Von: ka
Bollate/Mailand – Um unbemerkt in ein Kondominium in Bollate in Mailand zu gelangen, das laut Hinweisen als „Drogensupermarket“ galt, und um herauszufinden, welche der Wohnungen der eigentliche Umschlagplatz für Suchtgifte war, scheuten die Polizeibeamten keine Mühe. Um nicht aufzufallen, verkleideten sie sich sogar als Anstreicher oder spielten den Pizzaservice.
In der Folge dieser fantasievollen Ermittlungen, die den Namen „Weiße Taube“ trugen, klickten für „Oma Rosa“, die 57-jährige Mutter eines Vorbestraften, Rosanna Pitino, am Freitag vergangener Woche die Handschellen. Nach einer Woche verschiedener Überwachungsmaßnahmen konnten die Polizeibeamten die Wohnung der 57-Jährigen als jene ausmachen, in der Drogen verschnitten und abgepackt wurden.
Die Ermittlungen kamen durch Hinweise von Mitbewohnern ins Rollen. Damit die Arbeit der Beamten nicht auffiel, verkleideten sich die Polizisten als Angestellte eines Pizzaservice. Diese Überwachungsaktion kam auch dank der Zusammenarbeit mehrerer Pizza-Restaurants der Umgebung, die die nötigen Kleinmotorräder zur Verfügung stellten, zustande. Nachdem den Polizeibeamten verschiedene Wandschmierereien aufgefallen waren, kam ihnen eine weitere Idee. Sie gaben sich als Bedienstete der Gemeinde aus, die beauftragt worden waren, die Schmierereien zu entfernen und die Wände mit weißer Farbe neu zu streichen. Dank dieser Tricks gelang es den Beamten der Wurzel des Problems – der Wohnung von Rosanna Pitino – immer näherzukommen. Mit der Ausrede, Wasser zum Abmischen der weißen Farbe zu benötigen, klopften die „Maler“ an „Oma Rosas“ Tür. Die Frau, die sich in ihre Wohnung quasi verbarrikadiert hatte, öffnete nichtsahnend. Diesen Moment nutzten die als Maler verkleideten Polizisten für den Zugriff.
Die Wohnung der Frau war fast unmöbliert. Die Ermittlungsbeamten stellten bei der Durchsuchung verschiedene Materialien, die zur Fertigung der Einzeldosen notwendig waren, sicher. Sie fanden 300 Gramm reinstes Kokain. Zudem fielen den Beamten Substanzen, die für den Verschnitt des „Schnees“ notwendig waren, eine Unmenge bereits fertig für den Verkauf abgepackte Drogendosen sowie 2.500 Euro in bar in die Hände.
Mit der Verhaftung der im Ambiente als „Oma Rosa“ bekannten Frau, konnten die Polizisten sprichwörtlich die Spinne im Zentrum des Netzes unschädlich machen. Die Ermittler fanden nämlich heraus, dass die Wohnung das Herz eines ganzen Netzwerkes war, das für eine ganze Reihe von kleinen Drogendealern als Umschlagplatz für ihren Stoff für den Straßenverkauf diente.
Das ist nun Vergangenheit. „Oma Rosa“ sitzt nun im berüchtigten Mailänder Gefängnis von San Vittore ein und wartet auf ihren Prozess.