Von: ka
Rom/Bozen – Um die galoppierende Epidemie – am Freitag wurde in Italien mit 31.084 neuen Fällen ein neuer Höchststand erreicht – aufzuhalten, schlägt das Oberste Gesundheitsinstitut ISS (Istituto Superiore di Sanità) der Regierung vor, binnen weniger Tage neue Maßnahmen zu ergreifen.
Das ISS begründet dies mit der besorgniserregenden Entwicklung der Coronaepidemie in Italien, mit dem gestiegenen Druck auf die Krankenhäuser sowie mit dem Anstieg der Reproduktionszahl, abgekürzt R. Bei näherer Betrachtung der Zahlen – so das ISS – befinden sich fünf Regionen bereits heute im sogenannten „Szenarium vier“, das eine besonders kritische Corona-Lage beschreibt. Zu diesen sich im „Roten Bereich“ befindenden Regionen gehört auch Südtirol.
Laut dem Präsidenten des Obersten Gesundheitsinstitut ISS (Istituto Superiore di Sanità) gerät die Coronaepidemie außer Kontrolle. In ganz Italien – so das ISS – verschlechtert sich die Lage zusehends in Richtung eines sogenannten „Szenariums vier″. Einige Regionen wie die Lombardei und das Piemont, aber auch Südtirol befinden sich laut dem ISS bereits in diesem „roten Bereich“. Das sogenannte „Szenarium vier“ beschreibt eine Lage, in der die Epidemie außer Kontrolle geraten ist, eine Kontaktpersonennachverfolgung kaum mehr möglich ist und das Virus sehr häufig übertragen wird, wobei die Reproduktionszahl, abgekürzt R, auf Werte von über 1,5 ansteigt.
Die Reproduktionszahl R gibt an, wie viele Gesunde ein Infizierter nach eindämmenden Maßnahmen durchschnittlich ansteckt. Bei R handelt es sich also um einen „Ansteckungsindex“. Ist die Reproduktionszahl R unter eins, heißt das, dass eine Covid-19-positive Person im Schnitt weniger als einen Gesunden mit dem Virus ansteckt, was bedeutet, dass die Gesamtanzahl der Infizierten sinkt und die Epidemie irgendwann mit der Zeit erlischt. Liegt sie hingegen über eins, heißt das, dass von einer SARS-CoV-2-positiven Person im Schnitt mehr als ein Gesunder angesteckt wird, was bedeutet, dass die Epidemie an Fahrt gewinnt. Dem ISS zufolge überschreitet der „Ansteckungsindex“ R, der auf die symptomatischen Fälle des Zeitraums vom 8. bis zum 21. Oktober berechnet worden ist, in vielen Regionen den erschreckenden Wert von 1,7.
Zugleich besteht die Gefahr, dass die Aufnahmekapazitäten der Krankenhäuser innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen aufgebracht werden, was zu Engpässen in der Versorgung der Patienten führen wird. Neben Regionen wie der Lombardei und dem Piemont befindet sich auch Südtirol in diesem besonders kritischen „roten Bereich“, das vom „Szenarium vier“ beschrieben wird. Laut dem Präsidenten des ISS, Silvio Brusaferro, sind in diesen Regionen, zu denen auch die Autonome Provinz Bozen gehört, zur Eindämmung der Coronaepidemie dringend gezielte Maßnahmen notwendig.
Um dem rapide sich ausbreitenden Coronavirus Herr zu werden, bereitet die Regierung Conte bereits nächste Maßnahmen vor, die schon die nächste Woche dem Parlament vorgelegt und das kommende Wochenende in Kraft treten könnten. Ersten Indiskretionen zufolge werden von den Regierungsmitgliedern und den die Regierung beratenden Virologen und Epidemiologen Corona-Maßnahmen wie eine weitere Einschränkung der Öffnungszeiten oder gar eine vollkommene Schließung des Detailhandels, eine weitere Förderung des Smart Working, eine Verringerung der Bewegungsfreiheit zwischen den Regionen sowie die Einrichtung von „Roten Zonen“, in denen ein fast vollständiger Lockdown gelten soll, diskutiert.
In den „roten Regionen“, in denen die Corona-Lage bereits heute kritisch ist und zu denen auch Südtirol gehört, könnten dabei einzelne Einschränkungen weiter verschärft werden. In jedem Fall werden die Corona-Zahlen der nächsten Tage Einfluss auf alle Entscheidungen nehmen, die Italien – und damit auch Südtirol – betreffen werden.