Auf privatem Wachmann lastet schwerer Vorwurf – VIDEO

Notwehr oder Mord?

Donnerstag, 27. April 2017 | 07:02 Uhr

Von: ka

Barcon di Vedelago/Treviso – Der 37-jährige sogenannte “Karussellbetreiber” Manuel Major hat es nicht geschafft. Am Nachmittag erlag der 37-Jährige im Krankenhaus von Treviso seiner von einem Pistolenschuss herrührenden schweren Kopfverletzung. Sein Vater, der 64-jährige Radames Major, der in den 80-er Jahren in Venetiens Schwerkriminalität eine große Rolle gespielt hatte und derzeit in einem Mailänder Gefängnis einsitzt, bekam eine Sondererlaubnis, das Gefängnis kurzzeitig zu verlassen, um seinen sterbenden Sohn zu besuchen. Er meinte, dass sein Sohn eine „gute Seele“ gehabt habe und er deshalb einer Organentnahme für die Transplantation zustimme.

Twitter/Treviso

Zugleich verschlechterte der Tod des 37-Jährigen die rechtliche Lage des Pistolenschützen, des Wachmanns eines privaten Sicherheitsunternehmens Massimo Zen. Seit Dienstag ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den 47-Jährigen nicht mehr „nur“ wegen versuchter Tötung, sondern wegen Mordes. Aber was war passiert?

YouTube/antennatre-SPARATORIA NELLA NOTTE, RAPINATORE GRAVISSIMO

Die Geschichte hatte ihren Anfang in der Nacht vom Freitag auf Samstag, den 22. April, genommen. Eine aus drei Räubern bestehende Bande hatte in der Nacht auf mehrere Bankomatschalter in der Provinz Treviso Raubüberfälle verübt. Allerdings waren die Taten des räuberischen Trios, das für die Überfälle einen kurz vorher gestohlenen BMW benutzt hatte, nur bei einem Überfall von Erfolg gekrönt, während die beiden anderen misslungen waren. Nach dem dritten Überfall war es den Carabinieri, die bereits mit zwei Streifen den Räubern auf den Fersen gewesen waren, gelungen, den BMW der Übeltäter aufzuspüren. Dann hat eine von der Einsatzzentrale der Carabinieri beobachtete und koordinierte wilde Verfolgungsjagd begonnen.

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Der Wachmann Massimo Zen, der über Radio von der Verfolgungsjagd erfahren hatte, ist mit seinem Fiat Punto zuerst den Banditen entgegen gefahren und hatte dann sein Fahrzeug auf der Straße quergestellt, um die Fahrt der Räuber aufzuhalten. Was dann geschah, ist nun Gegenstand der Ermittlung der Staatsanwaltschaft von Treviso. Sicher ist, dass Zen mit seiner Waffe drei Kugeln auf das Auto der Räuber abgefeuert, und dass eine davon den Fahrer des BMW – wie sich später herausgestellte, war es der 37-jährige Manuel Major gewesen – am Kopf getroffen und schwer verletzt hatte. Sekunden danach war der BMW zum Stehen gekommen. Die beiden Komplizen des 37-Jährigen waren aus dem Wagen gestiegen und hatten, den schwer verletzten Manuel Major zurücklassend, über die Felder das Weite gesucht.

Kurz darauf waren beim Tatort insgesamt 30 Carabinieri eingetroffen. Obwohl noch in der Nacht die ganze Umgebung abgesucht worden war, konnten die beiden Komplizen des 37-Jährigen nicht mehr ausfindig gemacht werden.

Massimo Zen selbst wollte sich zur schweren Anschuldigung nicht äußern, gab aber an, dass in der fatalen Nacht auch auf ihn drei Schüsse abgefeuert worden seien und er daher aus Notwehr gehandelt habe.

In der Zwischenzeit wurden von der Staatsanwaltschaft die Carabinieri der Spezialeinheit Ris mit den Ermittlungen beauftragt. Ihnen obliegt nun, den genauen Tathergang herauszufinden.

Auf Massimo Zen wartet nun ein langes Gerichtsverfahren. Er meint, dass er sich in der Nacht korrekt verhalten habe. Seine Kollegen sagen, dass er nun auch Angst vor der Rache des Major-Klans habe.