Von: luk
Vatikan – Einen Tag nach dem feierlichen Ostersegen hat die katholische Kirche ihren Hirten verloren: Papst Franziskus ist am Ostermontagmorgen im Alter von 88 Jahren verstorben. Kardinal Kevin Farrell gab die Nachricht in einer kurzen Mitteilung bekannt: „Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt.“
Mit bewegten Worten würdigte Farrell das Leben des Verstorbenen: „Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere für die Ärmsten und Ausgegrenzten.“ Die Kirche empfehle seine Seele nun der Barmherzigkeit Gottes.
Die Bekanntgabe des Todes von Papst Franziskus durch Farrell erfolgte in der Kapelle der Casa Santa Marta. Neben ihm standen der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der stellvertretende Substitut Edgar Pena Parra und der Zeremonienmeister Bischof Diego Ravelli, teilte der Vatikan mit. Der Papst könnte an einer Hirnblutung gestorben sein. Der Tod trat plötzlich ein und soll nicht direkt mit einer Atemwegserkrankung zusammenhängen, verlautete aus dem Vatikan. Die Todesursache werde “wahrscheinlich” Montagabend öffentlich bekannt gegeben. Zuvor soll gegen 20.00 Uhr die offizielle Todeserklärung erfolgen.
Wenige Stunden nach dem Tod von Papst Franziskus läuteten die Kirchenglocken im Petersdom. Seit vielen Jahrhunderten ist das Läuten der Glocken das offizielle Zeichen, das die katholischen Gläubigen über den Verlust ihres Kirchenoberhauptes informiert. Das Läuten ist ein symbolischer Akt, der Trauer ausdrückt und die Gläubigen zum Gebet aufruft.
Papst Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren. Der Sohn italienischer Einwanderer trat früh in den Jesuitenorden ein und wirkte viele Jahre als Seelsorger und Erzbischof in Argentinien. 2013 wurde er als erster Papst aus Lateinamerika und erster Jesuit überhaupt zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt.
Franziskus prägte sein Pontifikat durch einen bescheidenen Lebensstil, eine klare soziale Botschaft und das Bemühen um Reformen innerhalb der Kirche. Immer wieder stellte er sich auf die Seite der Armen, Migranten und Ausgeschlossenen und setzte sich für Klimaschutz, Dialog und Barmherzigkeit ein. Nun trauern rund 1,4 Milliarden Katholiken weltweit um einen Papst, der Brücken bauen wollte – zwischen Kulturen, Religionen und Herzen.
Der Leichnam von Franziskus könnte bereits am Mittwoch im Petersdom aufgebahrt werden. Dann könnten Gläubige ihm die letzte Ehre erweisen, teilte der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, mit. Die dafür zuständigen Kardinäle würden am Dienstag die Entscheidung treffen.
Trauer und Bestürzung
Die aus Malta stammende Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola erklärte in Sozialen Medien, sie trauere um Franziskus. “Europa trauert um Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Sein ansteckendes Lächeln hat die Herzen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erobert”, erklärte sie. “Der ‘Papst des Volkes’ wird in Erinnerung bleiben für seine Liebe zum Leben, seine Hoffnung auf Frieden, sein Mitgefühl für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit. Möge er in Frieden ruhen”, schrieb Metsola.
Der französische Präsident Emmanuel Macron trauert um den Papst. “Von Buenos Aires bis Rom wollte Papst Franziskus, dass die Kirche den Ärmsten Freude und Hoffnung bringt. Möge diese Hoffnung über ihn hinaus immer wieder aufleben”, schrieb der französische Staatspräsident Emmanuel Macron auf X.
Auch Der designierte deutsche Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich bestürzt über den Tod des Papstes. “Der Tod von Papst Franziskus erfüllt mich mit großer Trauer. Franziskus wird in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung. Demut und der Glaube an die Barmherzigkeit Gottes leiteten ihn dabei. Damit berührte der erste Lateinamerikaner auf dem Heiligen Stuhl Menschen weltweit und über Konfessionsgrenzen hinweg. Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Gläubigen weltweit, die ihren Heiligen Vater verloren haben. Möge er in Frieden ruhen”, erklärte Merz laut der Nachrichtenagentur Reuters.
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof würdigte Papst Franziskus als einen Mann, der “in jeder Hinsicht ein Mann des Volkes” war. Die weltweite katholische Gemeinschaft verabschiede sich von einem Anführer, der die brennenden Probleme der Zeit erkannt und auf sie aufmerksam gemacht habe.
Der israelische Präsident Yitzhak Herzog würdigt den verstorbenen Papst Franziskus als einen Mann des “tiefen Glaubens, des Friedens und des Mitgefühls”. Er habe sein ganzes Leben “der Unterstützung der Armen und dem Ruf nach Frieden in einer unruhigen Welt” gewidmet, schrieb Herzog auf X über Franziskus in einer Kondolenzbotschaft an die christliche Welt und ihre Gemeinden im Heiligen Land. “Ich hoffe aufrichtig, dass seine Gebete für Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln (im Gazastreifen) bald erhört werden.”
Zwölf Jahre Pontifikat: Eine stille Revolution
Am 13. März 2013 trat Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus erstmals auf den Balkon des Petersdoms – mit einem schlichten „Buonasera“. Es war ein unspektakulärer, fast stiller Gruß, und doch kündigte er eine Zeitenwende an. Diese entwaffnende Einfachheit wurde zum Markenzeichen eines Pontifikats, das frischen Wind in die katholische Kirche bringen sollte.
Zwölf Jahre lang führte Franziskus die Kirche mutig auf neuen Wegen. Er öffnete die Türen weit – „für alle, alle, alle“, wie er oft sagte – und stellte sich dabei auch jenen Strömungen entgegen, die Veränderungen stets mit Skepsis begegnen. Nach dem historischen Rücktritt seines Vorgängers Benedikt XVI. war es Franziskus, dem es gelang, nicht nur einen Neuanfang einzuleiten, sondern auch eine tiefgreifende Erneuerung glaubwürdig zu verkörpern.
Er öffnete die Kirche für Geschiedene sowie Homosexuelle und stärkte die Rolle der Frauen innerhalb der Kirche. Seine Vision war eine „Kirche im Aufbruch“, hinaus zu den Menschen, besonders zu den Schwächsten: den Armen, den Ausgegrenzten, den Migranten.
Sein Name war Programm: Franziskus, nach dem heiligen Franz von Assisi, dem Armen und Radikalen seiner Zeit. Noch nie hatte ein Papst diesen Namen gewählt, ein Zeichen, das klarer nicht hätte sein können. Franziskus wollte eine Kirche, die dient, die zuhört, und die sich verändert im Geist des Evangeliums.
Messe für verstorbenen Papst in Lateranbasilika geplant
“Wir trauern um den Zeugen des Evangeliums, den barmherzigen Hirten, den Propheten des Friedens”, erklärte der Kardinalvikar für die Diözese Rom, Baldo Reina. Er wird um 19.00 Uhr in der Lateranbasilika einer Messe zum Ableben des Pontifex vorstehen, zu der die Priester, Diakone und alle Gläubigen der Diözese Rom eingeladen sind. Die Lateranbasilika ist nach dem Petersdom die zweitgrößte Kirche Roms.
Wenige Stunden nach dem Tod von Papst Franziskus läuteten die Kirchenglocken im Petersdom. Seit vielen Jahrhunderten ist das Läuten der Glocken das offizielle Zeichen, das die katholischen Gläubigen über den Verlust ihres Kirchenoberhauptes informiert. Das Läuten ist ein symbolischer Akt, der Trauer ausdrückt und die Gläubigen zum Gebet aufruft.
Inzwischen wurde die am kommenden Sonntag geplante Heiligsprechung des als “Cyber-Apostels” bekanntgewordene italienischen Jugendlichen Carlo Acutis suspendiert. Das kündigte der Vatikan an. Der 2006 an Leukämie gestorbene Teenager und Internet-Fan hätte bei der Zeremonie zum ersten Heiligen aus der Millennial-Generation werden sollen. Acutis half zu Lebzeiten Priestern dabei, Websites für ihre Pfarreien einzurichten. Zur Heiligsprechung waren zehntausende Pilger im Vatikan erwartet.
Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio war im März 2013 zum Nachfolger des aus Deutschland stammenden, zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. gewählt worden. Ein neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche muss nun von den wahlberechtigten Kardinälen im Konklave auserkoren werden, also hinter verschlossenen Türen. Ein Kardinal aus Österreich wirkt dieses Mal dabei nicht mit: Der emeritierte Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, hatte dafür die Altersgrenze von 80 Jahren im Jänner überschritten.
Staatstrauer in Argentinien
Im Heimatland von Papst Franziskus wurde nach Bekanntwerden seines Todes in den frühen Morgenstunden des Ostermontags (Ortszeit) eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen. Angeordnet wurde sie laut Kathpress von Präsident Javier Milei, der sich “als Präsident, als Argentinier und vor allem als gläubiger Mensch” von Franziskus verabschiedete und sich mit allen verbunden fühlte, “die heute von dieser traurigen Nachricht betroffen sind.” Der ultra-liberale Milei hob in seiner Würdigung auch Differenzen zu seinem Landsmann hervor, “die heute nebensächlich erscheinen”.
Trauer und Bestürzung weltweit
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni erklärte sich zutiefst erschüttert. “Diese Nachricht betrübt uns zutiefst, denn wir verlieren einen großen Mann und einen großen Seelsorger. Ich hatte das Privileg, seine Freundschaft, seinen Rat und seine Lehren zu genießen, die auch in Zeiten der Prüfung und des Leidens nie versagten”, so Meloni. “Wir werden Franziskus ́ Weg gehen, den Weg des Friedens suchen, das Gemeinwohl verfolgen und eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft aufbauen. Sein Lehramt und sein Vermächtnis werden nicht verloren gehen. Wir grüßen den Heiligen Vater mit einem Herzen voller Traurigkeit, aber wir wissen, dass er jetzt im Frieden des Herrn ruht.”
Die aus Malta stammende Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola erklärte in Sozialen Medien, sie trauere um Franziskus. “Europa trauert um Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Sein ansteckendes Lächeln hat die Herzen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erobert”, erklärte sie. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte mit großer Trauer. “Mit seiner Bescheidenheit und seiner aufrichtigen Liebe für die weniger Glücklichen inspirierte er Millionen, weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus”, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. “Meine Gedanken sind bei allen, die diesen tiefen Verlust spüren. Möge ihnen der Gedanke Trost spenden, dass das Erbe von Papst Franziskus uns allen auch weiterhin den Weg zu einer gerechteren, friedlicheren und mitfühlenderen Welt weisen wird.”
Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: “Von Buenos Aires bis Rom wollte Papst Franziskus, dass die Kirche den Ärmsten Freude und Hoffnung bringt. Möge diese Hoffnung über ihn hinaus immer wieder aufleben.” Auch der designierte deutsche Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich bestürzt über den Tod des 88-jährigen Papstes. Die Glocken von Notre Dame in Paris schlugen 88 Mal in Gedenken. Der Eiffelturm soll in der Nacht ausnahmsweise nicht erleuchtet werden, sondern dunkel bleiben, meldete der Sender BFM TV unter Berufung auf die Pariser Stadtverwaltung.
Der polnische Präsident Andrzej Duda bezeichnete Franziskus als einen “großen Apostel der Barmherzigkeit”. In ihm habe er die Antworten auf die Herausforderungen der modernen Welt gesehen, erklärte Duda auf der Plattform X. In seiner Seelsorge habe sich Franziskus von Demut und Einfachheit leiten lassen.
Das Weiße Haus reagierte zunächst nur mit einer knappen Botschaft auf X: “Ruhe in Frieden, Papst Franziskus.”
Argentinier folgte deutschem Papst Benedikt nach
Franziskus galt im Gegensatz zu Benedikt als Reformer. Er verzichtete demonstrativ auf Pomp und Privilegien des Papsttums. Bei seinem Amtsantritt lehnte er die traditionelle karmesinrote, mit Pelz besetzte “Mozzetta” ab. Auch die luxuriösen roten “Schuhe des Fischers” blieben im Kasten.
Der Papst wollte die Kirche für mehr Gläubige öffnen und rief dazu auf, Homosexuelle mehr Willkommen zu heißen. Dennoch verbot der Vatikan 2021 Priestern die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen. 2020 lehnte Franziskus es ab, einige verheiratete Männer in entlegenen Gebieten zu ordinieren.
Andererseits berief Franziskus mehr Frauen in leitende Positionen im Vatikan als jeder seiner Vorgänger. Er stieß den Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam an, indem er als erster Papst die Arabische Halbinsel besuchte. Unter seiner Aufsicht erlaubte zudem eine reformierte Vatikan-Verfassung jedem getauften Laienkatholiken, einschließlich Frauen, die Leitung der meisten Abteilungen in der zentralen Verwaltung der katholischen Kirche.
Konservative Gegner
Vieles setzte er gegen den Widerstand des konservativen Flügels in der Kirchenhierarchie durch. Manches deutet darauf hin, dass die Kirche seinen Kurs nach seinem Tod beibehalten könnte: Franziskus ernannte etwa 80 Prozent der Kardinäle, die nun den nächsten Papst wählen werden.
Franziskus ging auch gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche vor. 2019 berief er fast 200 Kirchenführer zu einem Gipfeltreffen und setzte ein Dekret durch, das Bischöfe direkt für sexuellen Missbrauch oder dessen Vertuschung verantwortlich machte. Zudem schaffte er das “päpstliche Geheimnis” für Missbrauchsfälle ab.
Geboren wurde Franziskus am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires. Nach einer Ausbildung als Chemietechniker entschied sich das Mitglied des bekannten Fußballvereins San Lorenzo für das Priesteramt und wurde 1969 geweiht. Schon nach vier Jahren wurde er 1973 zum Provinzial des Jesuitenordens für Argentinien gewählt. In diese Zeit fiel die Militärdiktatur, während der rund 30.000 Menschen verschleppt und ermordet wurden. In seiner Heimat wurde der Vorwurf erhoben, Bergoglio habe als Jesuiten-Provinzial während der Militärdiktatur Ordensbrüdern nicht ausreichend Rückendeckung gegeben. In einem Interview mit Reuters 2018 sagte Franziskus, er vermisse Argentinien nicht: “Ich vermisse nur die Straße. Ich bin ein ‘callejero’ (ein Mann der Straße).”
Schlichtheit statt Pomp
In einem Interview mit Reuters 2018 sagte Franziskus, er vermisse Argentinien nicht: “Ich vermisse nur die Straße. Ich bin ein ‘callejero’ (ein Mann der Straße).” Franziskus war das erste Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika und der erste Jesuitenpapst der Geschichte. Er zeigte sich bemüht, die Rolle mit Schlichtheit auszufüllen. Die prunkvollen päpstlichen Gemächer im Apostolischen Palast, die von seinen Vorgängern genutzt wurden, nahm er nie in Besitz. Er zog es für seine “psychische Gesundheit” vor, in Gemeinschaft zu leben.
Im Laufe seines Pontifikats sah er sich auch heftiger Kritik von Konservativen ausgesetzt, die ihm vorwarfen, lieb gewonnene Traditionen zu zerstören. Er zog auch den Zorn der Progressiven auf sich, die ihm vorwarfen, dass er mehr hätte tun müssen, um die 2000 Jahre alte Kirche umzugestalten.
Auf seinen zahlreichen Auslandsreisen zog Franziskus als erstes aus Lateinamerika stammendes Kirchen-Oberhaupt riesige Menschenmengen an. Er hatte kürzlich erst eine doppelte Lungenentzündung überstanden. Als der gebürtige Argentinier Jorge Mario Bergoglio war am 13. März 2013 zum Papst gewählt wurde, geschah dies zur Überraschung vieler Kirchenkenner, die den für seine Sorge um die Armen bekannten Kleriker als Außenseiter gesehen hatten.
Aktuell sind 74 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen