kapitel aufgeschlagen werden, was es den Betroffenen ermöglicht, den vollen Schaden ersetzt zu bekommen.
Era sulle maniglie dell’hotel il norovirus responsabile di malori di decine di studenti in settimana bianca a Folgarida, #Trento. Escluso che fosse nel cibo o nell’acqua. Alcuni dei ragazzi intossicati sono della scuola Conero di #Ancona.
@TgrMarche #IoSeguoTgr pic.twitter.com/JVC6Gs8SDW— Tgr Rai (@TgrRai) June 11, 2020
Zu den Anwälten, die die Schüler vertreten, gehört auch Rechtsanwalt Alessio Stacchiotti, der alle Oberschüler und Lehrer aus Ancona berät. „Meine Mandanten, die damals 15 bis 17 Jahre alt waren, infizierten sich mit dem Virus während der zweiten Welle. Zum Zeitpunkt der Ereignisse wurden einige von ihnen in einer direkt im Hotel eingerichteten Art von ‘Covid-Station’ aufgenommen, wo sie das erlebten, was viele einige Monate später während der Pandemie erleben sollten. Alle Patienten klagten über Darm- und Magenprobleme und litten an Fieber. Bei einigen Schülern waren die Symptome stärker und bei anderen schwächer, aber alle Betroffenen zeigten ähnliche Krankheitsbilder“, erklärt Alessio Stacchiotti.
Mit Blick auf die nächste Anhörung, die für Dienstag, den 26. März 2024 vor dem Gericht von Trient angesetzt wurde, vertreten die Anwälte der beiden aus Ancona und Parma stammenden Wintersportgruppen ihre These der Fahrlässigkeit.
„Dieser Trentiner Hotelier besitzt mehrere Hotels. Das erste Mal kann so etwas passieren. Insbesondere aber die zweite Welle wäre absolut vermeidbar gewesen. Bei den Untersuchungen der Justizbehörden sind erneut Viren auf den Küchenregalen nachgewiesen worden. Das Problem ist, dass man nach der Feststellung der Ansteckung hätte mit äußerster Vorsicht vorgehen und alle Räume, Gerätschaften und Ablagen desinfizieren müssen. Stattdessen haben diejenigen, die dafür hätten Sorge tragen müssen, fahrlässig gehandelt. Der gesunde Menschenverstand hätte ihnen sagen müssen, die Buchungen der nachfolgenden Schüler zu stornieren und die gewonnene Zeit für eine große Desinfektionsaktion zu nutzen. Stattdessen haben wirtschaftliche Überlegungen die Oberhand behalten“, klagt der Rechtsanwalt im Namen der Schüler an.
„Der Scheck, der jetzt ausgezahlt wird, dient nicht als Schadenersatz, sondern ist im Wesentlichen ein Akt des guten Willens gegenüber dem Richter, um eine Bewährung zu erreichen. Wenn man sich auf eine angemessene Entschädigung einigen könnte, könnten wir auch dieses Thema abschließen. Es würde helfen, ein Zivilverfahren vermeiden, das weitere Jahre und neue Kosten für die Familien bedeuten würde“, hofft der Anwalt auf eine einvernehmliche Lösung.
Nach vier Jahren wäre es auch endlich an der Zeit, dieses für alle unangenehme Kapitel ein für alle Mal abzuschließen.