Von: ka
Rom – Fahrer von Elektroautos durchleben keine guten Zeiten. Während sich viele Tesla-Fahrer seit dem Einstieg des umtriebigen Tesla-Gründers und Chefs Elon Musk in die US-Politik an der Seite von Donald Trump vor allem vor Vandalismus und Brandanschlägen auf ihre Autos fürchten, sieht sich die gesamte Gilde der E-Auto-Fahrer mit einem neuen kriminellen Phänomen konfrontiert, mit dem sie nie gerechnet hätte.
Seitdem auf dem Schwarzmarkt hohe Summen für Kupfer gezahlt werden und Kriminelle wissen, dass sich aus den dicken Kabeln der Ladesäulen mehrere Kilogramm des „roten Goldes“ gewinnen lassen, kommt es in Italien immer häufiger vor, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen, die ihre Autos aufladen wollen, vor beschädigten und damit unbrauchbaren Ladesäulen stehen. Der Schaden für die Fahrer und vor allem für die Betreiber der Ladestationen ist enorm.
Es ist der Albtraum eines jeden Elektrofahrers. Statt die vielleicht fast leere Batterie seines Elektroautos aufladen zu können, steht er vor einer Schnellladesäule, deren Kabel von Kupferdieben durchtrennt und gestohlen wurden. Diese Fälle von Kupferdiebstahl, von denen vor allem Schnellladesäulen betroffen sind, nehmen mittlerweile besorgniserregende Ausmaße an. Allein im Februar und März dieses Jahres wurden in Italien über 200 Ladestationen Ziel von Kupferdieben.
Un vero disastro. Praticamente non esistono più colonnine di ricarica a Roma…
Posted by Roma fa schifo on Tuesday, April 8, 2025
Wenn kein Auto geladen wird, steht das Kabel nicht unter Strom, sodass das Durchtrennen des Kabels kein Risiko darstellt. Die Täter, die sowohl tagsüber als auch nachts ihrem „Handwerk“ nachgehen, schneiden die Kabel der Ladestationen ab, um das darin enthaltene Kupfer auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Da sie von den Hehlern bis zu zehn Euro für ein Kilogramm des „roten Goldes“ bekommen, ist der Diebstahl der Kabel ein äußerst lukratives Geschäft.
Die Kriminellen interessieren sich vor allem für das Kupfer in den Ladekabeln der Schnellladestationen von 50 bis 250 Kilowatt, denn je mehr Ladeleistung abgegeben werden kann, desto mehr Kupfer befindet sich im Kabel. Laut Plenitude enthält ein DC-Ladekabel rund sieben Kilogramm Kupfer, verteilt auf fünf Adern mit einem Querschnitt von 50 Quadratmillimetern. Langsamladesäulen, die mit Wechselstrom arbeiten und nur eine maximale Leistung von 22 Kilowatt liefern, sind dagegen nicht betroffen. Hier wird das eigene Kabel verwendet, das zu wenig Kupfer enthält, als dass sich ein Diebstahl lohnen würde.
Das Ausmaß des Problems ist so groß, dass einige Unternehmen, denen die Ladeinfrastruktur gehört, sogar organisierte Kriminalität hinter den Diebstählen vermuten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kupferdiebstähle von Ladesäulen zunehmen und in ganz Italien verbreitet sind, sich aber hauptsächlich auf die Provinz Rom konzentrieren.
Die ersten Diebstähle wurden bereits zwischen Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres registriert, aber erst in den darauffolgenden Wochen nahm das kriminelle Phänomen wirklich besorgniserregende Ausmaße an. Während die betroffenen Betreiberfirmen einen enormen Schaden verbuchen müssen, verlieren die Autofahrer Ladesäulen, auf die sie sich bisher verlassen konnten.
Um dem kriminellen Treiben der „Kupferbanden“ Einhalt zu gebieten, laufen derzeit mehrere Einsätze der Staatspolizei. „Die Sicherheitsbehörden haben sofort reagiert und die Betreiber der Ladestationen haben sich durch einen sehr fruchtbaren Informationsaustausch zu größtmöglicher Unterstützung bereiterklärt. Wir müssen den flächendeckenden Einsatz von Kameras, auch mit automatischer Nummernschilderkennung, verstärken“, erklärt Francesco Naso, Generalsekretär des Verbandes Motus-E.
Als eine der ersten Maßnahmen haben die Betreiber von Schnellladesäulen die Verlegung neuer Kabel in bestehenden Säulen, die noch nicht ans Netz angeschlossen sind, ausgesetzt. Für die Zukunft werden Möglichkeiten untersucht, die Ladeinfrastruktur vor kriminellen Zugriffen zu bewahren. Neben technischen Vorrichtungen, die die Kabel besser schützen sollen, wird auch über Lösungen ähnlich wie bei Geldautomaten nachgedacht. Bei einem Angriff mit schwerem Gerät könnte eine Ladung Tinte „explodieren“ und die wertvolle Ware unbrauchbar machen.
Dank der Videoüberwachung der Ladestationen konnte der ersten „Kupferbande“ das Handwerk gelegt werden. Es handelt sich um zwei Männer und eine Frau, alles Italiener, die in Rom leben. Aufgeflogen war die Bande durch das von der Kamera erfasste Kennzeichen des gemieteten Fiat 500, mit dem sie hofften, unentdeckt zu bleiben. Bei der Durchsuchung des Wagens fanden die Polizisten im Kofferraum nicht weniger als 16 durchgeschnittene Kabel.
Ob es sich um dieselbe Bande handelt, die in den letzten Wochen auch die Ladestationen von Tesla, Ionity, Ewiva und einigen anderen Betreibern heimgesucht hat, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Die drei Beschuldigten werden sich wegen schweren Diebstahls vor Gericht verantworten müssen.
Sowohl die Betreiber der Ladestationen als auch die Elektroautofahrer betonen, dass die Zukunft der Elektromobilität auch von der Sicherheit der Ladestationen abhängt.
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