Reise nach Russland befürchtet – VIDEO

Österliches Happy End: Vermisster 16-Jähriger gefunden

Montag, 01. April 2024 | 08:30 Uhr

Von: ka

Colico – Acht Tage nach seinem freiwilligen Verschwinden wurde der 16-jährige Edoardo Galli aus Colico am Comer See am Hauptbahnhof von Mailand gefunden. Der 16-Jährige, der sich auf dem Weg nach Hause befand, hatte eine Odyssee durch mehrere Balkanstaaten hinter sich. Die griechische Insel Keros, auf die er sich vermutlich zur Meditation zurückziehen wollte, erreichte er zwar nie, aber die mehr als eine Woche dauernde Reise dürfte ihn dennoch gedanklich weitergebracht haben.

Seine Eltern hingegen befürchteten das Schlimmste. Da er als Sohn einer russischen Mutter auch den russischen Pass besitzt, hatten sie große Angst, dass er auf den Weg nach Russland wäre, um sich freiwillig für den Kriegseinsatz an der Front zu melden. Als er am Gründonnerstag am Bahnhof von Mailand gefunden wurde, kannte ihre Freude keine Grenzen. Im Sommer will die Familie gemeinsam nach Keros fahren.

Der 21. März sollte für den 16-jährigen Edoardo Galli aus Colico, der im nahen Morbegno eine Oberschule besucht, eigentlich ein ganz normaler Schultag werden. Aber Edoardo hatte einen ganz anderen Plan. Anstatt zur Schule zu gehen, stieg er in den Regionalzug nach Mailand. Als die Schule die Eltern benachrichtigte, fielen sie aus allen Wolken. Edoardo Galli gilt als Bester seiner Klasse als Musterschüler. Zudem hat er viele Freunde und ist in seiner Heimatgemeinde, wo er in der Musikkapelle mit seinem Saxofon spielt, bestens integriert.

Chi l’ha visto?

In seinem Leben gab es aber auch dunkle Wolken. Die Kriegsbilder aus der Ukraine schockierten den 16-Jährigen, der als Sohn eines italienischen Vaters und einer russischen Mutter beide Staatsbürgerschaften besitzt, zutiefst. Der Jugendliche, der sich selbst als Pazifist bezeichnet, las gerne auch Bücher, die über das Überleben in der Wildnis handeln. Als die Eltern entdeckten, dass ihr Sohn beide Pässe und einen Schlafsack mitgenommen hatte, befürchteten sie das Schlimmste. Sie hatten große Angst, dass er sich auf den Weg nach Russland befände, um sich freiwillig für den Kriegseinsatz an der Front zu melden.

Die andere Möglichkeit war, dass der begeisterte Bergwanderer sich in das Gebirge oberhalb des Sees zurückgezogen hätte, um an sich selbst zu testen, ob er allein in den Bergen überleben könne. Nachdem die Eltern Edoardo Galli als vermisst gemeldet hatten, suchten Mannschaften der Bergrettung sowie Dutzende Freiwillige des Zivilschutzes in den Voralpen der Lombardei nach ihm.

Nach der üblichen Vorgangsweise bei Vermisstenfällen hielten die Behörden auch in allen Bahnhöfen und an allen anderen Verkehrsknotenpunkten Ausschau nach dem Vermissten. Um die italienische Öffentlichkeit auf diesen sehr speziellen Vermisstenfall aufmerksam zu machen, berichtete auch die bekannte Rai-Sendung „Chi l’ha visto?“ über das spurlose Verschwinden von Edoardo Galli.

Facebook/Chi l’ha visto?

Als Edoardo Gallis Gesicht in den Aufnahmen einer Überwachungskamera des Mailänder Bahnhofs entdeckt wurde, war zumindest gewiss, dass er nicht in den Bergen umherirrte. Auch die Furcht, dass Edoardo Galli unterwegs nach Russland wäre, um sich freiwillig der Armee der Russischen Föderation anzuschließen oder als Pazifist gegen den Krieg zu protestieren, erwies sich zum Glück als unbegründet.

Wie sich später herausstellen sollte, hatte der 16-jährige Oberschüler, der von seinen Mitschülern und Lehrern als großer Idealist beschrieben wird, vielmehr vor, die kleine griechische Kykladeninseln Keros zu erreichen. Vermutlich wollte er dort meditieren und „mehr Nähe zu sich selbst zu finden“. Einer Rekonstruktion der Carabinieri zufolge folgte dem Überschreiten der italienisch-slowenischen Grenze eine mehrtägige Irrfahrt durch mehrere Balkanstaaten, in deren Verlauf er durch die Länder Slowenien, Kroatien, Serbien und Nordmazedonien reiste.

Twitter/Chi l’ha visto?

Seine Odyssee endete, als er am kroatisch-montenegrinischen Grenzübergang von Karasovici-Sutorina bei einer Kontrolle durch die kroatische Grenzpolizei als ein in Italien vermisster Jugendlicher erkannt wurde. Die kroatischen Polizeibeamten verständigten ihre italienischen Kollegen und schickten den 16-Jährigen zurück in seine Heimat.

ANSA/Polizia ANSA

Als er acht Tage nach seinem Verschwinden am Gründonnerstag am Bahnhof von Mailand angetroffen wurde, kannte die Freude seiner Eltern keine Grenzen. „Es ist das glückliche Ende eines Albtraums“, so Natalia und Alessandro Galli, die im Büro der Mailänder Bahnhofspolizei ihren Sohn wieder in ihre Arme schließen konnten.

Fragen nach dem Warum, so die Eltern, seien vollkommen fehl am Platz. Sie versprachen Edoardo, zusammen mit ihm und seiner kleinen Schwester gemeinsam nach Keros zu fahren. Nach dem Happy End des Vermisstenfalls herrscht in Colico große Freude. Im schönen Ort am See konnte aufgeatmet und feierlich das Osterfest begangen werden.