Olivenbauern in Italien geraten in Bedrängnis

„Olivenöl kann nicht unter 14 Euro verkauft werden“

Donnerstag, 21. Dezember 2023 | 08:24 Uhr

Von: mk

Rom – Die Preise fürs Olivenöl steigen in Italien weiter. Während heuer Regenfälle vielerorts die Produktion stark beeinträchtigt haben, litten die Olivenbäume im vergangenen Jahr unter der Dürre. Gemeinsam mit den gestiegenen Produktionskosten hat die geringere Menge an geernteten Oliven erhebliche Auswirkungen. Der Klimawandel und die zunehmenden Extremwetterereignisse gefährden jahrhundertealte Betriebe.

Sabina Petrucci, die auf ihrem Anwesen 30 Kilometer nördlich einen 70 Hektar großen Olivenhain bewirtschaftet, erklärt laut einem Bericht der Morgenpost, dass der Ertrag in diesem Jahr um 50 Prozent niedriger als im Vorjahr sei. „In der Blütezeit zwischen Mai und Juni hat es hier zu viel geregnet. Der Olivenbaum braucht viel Bestäubung, wenn diese wegen andauerndem Regen wegfällt, ist die Ernte dahin. In den vergangenen Jahren hatten wir manchmal das Problem, dass die Oliven zu klein waren. Wegen der Regenfälle können wir sagen, dass sich dieses Jahr die Oliven oft nicht einmal gebildet haben“, so die 28-Jährige.

Ihre Familie besitzt seit dem 17. Jahrhundert Olivenhaine. „Ein Liter reines Olivenöl kann nicht unter 13 bis 14 Euro verkauft werden. Die Tragik ist, dass reines Olivenöl immer mehr zu einem Nischenprodukt wird. Dabei ist Olivenöl ein Grundelement der italienischen Gastronomie“, erklärt Sabina Petrucci. Während sie sich vor allem mit Marketing, Vertrieb und Werbung beschäftigt, suchen Vater Stefano und ihre 26-jährige Schwester Camilla nach Strategien, um den Folgen des Klimawandels standzuhalten.

So sollen Netze die Bäume vor Hagel und heftigen Niederschlägen schützen. Gedacht wird auch an Systeme, um die Olivenbäume gezielt zu bewässern. Das Problem sei, dass dafür hohe Investitionen nötig seien und solche Systeme sich für große Grundstücke oft nicht finanzieren ließen. Von der EU erhoffen sich die Olivenanbauern keine Hilfe. Die Bürokratie verzögert den Zugang zu finanziellen Stützungsmaßnahmen, die oft erst nach zwei oder drei Jahren eintreffen. Das hilft in akuten Notsituationen kaum.

Schätzungen zufolge wird Italien heuer nur rund 290.000 Tonnen natives Olivenöl produzieren. Gleichzeitig fürchtet man sich vor Betrug: Kriminelle Händler verkaufen minderwertiges Olivenöl als höchste Güteklasse extra vergine oder geben importiertes Öl aus dem Ausland als original italienisches aus. Der Bauernverband Coldiretti warnt vor einer Überlfutung des Marktes mit minderwertiger Ware – vor allem aus Tunesien und der Türkei.