Von: ka
Cagliari – Gleich wie die Südtiroler legen auch die Sarden großen Wert auf ihre Autonomie. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Sardinien seinen eigenen Covid-19-Weg aus der Corona-Notlage einschlägt. Gestützt auf die eigenen Erfolge – von der „weißen“ Insel wurde nach langer Zeit am Sonntag kein neues Todesopfer gemeldet – setzen die Sarden Schritt für Schritt ihren Plan, Sardinien in eine Art „coronafreie Inselfestung“ zu verwandeln, in die Tat um.
Ab Montag dürfen mit wenigen Ausnahmen nur Personen die Insel betreten, die eine erfolgte Impfung oder einen höchstens zwei Tage alten negativen Test nachweisen können. Zu diesem Zweck ist die Registrierung auf einer eigens dafür eingerichteten Onlineseite der Region Sardinien oder auf der entsprechenden App notwendig. Nach der erfolgten Eintragung druckt das Programm eine Bestätigung aus, die als eine Art „Impfpass“ dient. Alternativ müssen sich die Besucher entweder direkt am Flug- oder Fährhafen einem Schnelltest unterziehen oder sich für zehn Tage in die häusliche Isolation begeben.
Trotz herber Kritik und verfassungsrechtlicher Bedenken halten die Sarden an ihrem Plan fest, ihre Insel „coronasicher“ zu machen. Nach dem überraschenden Erfolg der letzten Woche – Sardinien wurde zur ersten „weißen“ Region Italiens erklärt – möchte der Präsident der glücklichen Mittelmeerinsel, Christian Solinas, per Verordnung an allen „Eingangstoren“ eine fast lückenlose Anti-SARS-CoV-2-Barriere errichten. Ab Montag dürfen mit wenigen Ausnahmen nur Personen die Insel betreten, die eine erfolgte Impfung oder einen höchstens zwei Tage alten negativen Test nachweisen können. Um den Andrang der Inselbesucher organisatorisch bewältigen zu können, wurde vonseiten der autonomen Region eine eigene Seite, die auch als herunterladbare Smartphoneapp verfügbar ist – „Sardegna Sicura“ – eingerichtet, über die sich heimkehrende Sarden oder Gäste registrieren müssen.
Nach der erfolgten Eintragung druckt das Programm eine Bestätigung aus, die als eine Art „Impfpass“ dient. Das Fährschiff- oder Flugzeugticket zusammen mit dem „Impfpass“ und einem gültigen Ausweis berechtigen den Besucher dazu, sich auf die Reise nach Sardinien zu begeben. Alternativ müssen sich die Besucher entweder direkt am Flug- oder Fährhafen einem Schnelltest unterziehen oder sich für zehn Tage in die häusliche Isolation begeben.
Nachdem im vergangenen September eine ähnliche Verordnung des Präsidenten der Region vom Verwaltungsgericht kassiert worden war – die Richter hatten die aus ihrer Sicht zu scharfen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für verfassungswidrig erklärt – wurden die drastischen Bestimmungen dahingehend abgemildert, dass ankommende Besucher sich zwei Tage lang frei auf Insel bewegen dürfen, sofern sie sich innerhalb dieses Zeitfensters mittels PCR auf das Virus testen lassen.
Auch wenn Christian Solinas um die Polemiken nicht zusätzlich anzuheizen, das Wort „Impfpass“ vermeiden will, so liegt es doch auf der Hand, dass Sardinien als erste Region Italiens und vielleicht sogar Europas die Vorlage eines Dokuments, das die Verabreichung der ersten und der zweiten Impfdosis nachweist – also einen „Impfpass“ – verlangt. Da er aber die übergroße Mehrheit der Sarden hinter sich weiß, fürchtet der Präsident Sardiniens weder die heißen Diskussionen noch die Bedenken von Verfassungsrechtlern. Die Sarden, die sich dank des überschaubaren Infektionsgeschehens – von der „weißen“ Insel wurde nach langer Zeit am Sonntag kein neues Todesopfer gemeldet – seit einer Woche fast schon einer „neuen Normalität“ erfreuen können, unterstützen alle Maßnahmen, die dazu dienen, das Virus von ihrer Insel fernzuhalten.
Der Traum der Sarden und ihres Präsidenten ist aber, Sardinien in eine Covid-19-freie Insel zu verwandeln. Zu diesem Zweck erneuerte Christian Solinas gegenüber Ministerpräsident Mario Draghi die Forderung, Sardinien die notwendigen Impfdosen zur Verfügung zu stellen, um alle Sarden innerhalb von 45 Tagen durchimpfen zu können. Eine Herdenimmunität der Inselbewohner, verbunden mit einer fast lückenlosen Anti-SARS-CoV-2-Barriere an allen „Eingangstoren“, soll im Sinne des Präsidenten Sardinien in eine Art „Inselfestung“ verwandeln, die den Sarden viele Freiheiten und gleichzeitig den Touristen sorgenlose Urlaube ermöglichen soll.
In Rom – so meinen Beobachter – dürfte der sardische Weg aus der Corona-Krise, der sowohl zum Schutz der Inselbewohner als auch ihrer Gäste unter anderem einen „Impfpass“ vorsieht, mit Wohlwollen aufgenommen werden. Mario Draghi, der mit der Ernennung von General Francesco Paolo Figliuolo als neuen außerordentlichen Kommissar für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage die Impfkampagne bis Ende des nächsten Monats auf täglich 200.000 verabreichte Impfdosen beschleunigen will, gilt als Befürworter aller Maßnahmen, die die Impfkampagne und damit die Rückkehr zur Normalität unterstützen können. Wird das „sardische Modell“ ein Erfolg, könnten die Maßnahmen von Christian Solinas bald viele Nachahmer finden.